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Sidney Sam, hier im Champions-League-Spiel gegen San Sebastians Alberto De La Bella.

© dpa

Sidney Sam: Konstant rasant

Früher faul, heute fleißig: Bayer Leverkusens Sidney Sam hat seine Einstellung geändert und damit in diesem Sommer einen großen Schritt nach vorn gemacht.

Es gibt eine Reise im Leben von Sidney Sam, die zu einem Wendepunkt in der Karriere des gebürtigen Kielers geworden ist. Der US-Trip des deutschen Nationalteams, parallel zum deutsch-deutschen Champions-League-Finale in London gestartet, wurde viel belächelt. Für den Leverkusener entwickelte sich der Abstecher über den Atlantik jedoch zum Gewinn. „Die USA-Reise war sehr wichtig für mich, weil ich mich da präsentieren konnte“, sagt Sam, der in Bayers Mannschaft lange mal drin und mal draußen war – ehe er dem Auf und Ab mit Beginn der neuen Runde ein Ende setzte.

Schon sein Start in die Saison war bemerkenswert, zuletzt hob er sein Niveau noch mal an: Beim 2:0 über Hannover, als er nicht nur wegen der Freistoßvorlage zum 1:0 und seinem Außenristtreffer zum 2:0 herausragte. Und beim 2:1-Sieg in der Champions League am Mittwoch gegen San Sebastian, als er Simon Rolfes beim Führungstor erneut per Freistoß bediente – und durch mutiges, intelligentes und rasantes Spiel auffiel.

„Ich weiß nicht, was Sidney im Sommer gemacht hat, aber er macht es seit Beginn der Vorbereitung sehr gut“, sagt Sami Hyypiä. Der finnische Trainer brachte Sam das notwendige Vertrauen entgegen. Und der 25-Jährige, am Freitag erneut in den DFB-Kader für die WM-Qualifikationsspiele gegen Irland und in Schweden berufen, dankt es ihm mit konstant guten Leistungen. Auch deswegen haben die Rheinländer mit sechs Siegen aus sieben Spielen einen klubinternen Startrekord hingelegt, so dass sie nun auch mit Zuversicht in das Duell mit dem FC Bayern am Samstag (18.30 Uhr) gehen. „Wir haben eine gute Mentalität, können uns richtig in ein Spiel reinbeißen“, sagt Kapitän Rolfes. „Das macht es aus, dass wir auch an nicht so brillanten Tagen durch Kampf Spiele gewinnen können.“

Bei dieser Analyse darf sich auch Sidney Sam angesprochen fühlen. Die lästige Defensivarbeit überließ er in der Vergangenheit gerne mal seinem Hintermann auf der rechten Seite, nun erfüllt der offensive Mittelfeldspieler aber auch diesen Teil seines Jobs. Seitdem läuft es rund für Sam, der in der vergangenen Winterpause aus Frust über seine Reservistenrolle Leverkusen noch gerne verlassen hätte. „Bei Bayer war es für mich damals nicht leicht, und Schalke wollte mich. Ich wollte wechseln“, erzählt der Sohn eines Nigerianers und einer Deutschen von dunkleren Stunden seiner Karriere. Zu denen zählt auch die Episode, als er im vergangenen Jahr die Verhandlung zu einem Alkoholdelikt am Steuer aus dem Mai 2011 vier Mal schwänzte, ohne sich Bayer in der Angelegenheit anzuvertrauen. Oder der – mit 2,5 Millionen Euro vergleichsweise günstige – Verkauf des damals vom HSV an Kaiserslautern entliehenen Sam an Bayer vor drei Jahren.

„Es hat Gründe, die nicht unbedingt sportlicher Natur waren“, sagte Hamburgs damaliger Sportchef Bastian Reinhardt über den Wechsel des im HSV-Internat ausgebildeten Mittelfeldspielers. Verfehlungen neben und auf dem Rasen sind für Sam aber inzwischen passé. Durch die Geburt seines Sohnes sei er ruhiger geworden, sagt er. Zudem lebe er nun professioneller und sei bereit, auf dem Platz mehr Verantwortung zu übernehmen. Und das sollen nun auch die Bayern zu spüren bekommen.

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