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Sport: Sieg aus dem Windschatten

Erik Zabel gewinnt Paris – Tours vor Petacchi und O’Grady

Tours/Frankfurt. An einem Wochenende, an dem wieder einmal Jan Ullrich, ohne auf dem Rad zu sitzen, alle Aufmerksamkeit mit seiner Rückkehr zu Telekom auf sich zog, wirkte der Triumph Erik Zabels wie ein Signal: Leute, ich bin auch noch da. Der Telekom-Sprinter gewann zum zweiten Mal nach 1994 den 97. Herbstklassiker Paris – Tours. Im Massenspurt des vorletzten Weltpokal-Radrennens besiegte der Berliner aus Unna nach 257,5 Kilometern und 5:24:55 Stunden auf der Avenue de Grammont von Tours den erfolgreichsten Sprinter der Saison, den Italiener Alessandro Petacchi, sowie die Australier Stuart O’Grady und Baden Cooke, den Gewinner des Grünen Trikots bei der Tour de France.

Ein „kleines Wunder“ nannte der 33 Jahre alte Deutsche Meister den Triumph über seinen Erzrivalen, der bei der Tour de France vier Etappen gewonnen hatte. Gefragt, wie er Ullrichs Rückkehr finde, antwortete Zabel kurz und bündig: „Gut“.

Petacchi, von seiner Mannschaft Fassa Bortolo in beste Position gebracht und im Schlussspurt zunächst vorne, schlug die Hände, die er sonst zum Jubel hochzureißen pflegt, betroffen vors Gesicht, als Zabel links neben ihm noch vorbeischoss. Nach den Siegen Alexander Winokurows beim Amstel Gold Race und Daniele Nardellos bei der Meisterschaft von Zürich war Zabels Coup der dritte Erfolg des Teams Telekom im neunten von zehn Weltpokalrennen.

Der 27 Jahre alte Italiener Paolo Bettini, der vergeblich acht Kilometer vor dem Ziel eine Soloflucht versucht hatte, sicherte sich dennoch schon vor dem Saisonfinale, der Lombardei-Rundfahrt am 18. Oktober, den Weltpokal. Mit seinen drei Siegen bei Mailand – San Remo, in Hamburg und in San Sebastian ist Bettini (Quick Step) der erfolgreichste Eintagsfahrer der Saison.

Eine Woche vor der WM in Hamilton, Kanada, demonstrierte Zabel, wie schon zuletzt bei der Spanien-Rundfahrt, seine glänzende Herbstform. Als er noch knapp an Petacchi vorbei und über den Zielstrich flog, ballte Zabel die rechte Faust. „Petacchi war der Favorit. Aber ich war an seinem Hinterrad, und der Wind war gegen uns. Da konnte ich warten und im Windschatten bleiben. So ist alles noch einmal gut ausgegangen“, schilderte der Sieger das Finale. „Es war für mich kein großes, aber ein gutes Jahr.“ Aber die WM kommt für den WM-Dritten des Vorjahres ja noch.

Hartmut Scherzer

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