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Auf den Punkt gebracht. Portugal elfmetert sich ins Halbfinale.

© Reuters

Sieg gegen Polen nach Elfmeterschießen: Portugal mogelt sich ins EM-Halbfinale

Kein Sieg in 90 Minuten - und trotzdem steht Portugal im Halbfinale der EM. Gegen Polen zeigt die Mannschaft von Cristiano Ronaldo vom Punkt keine Nerven.

Ganz zum Schluss der Auftritt von Rui Patricio und Ricardo Quaresma. Mitternacht naht im Stade Vélodrome von Marseille, und das Viertelfinale zwischen Polen und Portugal will einfach nicht zu Ende gehen. 1:1 nach 90 Minuten, keine Tore in der Verlängerung. Das Elfmeterschießen muss entscheiden und die beiden entscheiden es für Portugal. Erst hält Torhüter Rui Patricio den Elfmeter von Jakub Blaszczykowski, dann verwandelt Stürmer Quaresma zum 6:4-Sieg. Im Halbfinale der Fußball-EM trifft Portugal am kommenden Mittwoch in Lyon auf Wales oder Belgien.

Vor dem finalen Wettschießen hatten zwei Münchner das Spiel geprägt. Bayerns Pole Robert Lewandowski und die portugiesische Neuerwerbung Renato Sanches, beide waren sie für die Tore in der regulären Spielzeit verantwortlich. Über Lewandowski ist in diesen Tagen der Europameisterschaft viel geredet und geschrieben worden, nicht immer im positiven Ton. Am polnischen Einzug ins Viertelfinale hatte er einen denkbar bescheidenden Anteil. Daheim zählten sie die Minuten, in denen der Kapitän im polnischen Trikot nun schon torlos ist, vor dem Spiel gegen Portugal waren es 564. Vergeben und vergessen, es kamen nur noch 100 Sekunden dazu, dann lag Polen und vorn, durch ein Tor von Lewandowski.

Vorausgegangen war ein furchtbarer Fehler von Portugals rechtem Außenverteidiger Cedric, der den Ball nach einem Flügelwechsel von Jakub Blaszczykowski völlig falsch einschätze. Kamil Grosicki flankte auf Robert Lewandowski, und der tat, was er am besten kann: Er schoss den Ball ins Tor.

So ein früher Rückstand ist natürlich immer eine unangenehme Angelegenheit, im konkreten Fall hatte er für die Portugiesen zusätzlich zur Folge, dass sie ihr gesamtes System neu justieren mussten. Gerade erst hatten sie die Annehmlichkeiten des Defensivfußballs entdeckt und beim 1:0-Sieg im Achtelfinale über Kroatien ausgekostet, nicht unbedingt zur Freude des Publikums. Ein ähnlich ödes Gebolze blieb Marseille erspart.

Jakub Blaszczykowski verschoss den entscheidenden Elfmeter

Portugal verwarf alle defensiven Theorien und musste stürmen, mit zunächst allerdings bescheidenem Erfolg. Das lag natürlich auch daran, dass Trainer Fernando Santos seine Mannschaft mal wieder hatte umstellen müssen. Der künftige Dortmunder Raphael Guerreiro und Andre Gomes fehlten verletzungsbedingt, für sie kamen Eliseu und Bayern Münchens 35 Millionen Euro schwere Neuerwerbung Renato Sanches ins Spiel.

Für Sanches war es bei der EM der erste Einsatz in der Startelf. Gemeinsam mit Joao Mario und Adrien Silva verantwortete er das offensive Mittelfeld, aber erst einmal hakte das Spiel. Cristiano Ronaldo schoss nach einer halben Stunde erstmals aufs Tor, es war der erste Schuss überhaupt auf das Tor von Lukasz Fabianski, aber nicht geeignet, den polnischen Torhüter vor größere Probleme zu stellen.

Und doch war diese erste Andeutung von Torgefahr so etwas wie ein Signal für das Angriffsspiel der Portugiesen. Sanches fand seinen Rhythmus, er wechselte immer wieder die Position, und kurz darauf wurde es schon etwas gefährlicher. Erneut eilte Ronaldo dem Ball entgegen und wurde im Strafraum äußerst rabiat zu Fall gebracht. Es hat schon weniger deutliche Elfmeterpfiffe gegeben, aber Schiedsrichter Felix Brych ließ das Spiel laufen. Polen war noch einmal davongekommen, aber kurz darauf passierte es, und verantwortlich dafür war... Renato Sanches!

Nani brachte mit der Ferse Sanches in Position, der stoppte den Ball mit dem rechten Fuß und jagte ihn mit dem linken in die rechte Ecke, hatte dabei aber auch Glück, das Grzegorz Krychowiak die Flugkurve noch ein wenig veränderte. Das Spiel war wieder offen, in der zweiten Halbzeit kippte es ein wenig in Richtung Portugal. Ronaldo schoss einmal ans Außennetz und trat später in bester Position über den Ball, Cedrics Diagonalschuss flog nur ganz knapp am Tor vorbei. Nach Pepes Pass Richtung Ronaldo grätschte Artur Jedrzejczyk dazwischen und hätte den Ball beinahe ins eigene Tor gelenkt. Und Ronaldo traf gleich zweimal aus bester Position nicht den Ball – einmal kurz vor Schluss der regulären Spielzeit, dann zu Beginn der Verlängerung, in der sonst nichts weiter Interessantes passierte. Mal abgesehen vom Solo eines Flitzers, der von zwanzig Ordnern wieder eingefangen wurde. Und dann kamen Rui Patricio und Quaresma und Portugal war im Halbfinale.

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