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Platz für hohe Bälle. Die Volleys trainieren meist in Charlottenburg.

© Kitty Kleist-Heinrich

Serie: Berliner Sportler und ihr Arbeitsplatz (VII): Robert Kromm und die Beulen der Sömmeringhalle

Früher war die Sömmeringhalle in Charlottenburg auch sein Wettkampfort. Jetzt ist Robert Kromm mit den BR Volleys hierher zum Trainieren zurückgekommen.

Von Johannes Nedo

Auch Sportler haben einen gewöhnlichen Arbeitsplatz. Einen, an den sie jeden Morgen fahren. An dem sie mal Freude und mal Frust erleben. Mit dem sie viel verbinden. Und der das Basislager für ihre Karriere ist. In unserer Serie stellen Berliner Sportler ihre Arbeitsplätze vor.

Sobald Robert Kromm die Sömmeringhalle betritt, besteht für ihn ein erhöhtes Verletzungsrisiko. Die Decken in den Gängen hinter der Tribüne sind so niedrig, dass der Kapitän der BR Volleys immer den Kopf einziehen muss. Weniger als zwei Meter sind diese hoch und Kromm ist eben 2,12 Meter groß. So muss er die letzten Schritte zum Training immer gebückt gehen. „Ich habe mir bestimmt schon ein paar Mal den Kopf gestoßen, aber das verdränge ich schnell“, sagt der 32-Jährige. „Ich hatte schon so viele Beulen in meinem Leben.“

Einige dieser Beulen wird er sich zweifellos in der Sömmeringhalle in Charlottenburg geholt haben. Dreimal pro Woche trainiert der Außenangreifer, der gerade zum Volleyballer des Jahres gewählt wurde, mit seinen Teamkollegen dort. Doch Kromm kennt die Sömmeringhalle nicht nur als Trainingsort. Als die Volleys zu Beginn seiner Karriere noch unter dem Namen SCC Berlin antraten, bestritt die Mannschaft alle Pflichtspiele dort. Erst zur Saison 2011/12 zogen die Volleys in die Max-Schmeling-Halle um. „Ich habe noch viele Erinnerungen an die Sömmeringhalle während meiner ersten Zeit im Verein von 2003 bis 2005“, sagt Kromm.

Als die Lautsprecher von der Decke kamen und das Netz riss

An Champions-League-Spiele gegen italienische Topklubs. Oder an das letzte Play-off-Finalspiel der Saison 2003/04 gegen Friedrichshafen. Im dritten Satz fuhr plötzlich der große Metallkorb mit den Lautsprechern von der Decke herunter. „Keiner konnte ihn stoppen“, sagt Kromm. Das Netz riss und als es danach wieder weiter ging, spielte sich das SCC-Team in einen Rausch – und gewann zum ersten Mal den Meistertitel in Berlin.

Die Sömmeringhalle hat sich seither kaum verändert. Noch immer gibt es die gewölbte Decke mit der braunen Balkenkonstruktion, noch immer gibt es die dunklen Zuschauertribünen. Nur dass die Galerie oberhalb der Stirnseite nun nicht mehr als VIP-Tribüne fungiert, wo Gäste damals mit Salzstangen und Bockwurst verköstigt wurden. Auch die Musik in der Halle kommt vor dem Training nicht aus den großen Boxen. Laute Beats wummern aus der Umkleidekabine. „So kommen wir gut in Stimmung“, sagt Kromm. Rund um das Training hat jeder Spieler noch eine spezielle Aufgabe. Kromm kümmert sich immer um die Bälle: zählen, nachpumpen und später wieder zusammensuchen.

Schlüsselspieler bei den BR Volleys: Robert Kromm.
Schlüsselspieler bei den BR Volleys: Robert Kromm.

© Foto. Kitty Kleist-Heinrich

So kennt er fast jede Ecke der Sömmeringhalle, und in anderen Berliner Sporthallen kennt er sich auch bestens aus. Denn seit die eigentliche Trainingsstätte der Volleys, das Horst-Korber-Zentrum, im September 2015 als Flüchtlingsunterkunft beschlagnahmt wurde und auch nach dem Freizug im Mai noch nicht renoviert ist, zieht das Team umher. „Ich komme mir vor wie ein Außendienstmitarbeiter“, sagt Kromm. Er wohnt mit seiner Familie in Weißensee, an einem Arbeitstag fährt er erst nach Halensee zum Krafttraining in ein Fitnessstudio, dann nach Hause und danach zur Sömmeringhalle oder zum Sportforum in Hohenschönhausen. „Mein Traum wäre, dass wir mal eine eigene Kabine haben“, sagt er. „Aber wir sind derzeit mal hier, mal dort.“ Meistens jedoch in der Sömmeringhalle, mit den niedrigen Decken.

Bisher erschienen: Wasserspringer Patrick Hausding und die Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark, Natascha Keller und das Hockeystadion an der Wilskistraße, Hertha-Profi Sebastian Langkamp und der Olympiapark, Akeem Vargas und das Trainingszentrum von Alba, Paul Drux und das Trainingszentrum der Füchse, Eisbären-Profi André Rankel und der Wellblechpalast.

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