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Sport: „Sepp Maier war vorbelastet“

Oliver Reck über die Torhüter der Nationalelf

Herr Reck, Sie sind 1996 mit Jürgen Klinsmann Europameister geworden. Haben Sie ein bisschen darauf spekuliert, Torwarttrainer der Nationalmannschaft zu werden?

Wieso sollte ich? Ich habe einen Job bei Schalke, in dem ich ganz gut ausgelastet bin. Außerdem hat der Jürgen ja auch lange mit Andi Köpke zusammengespielt.

Sie haben anders als Andreas Köpke zumindest Erfahrung als Torwarttrainer.

Aber Erfahrung im Tor hat der Andi genauso wie ich – auch wenn er nicht so viele Titel gewonnen hat. Ich halte sehr viel von ihm, fachlich und menschlich.

Wer ein guter Torwart war, wird also auch ein guter Torwarttrainer.

Nein, das reicht noch lange nicht. In unserem Job ist das ganze Drumherum inzwischen enorm wichtig geworden.

War Sepp Maier ein guter Torwarttrainer?

Auf jeden Fall. Er hat ein unwahrscheinlich umfangreiches, sehr komplexes Trainingsprogramm gemacht. Aus diesem Fundus bediene ich mich heute noch. Sepp ist auch ein sehr umgänglicher Typ. Wir Spieler haben ihn immer gemocht.

Es hat also keine fachlichen Gründe für seine Entlassung gegeben.

Bestimmt nicht. Der große Nachteil war, dass Sepp Maier auch bei den Bayern angestellt ist und mit Oliver Kahn zusammenarbeitet. Er war da etwas vorbelastet. Als Torwarttrainer musst du objektiv sein.

Aber wenn Maier Kahn nun mal für den besseren Torhüter hält…

Dann kann er das Jürgen Klinsmann ja so mitteilen. Aber als Torwarttrainer ist es immer problematisch, nach außen einen Kommentar abzugeben. Ich hätte an seiner Stelle gar nichts gesagt.

Ist Köpke nicht auch in gewisser Weise vorbelastet: Bei der EM 1996 und der WM 98 war er die Nummer eins – vor Oliver Kahn?

Ich hoffe nicht, dass es da Probleme gibt. Glaube ich auch nicht. Aber es muss jetzt ein klärendes Gespräch geben.

…in dem sich Jürgen Klinsmann eindeutig auf eine Nummer eins festlegt?

Nein, der Bundestrainer muss mit mehreren Torhütern planen. Stellen Sie sich vor, einer der beiden verletzt sich drei Wochen vor der WM.

Sie waren 1996 dritter Torhüter hinter Köpke und Kahn. Wie haben Sie deren Konkurrenzkampf damals erlebt?

Oliver hat seine Rolle akzeptiert. Er war sehr profihaft, hat überhaupt kein Theater gemacht. Das lag auch daran, dass sich Berti Vogts sehr früh auf Andreas Köpke als Nummer eins festgelegt hat.

Kahn hat mal erzählt, er habe damals mit einem Lächeln trainiert, danach aber auf seinem Zimmer vor Frust ins Kissen gebissen.

Davon habe ich nichts mitbekommen.

Sie haben nie eine Konfliktsituation erlebt?

Ich kann mich nicht erinnern. Aber der Andi hat ja auch kein Golf gespielt.

Golf?

Wir hatten damals eine Golfgruppe mit Oliver Kahn, Sepp Maier und mir.

Und da haben Sie dann hinter Köpkes Rücken gegen ihn gewettert.

Nein, beim Golf haben wir uns mit diesem Thema nicht beschäftigt.

Die Fragen stellte Stefan Hermanns.

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