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Sport: Sieben Tote bei Jubelfeiern

Von Thomas Seibert Istanbul. Dem Fernseh-Moderator bebte die Stimme.

Von Thomas Seibert

Istanbul. Dem Fernseh-Moderator bebte die Stimme. ,„Die ganze Welt soll das sehen“, sagte der Mann. „Sie soll sehen, wozu wir in der Lage sind.“ Damit war nicht nur der größte Erfolg in der türkischen Fußballgeschichte gemeint, sondern mehr: Trotz hoffnungslos erscheinender Dauerkrisen in Wirtschaft und Politik sind die Türken nach dem Spiel gegen Senegal die glücklichsten Menschen der Welt. Schon nach den bisherigen WM-Erfolgen hatte das Land gefeiert. Aber der Jubel am Samstag hatte eine neue Qualität. Hatten bisher zehntausende in Istanbul gefeiert, waren es jetzt Millionen. Sie strömten auf Straßen und Plätzen in der ganzen Türkei zusammen. Doch die Freudenfeiern forderten auch Opfer. Bei einem Autounfall in Izmir starben vier Menschen, in Istanbul und Bursa erlagen drei einem Herzinfarkt. Zudem wurden mehrere Personen durch Freudenschüsse oder Feuerwerkskörper verletzt. In mehreren Städten brach das Telefonnetz zusammen.

In Istanbul waren bei den Freudenfeiern Busse, Taxis und fast alle Häuser beflaggt. Immer wieder erklang die Nationalhymne. Die Menschen trugen riesengroße Fahnen durch die Straßen, auf denen sich schon lange kein Auto mehr fortbewegen konnte. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte hat die Türkei das Halbfinale einer Fußball-Weltmeisterschaft erreicht. Die von vielen herbeigesehnte Revanche gegen Brasilien nach dem verunglückten Gruppenspiel steht bevor. Und doch mischte sich nach dem Triumph ein wenig Melancholie unter die Jubelfeiern: Der Kapitän und bisherige König der türkischen Mannschaft, Hakan Sükür, erlebte den schwärzesten Tag seiner Karriere. Nach vielen versiebten Chancen wurde das Wunder in der Nachspielzeit nur durch Sükürs Auswechslung gegen den Jungstar Ilhan Mansiz möglich. Ausgerechnet der schoss das Golden Goal.

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