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Sport: Sieg nach kurzer Sperre

Tour-Etappensieger Rui Costa ist ein Beispiel für die uneinheitlichen Maßstäbe im Radsport

Erst 24 Jahre alt ist Rui Costa, aber er hat bereits einen an Windungen reichen Weg absolviert. Der portugiesische Radprofi - nicht verwandt mit dem einstigen Edelkicker gleichen Namens – machte erst als Rowdy auf sich aufmerksam, wurde dann in einem Dopingfall gesperrt, der einige Parallelen zu dem Alberto Contadors aufweist und kehrte am Samstag auf der ersten Bergetappe der Tour de France als strahlender Sieger auf die Radsportbühne zurück. Costas Dopingverfahren ist wegen der unterschiedlichen Maßstäbe im Vergleich zum Fall Contador interessant; es zeigt, dass die Radsport-Justitia mindestens durch die Binde blinzelt und je nach Prominenz des sündigen Gegenübers verschiedene Gewichte in die Waagschalen legt.

Rui Costa ist nicht einfach. Der Portugiese gilt als Einzelgänger und hatte es trotz seines früh erkannten Talents schwer, im Profiradsport Fuß zu fassen. Als er es endlich dorthin geschafft hatte, fiel er zunächst als Rad- und Faustkämpfer auf. In einem der chaotischsten Etappenfinals der letzten Tour de France geriet er handgreiflich mit dem Spanier Carlos Barredo aneinander. Vier Fäuste flogen; angesichts des mangelnden Dampfes im Armzug setzten die beiden Fliegengewichtler schließlich ihre Rennräder als Wurf- und Schlaginstrumente ein.

Trotz dieses Abenteuers beendete Costa die letzte Tour als zwölftbester Jungprofi. Danach wurde bekannt, dass er eigentlich gar nicht hätte starten dürfen. Denn bei den portugiesischen Zeitfahrmeisterschaften, die er gewann, wurden in seinem Körper Spuren des als Dopingmittel verbotenen Fettverbrenners Methylhexamanin gefunden. Die positive Probe von Portugals Radsportler des Jahres 2009 wurde vom Verband erst nach Tourende bekannt gegeben. Rui Costa und dessen Bruder Mario, auch Radprofi und ebenfalls positiv auf Methylhexamanin getestet, konnten jedoch belegen, dass der Schlankmacher in einem Nahrungsergänzungsmittel steckte. Ein Labor des Weltverbandes UCI führte nach Angaben des Branchendienstes Velonation dementsprechende Untersuchungen durch. Dennoch wurde Costa erst zu einem Jahr – der Hälfte der Mindestsperre bei nachgewiesenem Doping – verurteilt. In einem Berufungsverfahren wurde die Sperre auf fünf Monate reduziert und lief im März 2011 ab. Besäße der 2004 verabschiedete Ethik-Code der Pro- Tour-Teams noch Gültigkeit, hätte Costa von Team Movistar erst nach Ablauf einer Schamfrist von mindestens der Länge der Sperre verpflichtet werden dürfen. Aber die Spanier, die schon dem immer noch gesperrten Alejandro Valverde einen Anschlussvertrag zugesichert haben, hatten mit dieser Art von Moral nie viel zu schaffen.

Costa wurde immerhin trotz des analytischen Beweises, dass das verbotene Mittel in einem Nahrungsergänzungsmittel steckte und als solches nicht deklariert war, mit einer Sperre belegt. Sie wurde reduziert, weil ihm bewusstes Doping nicht nachzuweisen war. Er wurde gesperrt, weil laut dem Code der Welt-Anti-Doping-Agentur jeder Sportler verantwortlich für die in seinem Körper gefundenen Substanzen ist. Alberto Contador konnte in seinem Verfahren bislang nicht belegen, dass die Substanz Clenbuterol tatsächlich in der besagten Rinderlende steckte.

Der August wird zeigen, ob der Internationale Sportgerichtshof Cas sich in Kohärenz mit dem Wada-Code und der Rechtsprechung in Portugal befindet oder der spanischen Variante der Rechtsbeugung folgt.

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