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Sport: Sicherheit aus der zweiten Reihe

Alba vertraut in Caserta auf seine Bankspieler

Berlin - Joe Dabbert hatte keine Ahnung, was da auf ihn zugeflogen kam. Der Basketballer der Frankfurt Skyliners hatte gerade einen Pass bekommen und stand scheinbar frei unter dem Korb von Alba Berlin. Als der 2,10 Meter große Center zum Korbleger hochging, übersah er den 15 Zentimeter kleineren Berliner Bryce Taylor, der von der anderen Seite angesprintet kam und den Wurf unter dem Jubel seiner Mitspieler und der Zuschauer blockte. Frankfurt hätte in einer umkämpften Partie in Führung gehen können, so aber drehte Alba das Spiel noch und gewann am Ende 81:77 (35:44). „Taylor hatte ein paar großartige Aktionen im Schlussviertel, in Angriff und Verteidigung“, gab Frankfurts Trainer Gordon Herbert später zu. „Albas ganze Bank war extrem wichtig heute.“ Die Berliner Auswechselspieler um Bryce Taylor sollen auch heute wieder ein großer Faktor sein, wenn Alba gut 48 Stunden nach dem Spiel gegen Frankfurt im Eurocup bei JC Caserta antritt.

Die Italiener dürften Taylor allerdings kaum so übersehen, wie es Joe Dabbert getan hatte: Albas zweite Reihe ist in der noch jungen Saison bereits zu einem Markenzeichen des neuen Berliner Teams geworden. Gegen Frankfurt war Taylor der entscheidende Mann, aber auch Aufbauspieler Hollis Price steuerte zur Aufholjagd zwei wichtige Dreipunktewürfe und insgesamt elf Punkte bei. Sven Schultze hatte in mehreren Spieler zuvor bereits gezeigt, dass mit seinen Distanzwürfen sofort zu rechnen ist, wenn er eingewechselt wird. „Wenn die Spieler wissen, dass da noch einer mit viel Energie kommt, gibt das allen ein Sicherheitsgefühl“, sagt Albas Geschäftsführer Marco Baldi.

Physisch sei der enge Spielplan kein Problem für Albas Profis – mental schon eher. „Wenn man die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilen kann, gibt das dem ganzen Gebilde Stabilität“, sagt Baldi. „Aber so ist das Team auch gebaut.“ Alba verfügt in diesem Jahr über verschiedene Spielertypen, die Trainer Luka Pavicevic nach Bedarf einsetzen kann. Gegen die athletisch starken Frankfurter vertraute er auf Bryce Taylor, Lucca Staiger blieb dafür das ganze Spiel über auf der Bank. Staigers Fähigkeiten als Distanzschütze sind überragend, der Schnellste in der Verteidigung ist er allerdings nicht. Für Marco Baldi ist jedoch „ein Energieschub“, den ein Bankspieler bringt, mitunter wichtiger, als die Punkte, die er erzielt. Genau das habe Taylor gegen Frankfurt geleistet: „Bryce war da. Er war hellwach.“

Beim Auswärtsspiel in Caserta, etwa 40 Kilometer von Neapel entfernt, sind die Berliner eher positivem Druck ausgesetzt. Beide Teams sind nach zwei Spieltagen in der Gruppe H noch ungeschlagen, mit einem Sieg gegen den letztjährigen Dritten der italienischen Meisterschaft würde Alba einen großen Schritt in Richtung Zwischenrunde machen. Dafür wird es wieder nötig sein, dass ein Alba-Spieler aus der zweiten Reihe einen erstklassigen Tag erwischt. Bryce Taylor jedenfalls hatte am Sonntag Gefallen an seiner Rolle gefunden: Nach seinen Block gegen Dabbert brüllte er all seine Freude heraus.

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