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Sport: Sie nennen ihn Clooney

Der Hengst Halali gilt im Sulky mit Heinz Wewering als Favorit auf das deutsche Traber-Derby, das in Mariendorf ausgetragen wird

Berlin - Schon als Teenager ist Karin Walter-Mommert jeden Sonntag zur Trabrennbahn Mariendorf gestürmt. Der Hengst Skipper war Anfang der achtziger Jahre ihr Idol. Wenn der braune Traber mit seinem Trainer Peter Kwiet im Sulky kurz vor dem Start eines Rennens die Sandpiste betrat, dann stand die Schülerin nur wenige Meter entfernt und presste ihren Körper ganz dicht an die Zuschauerabsperrung. Und sie hielt ein riesiges Transparent in die Höhe, auf dem in überdimensionalen Buchstaben Skippers Name geschrieben stand. Dass sie eines Tages gemeinsam mit ihrem Ehemann Ulrich rund einhundert Rennpferde besitzen würde, konnte die heute 47-Jährige zu dieser Zeit nicht ahnen.

Obwohl die Berlinerin den Begriff Besitz im Zusammenhang mit Trabern überhaupt nicht gerne hört. „Man kann ein Pferd gar nicht besitzen, sondern das Pferd muss sich einem schenken“, sagt Karin Walter-Mommert voller Überzeugung. „Jedes dieser wundervollen Geschöpfe hat seinen ganz eigenen Charakter, der zugleich auch ein Spiegelbild für den Umgang zwischen Mensch und Tier ist. Nur freundliche Leute haben auch freundliche Pferde.“

Einer der vielen Traber ihres Rennstalls, den ihr Ehemann als Chef eines Automobilzulieferer-Unternehmens mit 1200 Mitarbeitern finanziert, scheint besonders liebenswürdig zu sein: der Hengst Halali. „Er ist ein absoluter Sonnyboy“, sagt die passionierte Trabrennsportlerin. „Wegen seines grauen Fells nennen wir ihn alle Clooney.“

Doch Halali ist nicht nur ein netter Vierbeiner, sondern ein verdammt gutes Rennpferd, das seinen Gegnern viele Rätsel aufgibt. Bei dem Mariendorfer Saisongipfel, der am kommenden Wochenende im Finale des 116. Deutschen Traber-Derbys mündet, gilt der drei Jahre alte Hengst als Mitfavorit. Bei den achtzig Rennen, die an den sechs Veranstaltungstagen ausgetragen werden, geht es um insgesamt eine Million Euro Preisgeld. Fast die Hälfte davon entfällt auf die Vorläufe und das Finale des Derbys, das schon seit 1895 alljährlich entschieden wird.

Dass Halali zum engsten Sieganwärterkreis der mit jeweils 20 000 Euro dotierten Derby-Vorläufe (heute, 12.30 Uhr) gehört, bei denen sich die besten zehn Teilnehmer für das am 7. August ausgetragene Finale qualifizieren, liegt vor allem an dem Mann in seinem Sulky: an Heinz Wewering.

Der schon 61 Jahre alte Sportler ist mit aktuell 16 497 Siegen und einer Preisgeldbilanz von über sechzig Millionen Euro der erfolgreichste Trabrennfahrer der Welt. Die Generalprobe für das Derby klappte perfekt. Am 17. Juli gewann Wewering in Mariendorf mit Halali das renommierte Buddenbrock-Rennen.

Der Weltrekordler geht die Derby-Aufgabe daher mit frohem Optimismus an. Und ähnlich wie Halalis Besitzerin Karin Walter-Mommert sieht er seinen Schützling in erster Linie als sensibles Geschöpf und weniger als trabende Geldmaschine. Der Sulkysportler sagt: „Der Schimmel ist wahnsinnig muskulös und stark wie ein Riese. Doch in seinem Inneren ist Halali noch verspielt wie ein kleines Kind.“ Der Hengst habe in seinem Leben bisher erst vier Starts bestritten und wisse eigentlich noch gar nicht richtig, was um ihn herum geschehe. „Er lernt erst alles kennen und schaut sich die Welt erstaunt aus seinen großen Augen an“, sagt Heinz Wewering. Für ihn sei Halali ein „unheimlich liebenswerter und zutraulicher Hengst“, den man einfach gerne haben muss: „Von seiner Körperkraft her ist er uns Menschen völlig überlegen – und dennoch würde er alles für uns tun.“

Heiko Lingk

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