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Das Beste zum Schluss. Tyson Mulock verwandelt gegen Mannheim den entscheidenden Penalty.

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Sieg nach der Sirene: Warum die Eisbären immer in der Nachspielzeit gewinnen

Die Eisbären gewinnen selten in der regulären Spielzeit – wenn es in die Nachspielzeit oder ins Penaltyschießen geht, dafür immer. Dafür gibt es einige gute Gründe.

Wer die Eisbären zuletzt in der heimischen Arena gewinnen sehen wollte, musste etwas mehr Zeit mitbringen. Denn wenn das Spiel nach 60 Minuten beendet war, fuhr in den vergangenen Wochen der Gast als Sieger vom Eis. Die Berliner warten mittlerweile seit dem 28. Oktober auf einen Heimsieg in der regulären Spielzeit.

Stand es zur Schlusssirene allerdings unentschieden, schafften es die Eisbären immer, sich in der fünfminütigen Verlängerung oder im anschließenden Penaltyschießen noch den Sieg zu sichern. Drei Punkte waren dann zwar nicht mehr zu gewinnen – die gibt es nur für einen Sieg in der regulären Spielzeit – aber immerhin noch zwei. Und die blieben immer in Berlin.

Diese erstaunliche Stärke zeigen die Eisbären nicht nur zuhause. Insgesamt sechs Mal stand es in der laufenden Saison bei Spielen der Berliner nach 60 Minuten unentschieden, und alle sechs Partien entschieden sie für sich, je drei in der Verlängerung und drei nach Penaltys. Eine so makellose Bilanz kann kein anderes Team in der deutschen Eishockey-Liga (DEL) vorweisen.

Mit Glück allein lässt sich diese Konstanz nicht erklären. Das hatten die Eisbären natürlich auch von Zeit zu Zeit: Etwa im Spiel gegen den Erzrivalen Adler Mannheim, als Tyson Mulock zum entscheidenden Penalty anlief und ihm der Puck schon fast versprungen war, bevor er doch noch zum Sieg traf. Aber es gibt auch gute Gründe, warum die Berliner in der Overtime oder im Penaltyschießen bisher so erfolgreich waren. Der wichtigste für Trainer Don Jackson: „Selbstvertrauen“. Die Mannschaft verfügt über die Fähigkeit, in entscheidenden Situationen an sich zu glauben. Diese mentale Stärke hat sie bereits in zahlreichen Play-off-Partien bewiesen, zuletzt in der vergangenen Saison. Und auch wenn zurzeit gerade einmal knapp die Hälfte der Hauptrunde absolviert ist: Sobald es in die Verlängerung geht, also nur fünf Minuten über Sieg oder Niederlage entscheiden können, entsteht ein besonderer Druck – mit dem können die Eisbären aufgrund ihrer größeren Erfahrung offenbar besser umgehen als die meisten Gegner.

Doch die Erfolgsserie in der Nachspielzeit hat nicht nur psychologische Gründe. Im Team stehen zahlreiche schnelle, technisch starke Spieler. Die kann ein defensiv eingestellter, kampfstarker Gegner in der regulären Spielzeit unter Kontrolle halten, indem er ihnen wenig Raum lässt, was die meisten Gastmannschaften in Berlin auch mit ziemlichem Erfolg versuchen. In der Overtime dürfen beide Mannschaften aber nur noch je vier statt fünf Feldspieler auf das Eis schicken. Dadurch werden die Räume größer, die Berliner können ihre individuellen Qualitäten besser ausspielen. Umso mehr, wenn in der Verlängerung auch noch ein Gegner auf die Strafbank muss. Die Eisbären haben für diese Situationen einen ebenso einfachen wie erfolgreichen Plan: Drei Stürmer versammeln sich vor dem Tor, an der blauen Linie wartet der schussgewaltige Verteidiger Richie Regehr als Anspielstation. Kommt er an die Scheibe, zieht er den Puck aufs Tor. Der zentrale Stürmer versucht dann, dem Torwart die Sicht zu nehmen. Außerdem ist er zur Stelle, um Abpraller zu verwerten, oder kann den Stock in die Flugbahn des Pucks halten, um ihn unhaltbar abzufälschen – so wie André Rankel vor wenigen Tagen gegen München.

Sollte auch in der Verlängerung kein Treffer fallen, kann sich Jackson auf seine Penaltyspezialisten verlassen – etwa auf Tyson Mulock und Florian Busch. Zwei Drittel dieser Eins-gegen-Eins-Duelle konnten die Berliner in dieser Saison zu Toren nutzen – der Spitzenwert der Liga.

Um der Tabellenspitze näher zu kommen, wäre es für den Deutschen Meister aber wichtig, auch zuhause endlich wieder in der regulären Spielzeit zu gewinnen. Die Chance dazu bietet sich an diesem Freitag um 19.30 Uhr gegen den Tabellenletzten Nürnberg Ice Tigers.

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