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Serie A: Ladenhüter im Angebot

Niemand will Italiens klamme Fußballklubs. Nicht nur der Spielermarkt ist in dieser Saison eingebrochen - das gesamte italienische Fußball-Monopoly will nicht mehr funktionieren.

Was ist bloß los mit Italiens Vereinsfußball? Sportlich gesehen, im internationalen Vergleich, ist im Moment nur Mittelmaß erkennbar, jedenfalls gemessen an den eigenen Ansprüchen. Wenn die Klubs der Serie A im Europapokal so weitermachen wie bisher – vier Unentschieden, zwei Siege und zwei Niederlagen in der Champions League, drei Siege und drei Niederlagen in der Europa League – dann geraten die insgesamt sieben Startplätze für die europäischen Wettbewerbe bald in Gefahr. Diese Vision verbreiten die großen Sporttageszeitungen „Corriere della Sera“ und „Gazzetta dello Sport“ regelmäßig, natürlich ständig verbunden mit der Warnung, dass dies Italiens Fußball nahe an den Abgrund drängen würde.

Was die professionellen Beobachter aber noch mehr erschreckt, ist die Tatsache, dass das italienische Fußball-Monopoly nicht mehr funktionieren will. Nicht nur der Spielermarkt ist in dieser Saison eingebrochen. Vorbei sind auch die Zeiten, als ein mittelständischer Unternehmer wie etwa Maurizio Zamparini sich über Pordenone, Venedig und Palermo in die erste Liga kaufen und bei allen Transaktionen sogar noch finanziellen Gewinn einstreichen konnte. 1,4 Milliarden Euro setzt die Serie A um, mehr als in der Vergangenheit. Weil die Schuldenlast aller Vereine mit rund zwei Miliarden Euro aber den Jahresumsatz deutlich übertrifft und trotz Krise auch die Lohnkosten weiter gewachsen sind, verwundert es kaum, dass potenzielle Käufer nicht unbedingt Schlange stehen.

Zwar will nicht jeder Eigner diesen finanziellen Ballast loswerden. Die einen – die Pozzo in Udine, die Preziosi in Genua und die Ruggieri in Bergamo – hat das Fußballfieber generationsübergreifend erfasst. Andere, wie die Sensi in Rom, kämpfen trotz zunehmendem Verkaufsdrucks der Gläubigerbank Unicredit um die letzte große gesellschaftliche Plattform, die ihnen geblieben ist. Wer aber ernsthaft abstoßen will, muss viel Geduld mitbringen – und auf Investoren aus dem Ausland warten.

Die gibt es in allen Schattierungen: Amerikanische Finanzgurus und Mode-Zaren, arabische Ölscheichs und russische Gasmultis, Schweizer Manager und albanische Selfmademen fragten bei diversen Vereinen an. Doch sie alle zogen nach genauerer Prüfung der Bücher wieder ab. Ob sie im einen oder anderen Fall auf eine doppelte Buchführung wie einst bei Juventus Turin gestoßen waren, blieb unbekannt. Die Ex-Frau des brasilianischen Profis Emerson hatte nach ihrer Scheidung nicht nur Alimente aus dem offiziellen Kontrakt beansprucht, sondern auch aus dem Geheimvertrag – und so die gängige Entlohnungspraxis offen gelegt. Den texanischen Immobilienmakler Tim Barton hatte vom Kauf des AS Bari offiziell die Tatsache abgehalten, dass er den Kaufpreis von 25 Millionen Euro hätte verdoppeln müssen, um durch die Saison zu kommen.

Für den albanischen Unternehmer Rezart Taci kann Geld nicht der Grund vom überraschenden Rücktritt vom Kauf des FC Bologna gewesen sein. Taci will jetzt den AC Mailand für 700 Millionen Euro erwerben. Milan-Eigner Silvio Berlusconi dementierte umgehend jede Verkaufsabsicht. Doch dass er zu Saisonbeginn als einziger Präsident das Gehaltsvolumen signifikant gesenkt hat, wertet man in Mailand als Indiz, den Klub für einen Besitzerwechsel fit zu machen.

Als Regierungschef sorgt Berlusconi für eine weitere Verbesserung der Marktlage. Ein Gesetz, das den Klubs erlaubt, Stadien in eigenen Besitz zu nehmen, ist in Vorbereitung. Bis zu englischen Verhältnissen, die wegen ihres Erfolgs ersehnt, wegen des ausländischen Einflusses aber auch als nationale Entmachtung gefürchtet werden, ist es in Italien noch ein weiter Weg.

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