zum Hauptinhalt

Sport: Sensible Seelen

Die Basketballer von Alba Berlin tragen Tarnfarbe. Hellblau sind die Trikots der Spieler, doch die Farbe, die den Zustand des gestrauchelten Meisters beschreibt, ist eine andere.

Die Basketballer von Alba Berlin tragen Tarnfarbe. Hellblau sind die Trikots der Spieler, doch die Farbe, die den Zustand des gestrauchelten Meisters beschreibt, ist eine andere. "Bei uns ist nicht alles rosa, aber auch nicht alles schwarz", sagt Vizepräsident Marco Baldi. Von beiden Farben ist ein bisschen vorhanden, wenn auch die Niederlage im Prestigeduell gegen Köln tiefschwarze, möglicherweise wegweisende Spuren hinterlässt. Die Mannschaft hat nicht, wie in Bamberg, den entscheidenden Korb drei Sekunden vor Schluss einstecken müssen. Das Publikum war auch nicht fanatisch-gemein wie in Trier. Nein, die Berliner waren einfach einen Tick schlechter. Sie müssen sich daran gewöhnen, dass die Dominanz der letzten fünf Jahre vorbei ist.

Tabellenfünfter ist Alba, "das ist absolut ungewohnt und natürlich nicht befriedigend", sagt Baldi, "wir beschönigen nichts, aber ich wehre mich dagegen, dass jedes Spiel nun ein Schicksalsspiel ist, das ist es auch in der Euroleague nicht." Dort tritt Alba heute (20.30 Uhr, live im Inforadio) bei Unicaja Malaga an. Der Korac-Cup-Sieger und ungeschlagene Tabellenführer der spanischen Liga geht wie Alba mit zwei Siegen und drei Niederlagen in die Partie. Malaga ist Sechster in der Europaliga, Alba Siebter. Die Spanier gewannen beide Heimspiele, gegen Charleroi und Olympiakos Piräus.

"Auswärts müsste uns mal ein Coup gelingen. In Malaga wird das aber schwer. Das Remmidemmi von 8000 Zuschauern ist nervtötend", sagt Baldi. Immerhin: Unterschätzen wird Alba das Team von Startrainer Bozidar Maljkovic sicher nicht - es ist ja kein Bundesligaspiel. Die Frage ist eher, wie die sensiblen Meisterseelen die Niederlage gegen Rhein Energy verkraftet haben. "Wir werden Deutscher Meister", hatte Marko Pesic unmittelbar nach Spielschluss bereits kämpferisch verkündet. Am Sonntag analysierte die Mannschaft das Spiel auf Video, "es geht darum, Motivation und Atmosphäre im Training zurückzubringen", sagte Trainer Emir Mutapcic zu Wochenanfang. Baldi fordert, dass die Spieler "die Schuld nicht auf andere schieben, sondern sich an die eigene Nase fassen". Dass Trainer Emir Mutapcic - im Gegensatz zu seinem Vorgänger, dem Choleriker Pesic - zu ruhig und nett sei, glaubt Albas Vizepräsident nicht: "Mutapcic war als Spieler ein Kämpfer, er ist es auch jetzt. Außerdem brauchen die Spieler gar keinen Tritt in den Hintern."

Um zu Baldis Farbenlehre zurückzukehren: Einsatzbereitschaft und die Euroleague-Siege zuletzt gegen Treviso und Wroclaw sind rosa gezeichnet, mangelnde Konstanz, Verletzte und die erstaunlich vielen Niederlagen sind die dunklen Flecken. Nun hat sich auch noch Teoman Öztürk, nach Zideks Operation einer der Hoffnungsträger auf der Center-Position, leicht am Oberschenkel verletzt. Die verletzten Nationalspieler sollten sich in der Länderspielpause ab Sonntag auskurieren. Doch das wird nur bedingt funktionieren. Marko Pesic und Henrik Rödl stehen, obwohl beide angeschlagen, wie auch Stipo Papic im endgültigen Kader für die EM-Qualifikation. Die Verletzten Stefano Garris und Jörg Lütcke strich Bundestrainer Henrik Dettmann hingegen aus dem erweiterten Aufgebot. "Ich hätte mir gewünscht, dass auch Rödl und Pesic in Berlin bleiben", sagt Baldi. Aber die Zeiten, da fast alles nach Albas Wunsch ging, sind vorbei.

Helen Ruwald

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false