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Sport: Sieg mit Schmerzen

Die Handballerinnen stehen nach dem 36:33 über Angola im WM-Halbfinale – Nadine Krause verletzt sich

Die Erleichterung stand Armin Emrich ins Gesicht geschrieben. „Das war noch einmal richtig stressig“, keuchte der Bundestrainer, als der 36:33 (18:14)-Sieg im Viertelfinale der Handball-Weltmeisterschaft gegen den Afrikameister Angola besiegelt war. Auch den deutschen Handballerinnen fiel ein Stein vom Herzen, dass die undankbare Aufgabe gegen den Außenseiter bewältigt war. „Es war schwer, aber wir wussten, dass sie bis zum Ende kämpfen würden“, sagte Steffi Melbeck. „Angola hat sehr stark gespielt“, meinte auch die mit elf Treffern beste deutsche Werferin Grit Jurack. Mit dem Erreichen des Halbfinals am Samstag in Paris gegen Norwegen steht der größte Erfolg seit dem Gewinn der Bronzemedaille 1997 fest. „Europameister Norwegen ist für mich einer der absoluten Topfavoriten auf den Turniersieg. Ein ganz schwerer Brocken, gegen den wir schon bei der EM 2006 den Kürzeren gezogen haben“, sagte Bundestrainer Armin Emrich.

Die deutsche Mannschaft musste den Sieg allerdings teuer bezahlen. Nadine Krause verletzte sich 120 Sekunden vor Schluss ohne Einwirkung einer Gegnerin. Die 25 Jahre alte „Welthandballerin des Jahres“, die beste Werferin der WM 2005 und der EM 2006, knickte auf dem stumpfen Boden mit ihrem linken Knöchel um, musste vom Platz getragen werden und droht nun für das Halbfinale auszufallen. Da Emrich zuvor bereits die verletzte Maike Brückmann durch die Leipzigerin Ulrike Stange austauschen musste, wäre die extrem wichtige Position im linken Rückraum bei einem Ausfall Krauses nicht mit einer Spezialistin besetzt – Emrich könnte jedoch, da er einen Platz im Kader freigelassen hatte, noch eine weitere Spielerin nachnominieren. „Wir müssen uns trotzdem erst einmal über den Einzug ins Halbfinale freuen“, sagte der Bundestrainer. „Es spricht für die Mannschaft, dass sie diesen Weg aus der Todesgruppe in der Vorrunde bis hierher geschafft hat.“

Vor rund 5000 Zuschauern im Palais Omnisports von Paris-Bercy startete die deutsche Mannschaft furios ins Spiel: Nach zehn Minuten hatte sie ein 8:2 heraus geworfen – angeführt erneut von ihrer überragenden Kapitänin Grit Jurack, die sieben ihrer elf Tore in der ersten Halbzeit erzielte. „Grit hat das Spiel geführt, gesteuert und kontrolliert“, sagte Emrich. „Bei ihr haben sich die Ruhephasen ausgezahlt.“ Doch als Angolas Trainer Neto eine Spielerin auf die Führende in der WM-Torschützenliste (61 Tore in sechs Spielen) ansetzte, geriet das deutsche Angriffsspiel ins Stottern. Dadurch schöpften die Afrikanerinnen wieder ein wenig Mut – und überzeugten nun mit ihrem schnellen, beweglichen und variablen Positionsspiel. Emrich war erstaunt über die Wurfkraft und Athletik der angolanischen Schützinnen Nair und Marcelina: „Nair wirft so hart wie ein Mann, und sie braucht nur einen Schritt, um die nötige Wucht zu entwickeln.“ Der Afrikameister verkürzte nun Tor um Tor, lag zur Halbzeit nur noch 14:18 zurück.

Insgesamt vier vergebene Siebenmeter durch Jurack (2), Krause und Nora Reiche verhinderten, dass sich die Deutschen zu Beginn der zweiten Halbzeit absetzen konnten. Beim 20:18 (34.) und 23:21 (42.) waren die Angolanerinnen, die bereits Gastgeber Frankreich besiegt hatten, sogar bis auf zwei Tore herangekommen. Die aggressive 4:2-Deckung des taktisch gut eingestellten Gegners behagte den Deutschen nicht; die Folge waren viele unerklärliche Ballverluste aus eigentlich unbedrängten Positionen. Zudem leistete sich das Team durch undisziplinierte Aktionen unnötige Zeitstrafen. Doch immer, wenn der Anschluss drohte, verhinderte die glänzende Clara Woltering dies. „Ich bin froh, dass ich der Mannschaft helfen konnte“, sagte die Torfrau, die neben Jurack die zweite Matchwinnerin des Viertelfinals war. „Ohne die beiden hätten wir das Spiel nicht gewonnen“, sagte Emrich. Bis zum 35:33 in der 58. Minute hofften die Angolanerinnen noch, dann machten sie mit einem Ballverlust den Weg für die Deutschen ins Halbfinale frei.

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