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Sport: Sensibel sein

Christopher Lück über den Sport nach dem 11. September Den nächsten Terroranschlag ahnt niemand voraus.

Christopher Lück über

den Sport nach dem 11. September

Den nächsten Terroranschlag ahnt niemand voraus. Die Verantwortlichen in der Welt des Sports schon gar nicht. Und so waren die vielen Funktionäre in den zahlreichen großen Verbänden unvorbereitet, als der 11. September 2001 auch die Frage aufwarf: Muss jetzt Fußball gespielt werden, sollen die Rennen der Formel 1 gestartet werden? Eilig liefen die Funktionäre noch im Laufe des 11. Septembers zusammen, um zu entscheiden, wie sich der Sport verhalten solle. Aber keiner wusste es so genau. Was war die richtige Entscheidung?

Der europäische FußballVerband Uefa entschied aus Gründen „der Neutralität des Sports“, die Begegnungen der Champions League nicht abzusagen. Erst nach massiver Kritik revidierte die Uefa das eigene Urteil, aber da hatte beispielsweise der Fußball-Bundesligist und Champions-League-Teilnehmer FC Schalke 04 schon zu Hause gegen Panathinaikos Athen antreten müssen – und verloren. Fast alle Spieler, auch die siegreichen Griechen, mussten sich natürlich äußern nach der Partie, zum Terror, zum Spiel, zu ihren Gefühlen. Und wie selbstverständlich sagten fast alle den einen Satz: Uns war nicht wirklich nach Fußball zumute. Auch die Formel 1 startete fünf Tage später in Indianapolis, nur der Deutsche Sportbund sagte spontan eine ganze Reihe von Veranstaltungen ab.

Und heute, zwei Jahre danach: Hat der Sport Konsequenzen gezogen, eine Art Verhaltenskodex definiert? Die Verbände sagen unisono, man müsse „sensibel von Fall zu Fall“ entscheiden. Im Sportausschuss des Deutschen Bundestages haben sie über einen Verhaltenskodex nie diskutiert. Der Vorsitzende Peter Rauen (CDU) sagt: „Eine prophylaktische Auseinandersetzung mit dem Thema macht ein gesundes Hirn nicht mit.“ Auch die Sportwissenschaftler geben zwar zu, dass die Sportverbände am 11. September „hilflos“ waren. Dennoch sieht beispielsweise Peter Hirtz, langjähriger Dekan an der philosophischen Fakultät der Universität Greifswald, für die Zukunft keine Alternative. Seine Meinung vertreten viele: „Fälle wie der 11. September eignen sich nicht zum Verallgemeinern. Eine Kategorisierung im Vorhinein ist gefährlich und pietätlos.“

Man kann sich dieser Auffassung anschließen, nur eines sollten sich die Sportverbände und insbesondere die mächtigen Chefs von Uefa und Fifa merken: Neutral ist der Sport nie.

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