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Roger Federer setzte sich nach hartem Kampf gegen Rafael Nadal durch.

© AFP

Update

Sieg gegen Nadal bei den Australian Open: Roger Federer dreht die Zeit zurück

Nach mehr als dreieinhalb Stunden und fünf Sätzen holt sich Roger Federer in Melbourne seinen 18. Grand-Slam-Titel. Es ist der erste seit 2012.

Acht Jahre war es her, als Roger Federer und Rafael Nadal zum letzten Mal nebeneinander auf dem Siegerpodest in der Rod-Laver-Arena standen. Und Federer weinte damals bitterlich. Die Niederlage in diesem epischen Fünfsatzmatch hatte ihn tief getroffen. Er wollte so gerne mit den 14 Grand-Slam-Titeln seines Idols Pete Sampras gleichziehen, aber Nadal hatte ihm diesen Traum vermasselt. Am Sonntag standen die beiden wieder auf dem Podest nebeneinander. Und wieder hatten sie fünf Sätze lang gekämpft, wieder hatte Federer Tränen in den Augen. Doch nun weinte er aus purer Freude und tiefster Erleichterung – er hatte es mit 35 Jahren tatsächlich noch einmal geschafft, einen Grand-Slam-Titel zu gewinnen.

Mit dem 6:4, 3:6, 6:1, 3:6 und 6:3-Erfolg krönte sich Federer zum fünften Mal zum Australian-Open-Sieger. Und er erhöhte damit seine eigene Bestmarke auf 18 Major-Titel. „Das ist wirklich ein Meilenstein meiner Karriere“, sagte Federer, „er bedeutet mir besonders viel, weil es mich so viel kostete, dorthin zu kommen.“ Er musste lange auf diesen großen Moment warten, seit Wimbledon 2012. Und auf dem Weg noch drei schmerzlich verlorene Endspiele verkraften. Doch mit diesem Triumph nun hat Federer ein Lebenszeichen an alle gesendet, die ihn längst für die großen Erfolge abgeschrieben hatten und an jene wie Nadal, die seinem Grand-Slam-Rekord mittlerweile dicht auf den Fersen sind.

„Heute hat es Roger vielleicht ein bisschen mehr verdient“, sagte der enttäuschte Nadal, der erst einmal bei 14 Major-Titeln bleibt, aber angriffslustig hinzufügte: „Ich werde weiter kämpfen, ich spiele wieder richtig gut. Ich bin es wirklich leid, jetzt zum dritten Mal diese Platte für den Zweitplatzierten zu bekommen.“ Die Sympathien der 15.000 Fans waren ihm sicher, die sich lange nicht entscheiden konnten zwischen ihrem eigentlichen Liebling Federer und Nadal. So malte sich mancher eben Plakate mit „Let's go Fedal“-Aufschriften.

Erstmals seit Wimbledon 2007 gewann Federer wieder ein Grand-Slam-Finale gegen Nadal

Es war das Melbourner Final-Duell, das sich die Sportwelt sehnlich gewünscht hatte. Zum 35. Mal Federer gegen Nadal, die großen Rivalen im vielleicht letzten Schlagabtausch auf großer Bühne. Und die Sehnsucht nach Nostalgie und Vertrautem ist in unsicheren Zeiten wohl umso größer. Zu erwarten war dieses historische Endspiel allerdings beim Turnierstart kaum gewesen. Andy Murray und Novak Djokovic hatten zuletzt das Tennis dominiert, umso überraschender kam da ihr frühes Aus in der ersten Turnierwoche. Dennoch war mit Federer und Nadal als Finalisten kaum zu rechnen, beiden kehrten erst zum Saisonbeginn von langen Verletzungspausen zurück. Federer fehlte sechs Monate mit Kniebeschwerden, die ihren Ursprung nach den letzten Australian Open hatten - als er seinen Zwillingstöchtern ein Bad einlassen wollte. Und Nadal quälte sich seit den French Open mit seinem linken Handgelenk. Sie reisten ohne zu große Erwartungen nach Melbourne. Denn noch im Oktober wollten sie anlässlich der Eröffnung von Nadals Tennis-Akademie in Manacor ein Charity-Match spielen. „Aber ich konnte nur auf einem Bein stehen und Rafa hatte das kaputte Handgelenk“, hatte Federer noch vor dem Finale lächelnd erzählt.

Das Viertelfinale hatte sich Federer erhofft, jedenfalls bevor er die Auslosung sah. Als nur noch Nummer 17 der Welt musste er früh gegen die harten Brocken antreten – mit Nadal waren es vier Top-Ten-Spieler. Und er packte sie alle. Das gelang erst vier Profis vor Federer in der Tennis-Historie bei einem Grand Slam, nun ist er selbst zurück in den Top Ten. Federer schien besonders bei seinen Siegen über Tomas Berdych und Kei Nishikori die Zeit ein Stück zurückgedreht zu haben. Er spielte, wie zu seinen besten Zeiten. „Dabei dachte ich, ich hätte hier vielleicht eine gute Woche, wenn es optimal läuft“, staunte Federer, „Das hätte ich mir in meinen wildesten Träumen nicht vorstellen können.“

Doch zeitweilig sah es im Finale danach aus, als könne es ein Albtraum für den Schweizer werden. Die Anspannung war beiden lange anzumerken. Das Match wirkte nicht fließend, sondern eher wie Stückwert, in dem jeder von beiden seine starken Phasen hatte. Federer musste sich vor dem Beginn des fünften Satzes erneut an den Adduktoren behandeln lassen und lag sofort mit dem Break hinten. Doch Nadal ging nach seinem zehrenden fünfstündigen Halbfinalmatch im heißen Schlussspurt die Puste aus. Federer schaffte das Rebreak und hatte Nadal nach der spektakulärsten Rallye der Partie mit 26 Schlägen mental in die Ecke getrieben und holte sich das Break zum 5:3.

Beim zweiten Matchball wurde Federer schließlich vom Videobeweis erlöst. Seit Wimbledon 2007 konnte er Nadal nicht mehr in einem Grand-Slam-Finale bezwingen. Dieser Sieg tat unglaublich gut. „Ich habe immer daran geglaubt, dass ich es nochmal schaffen kann“, sagte Federer, „ich könnte nicht glücklicher sein.“

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