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Irgendwann kommt Boden. Nicht viel zu sehen gibt es in Oberhof auch für den Japaner Noriaki Karsai. Foto: dpa

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Sport: Sieg nach dem Schneetreiben

Gregor Schlierenzauer gewinnt das erste Springen der Vierschanzentournee – Severin Freund Vierter.

Welch ein kurioser Auftakt der Vierschanzentournee. Die entscheidenden Szenen haben sich nicht zwischen Schanzentisch und Aufsprung der Oberstdorfer Schattenbergschanze abgespielt, sondern daneben auf dem Trainerturm. Bei Alexander Pointner drohte der Kragen zu platzen, so sauer war er. Der Cheftrainer der Österreicher gestikulierte wild und redete ununterbrochen. „Einzelne Springer werden vorgeführt, die die Aushängeschilder unseres Sports sind“, sagte er erregt. Mit Werner Schuster, seinem deutschen Kollegen, versuchte er eine Koalition zu schmieden. Doch der Bundestrainer spielte nicht mit. „Die Jury ist nicht zu beneiden“, sagte er.

Dazwischen befand sich Walter Hofer. Lange widerstand der Skisprung-Renndirektor des Internationalen Skiverbandes den Attacken. Doch irgendwann sah auch er ein, dass die Bedingungen am Fuße des Nebelhorns nicht fair waren. Starker Schneefall und Rückenwind erschwerten nicht nur den Springern ihre Arbeit, sie sorgten auch für unfaire Bedingungen. Unterbrechung. Die Jury tagte. „Wir konnten mehrere Faktoren nicht im Griff halten: Starker Schneefall und wechselnder Wind“, sagte Hofer, „wir mussten den sportlichen Wert sicherstellen.“ Konsequenz: Abbruch des ersten Durchgangs und Neustart.

Was war geschehen? Gregor Schlierenzauer war nur 103,5 Meter gesprungen - damit wäre der Traum vom Tourneesieg schon ausgeträumt gewesen. Martin Schmitt wäre nach einem 92-Meter-Sprung draußen gewesen, ebenso Richard Freitag, dessen Sprung nach einem Fehler schon nach 107,5 Metern zu Ende war. Noch im Rennen lagen Titelverteidiger Thomas Morgenstern und Severin Freund. Doch zufrieden waren auch sie nicht. Deshalb gab’s Lob für die Jury von Werner Schuster: „Für die Sportart und die Tournee wurde die richtige Entscheidung getroffen.“

Die 20 500 Zuschauer in der Arena verharrten auf ihren Plätzen, weil auch der Schneefall nachließ. Sie erlebten dann einen reguläreren Durchgang. Severin Freund kam ähnlich gut herunter wie zuvor. „Mir macht’s schon Spaß. Ich hatte nicht so schlechte Bedingungen abbekommen wie einige der Kollegen. Deshalb war’s ein zusätzlicher Trainingssprung für mich“, sagte der Bayer. Aufatmen durfte Richard Freitag. Ohne großen Fehler segelte er hinunter und qualifiziert für Sprung zwei. Trotzdem war er nicht zufrieden: „Es fehlt die Harmonie im Sprung.“ Nicht nutzen konnte dagegen Martin Schmitt seine zweite Chance. Wieder hatte der Routinier bei der Anfahrt einen Fehler und verlor deshalb noch einmal gegen seinen 20-jährigen Mannschaftskollegen Markus Eisenbichler. Aus für den vierfachen Weltmeister.

Obwohl sich die Turbulenzen gelegt hatten, verlief der zweite Durchgang nicht unspektakulär. Andreas Kofler war als Bester des ersten Durchgangs als Letzter unterwegs. Und wieder segelte und segelte der Sieger der Tournee 2009/10. Um dem immensen Druck bei einer Landung im Flachen auszuweichen, musste er seinen Sprung bei 133,5 Metern abbrechen. So blieb ihm nur Platz zwei hinter seinem Mannschaftskollegen Gregor Schlierenzauer. Der 21-Jährige erzielte mit 137,5 Metern den weitesten Sprung und kam seinem Traum, endlich die Tournee zu gewinnen, ein klein wenig näher. Auch Platz drei ging an einen Teamkollegen: Thomas Morgenstern. Severin Freund wurde als Vierter bester Nicht-Österreicher. Stephan Hocke kam auf Platz acht und auch Richard Freitag erfüllte seine Vorgabe. Er wollte konstant Top-Ten-Platzierungen erreichen. Gestern wurde er Zehnter.

Lediglich Tom Hilde sorgte noch für eine Schrecksekunde. Der Norweger stürzte vorwärts aufs Gesicht. Zur Untersuchung wurde er vorsorglich ins Krankenhaus gebracht. So schlimm der Sturz für Hilde war, die Bedingungen hatten keine Schuld. Darin waren sich auch die Trainer auf dem Turm einig.

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