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Sport: „Sie sind Götter“

Griechenland feiert und dankt Trainer Rehhagel

Als Schiedsrichter Pierluigi Collina das Auftaktspiel in Porto abpfiff, kannte in Griechenland der Jubel keine Grenzen. Die Menschen sprangen vor den Fernsehern auf und fielen sich in die Arme. Während des Spiels waren die Straßen in Athen wie leergefegt, aber binnen weniger Minuten nach dem Abpfiff bildeten sich die ersten Autokorsos. Hupend und Fahnen schwenkend fuhren die Fans durch die Stadt, Feuerwerksraketen und Knallkörper wurden gezündet. Viele suchten bei hochsommerlichen Temperaturen die Abkühlung in Springbrunnen. Besonders ausgelassen wurde am Athener Omoniaplatz gefeiert.

Dass ihre Nationalspieler ausgerechnet den Favoriten Portugal mit 2:1 bezwangen, macht die Griechen doppelt stolz. Damit ist den Hellenen ein Novum geglückt: Noch nie wurde in der Geschichte der Europameisterschaft ein Gastgeber im Eröffnungsspiel geschlagen. Nach dem Führungstor von Karagounis gab es in vielen Wohnzimmern eine Schrecksekunde: manche konnten es offenbar gar nicht glauben. Dann aber brach Jubel aus. Das 2:0 durch den von Basinas verwandelten Elfmeter besiegelte den Erfolg der Griechen.

Mit ihrem „historischen Sieg“, erklärte Ministerpräsident Kostas Karamanlis, selbst ein großer Fußballfan, habe die griechische Mannschaft „die Achtung Europas erworben und jeden Griechen mit Rührung erfüllt“. Die Glückwünsche des Premiers galten nicht nur der Mannschaft sondern auch Nationaltrainer Otto Rehhagel. Er ist der Held des Tages. „König Otto“ nennen ihn viele Griechen, in Anspielung auf ihren ersten Monarchen Otto I., der 1833 ebenfalls aus Deutschland nach Griechenland gekommen war. Diesen Ehrentitel hat sich der Essener Fußballlehrer nun erst recht verdient.

Seit der WM 1994 spielten die Griechen bei keinem großen Turnier mehr mit. Damals mussten sie ohne Punktgewinn und mit 0:10 Toren bereits nach der Vorrunde die Heimreise antreten.

Die griechischen Sportjournalisten sind nach dem Sieg über Portugal aus dem Häuschen: „Ekstase – sie sind Götter!“ titelte die Zeitung „To Fos“. „Wahnsinn – Rehhagel ist der Größte!“, jubelte die Sportgazette „Athlitiki“. Und ein griechischer Fernsehjournalist regte nach dem Spiel sogar an, den Nationaltrainer zum Ehrenbürger Griechenlands zu ernennen.

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