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Seriensieger: Jenson Button: Vom Playboy zum Langweiler

Brawn-Pilot Jenson Button führt die Formel 1 inzwischen so überlegen an wie einst Michael Schumacher.

Sechs Rennen ist die aktuelle Formel-1-Saison alt, fünf dieser Rennen hat Jenson Button für sich entschieden. Der Brite führt die Rennserie im Moment dermaßen souverän an, dass sich ein Vergleich mit einem großen Vorgänger aufdrängt: Zuletzt ist Michael Schumacher 1994 im Benetton sowie 2002 und 2004 im Ferrari so dominant in die Saison gestartet. Da auch noch der Mann im Hintergrund, Ross Brawn, derselbe ist, wird dieser inzwischen immer häufiger danach gefragt, wie er denn Button im Vergleich mit Schumacher sehe. Und gerät dabei ein bisschen in Verlegenheit, weil er schon nicht ganz zu Unrecht findet, dass ein extrem starker Saisonbeginn sich noch nicht gleich mit Schumachers langer Erfolgskarriere auf eine Stufe stellen lasse.

Eines kann Button aber keiner absprechen: Auch wenn er mit dem Brawn GP ein überlegenes Auto hat – der 29-Jährigen nutzt im Moment konsequent jede Chance, die sich ihm bietet. Er macht praktisch keine Fehler und kann im entscheidenden Moment immer noch ein kleines bisschen zulegen. Sein weicher, ruhiger Fahrstil – nicht spektakulär, eher unauffällig – aber sehr effizient und trotzdem schnell, lässt manchmal auch Vergleiche mit dem viermaligen Weltmeister Alain Prost aufkommen. In Monte Carlo am vergangenen Sonntag trug auch dieser Fahrstil und eine gewisse Cleverness dazu bei, dass Button schon im ersten Teil des Rennens alles klarmachen konnte.

Er war einer der wenigen, die sich trauten, mit superweichen Reifen zu starten – und bei ihm hielten sie, bei seinem Teamkollegen Rubens Barrichello und auch bei Sebastian Vettel nicht. „Ich bin in den ersten Runden aber auch betont vorsichtig gefahren“, sagte Button. Dass das Feld zu diesem Zeitpunkt noch dicht hinter ihm war, brachte ihn nicht aus der Ruhe.

Als er im Jahr 2000 in die Formel 1 kam, galt Button als Wunderkind, wie später Lewis Hamilton – nur dass bei Button die großen Erfolge ausblieben. Dafür haftete ihm bald das Image des Playboys an, der das Formel-1-Geschäft wenig ernsthaft und konzentriert angehe, der Party-Jetset und attraktiver Damenwelt ein bisschen zu sehr zugeneigt sei. Noch in der vergangenen Saison, als er im Honda nichts erreichen konnte, ließ er sich sichtbar hängen und wirkte unmotiviert. Möglicherweise einer der Gründe, warum Brawn, auch wenn er Button jetzt noch so sehr lobt, vor Saisonbeginn offensichtlich wirklich glaubte, mit Rubens Barrichello den Fahrer mit den größeren Chancen zu haben.

Jetzt ist die Rollenverteilung allerdings eindeutig und Barrichello spielt hinter Jenson Button die gleiche Rolle, die er auch bei Ferrari hinter Michael Schumacher spielte: die der Nummer zwei. „Der Abstand zwischen Button und Barrichello ist wohl etwa wie zwischen Schumacher und Barrichello“, sagt Brawn, wobei er aber stets betont, Barrichello sei ja bei einigen Rennen durchaus schneller gewesen als Schumacher. Auch Button versucht bei jeder passenden Gelegenheit, darauf hinzuweisen, was für ein harter Gegner sein Teamkollege doch sei, wie stark er „gerade jetzt“ mal wieder gefahren sei.

An den WM-Titel, den er in diesem Jahr wohl kaum noch verlieren kann, will Button offiziell immer noch nicht denken. „Ich nehme die Dinge, wie sie kommen“, sagt er. „Und wenn ihr aufhören würdet, mich ständig nach dem Titel zu fragen, dann könnte ich mich vielleicht auf das nächste Rennen in der Türkei konzentrieren.“ Am Sonntag wollte er allerdings seinen Monaco-Triumph erst noch ein bisschen feiern. Zunächst beim traditionellen Fürstendinner, dann mit seinem ganzen Clan. Denn bei aller neuen Konzentration auf den Sport und bei all dem Erfolg, die ihn neulich zu der Bemerkung brachten, „ich glaube, ich bin ein Langweiler geworden“ – ein kleines bisschen vom alten Leben muss ab und zu doch noch sein.

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