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Sport: Servus zum Abschied

Jan Schlaudraff wird wohl zu den Bayern wechseln

Spielerberater Manfred Schulte führte am Freitagmittag ein längeres Telefonat mit der Klubführung von Bundesligist Borussia Dortmund. Es gab nur ein Thema: Jan Schlaudraff, zurzeit noch Fußballnationalspieler in Diensten der Aachener Alemannia. Noch sei nicht entschieden, welche Offerte Schlaudraff, der im Sommer für die festgeschriebene Ablösesumme von einer Million Euro zu haben ist, annehmen werde, soll Schulte versichert haben. Bremen, Stuttgart, Leverkusen, Dortmund und der FC Bayern hatten den schnellen Pendler zwischen offensivem Mittelfeld und Angriff – sechs Tore hat der 23-Jährige in dieser Saison erzielt – ins Visier genommen. Am Ende des Wettbietens blieben Borussia Dortmund und Bayern München übrig. Die Borussia rechnet dem Vernehmen nach allerdings seit einigen Tagen nicht mehr mit Schlaudraffs Unterschrift. Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke erklärte dem Tagesspiegel gestern, es gäbe keinen Anlass zu weiteren Korrekturen am Vertragswerk: „Es ist jetzt alles ausverhandelt.“

Die „Ruhr-Nachrichten“ hatten in ihrer Freitagsausgabe berichtet, Schlaudraff habe sich innerlich bereits entschieden. Gegen Dortmund. Für den FC Bayern. Konfrontiert mit einem Text über seinen bevorstehenden Wechsel an die Säbener Straße hatte Aachens Topverdiener (sein Gehalt wurde vor wenigen Monaten auf einen hohen sechsstelligen Betrag angehoben) erklärt, da könne er nicht widersprechen. Gestern ruderte der Spieler im Gespräch mit dem Tagesspiegel nicht zurück: „Die Tendenz geht eben in diese Richtung. Das ist schon richtig.“ Nur unterschrieben sei noch nichts: „Solche Gerüchte sind Blödsinn!“

Am Mittwoch zuvor hatte Jan Schlaudraff das Pokal-Schicksal seines vermutlich neuen Arbeitgebers FC Bayern gerade erst mit einem Slalomtor zum 4:2 besiegelt und den Rekordmeister aus dem Wettbewerb geschossen, da ließ Uli Hoeneß wenig verklausuliert große Nähe zum neuen Aachener Star durchblicken: „Das wird er noch teuer bezahlen“, prophezeite Münchens Manager grinsend. Wahrscheinlicher ist, dass Uli Hoeneß selbst tief in die Tasche greifen muss, denn Schlaudraff, der nur unwesentlich langsamer ist als sein Nationalmannschaftskollege David Odonkor von Real Betis, dem Klub aus Sevilla, aber über weitaus größere technische Fertigkeiten verfügt, wird inzwischen auf ein künftiges Jahressalär von annähernd zwei Millionen Euro taxiert.

Beim Branchenführer Bayern, der wie Borussia Dortmund – und im Gegensatz zum SV Werder – ein Tempodefizit im offensiven Mittelfeld beklagt, könnte der Nationalspieler, falls er sich in München durchsetzt, womöglich in der Champions League spielen. Ob Borussia Dortmund im Sommer 2007 überhaupt international vertreten sein wird, ist angesichts eines Rückstandes von fünf Punkten auf Platz fünf nach der Bundesliga-Hinrunde fraglich.

Das Dortmunder Konzept, sagte Schlaudraff nach einer Verhandlungsrunde mit Watzke und BVB-Sportdirektor Michael Zorc, habe ihn „wirklich überzeugt“. Am Ende wird es aber wohl der Traum von der renommiertesten Adresse im deutschen Profifußball sein, der den Ausschlag gibt. Den Winterurlaub verbringt Schlaudraff in den Niederlanden. Zur Unterschrift wird er erst im Januar gebeten – vorher darf ein Wechsel laut den Regeln der Fifa nicht bekannt gegeben werden. „Verträge werden im Januar gemacht“, sagte Uli Hoeneß.

Sascha Frigge[Aachen]

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