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Sport: Sieg ohne Ansage

Schalke überrascht mit einem stürmischen Auftritt beim 2:0 über die stärker eingeschätzten Bremer

Die wenigsten hatten damit gerechnet, dass dem FC Schalke 04 gerade gegen Werder Bremen ein solch glorioser Auftritt gelingen würde. Die Bremer werden als erster Herausforderer des Meisters Bayern München gehandelt und waren mit zwei Siegen in die Saison gestartet. Schalke indes hatte seine vier Punkte gegen Frankfurt und Aachen unter großen Mühen erstritten. Werder wurde schon nach zwei Etappen als selbstbewusste Mannschaft gefeiert, die auf ihrer Tour durch die Liga immer und überall für mindestens ein Tor gut sei; das Personal des FC Schalke aber geriet sofort wieder in den Ruf, mit den Titelambitionen seiner Vorgesetzten überfordert zu sein. Vieles sprach für Bremen, wenig für Schalke.

Selten hat der Schein vor einem bedeutenden Fußballspiel so getrogen. Der vermeintliche Außenseiter startete fulminant und kam, gegen seine Gewohnheit, nicht vom Weg ab. Was die Bremer, die offensiv stärkste Mannschaft der Liga, auch versuchten, es verpuffte wirkungslos. Beim Ballbesitz hatten die Norddeutschen fast eine Zweidrittelmehrheit, aber dieser Wert verdeutlichte nur, wie wirkungslos ihre Angriffsversuche waren. Der Schalker Torwart Manuel Neuer, der den verletzten Frank Rost vertrat, blieb nahezu unbehelligt. „Besonders begeistert hat mich, dass unsere Defensive nie nachgelassen, sondern bis zum Schluss konzentriert gearbeitet hat“, sagte Schalkes Trainer Mirko Slomka. Zwei Halbzeiten wie aus einem Guss, das ist nicht nur, aber ganz besonders beim FC Schalke die große Ausnahme. Der 2:0-Sieg war da schon ein fast zwangsläufiges Ergebnis.

Die Schalke Angriffe nahmen ihren Anfang im defensiven Mittelfeld, ehe der mit Lust (und diesmal guter) Laune kickende Stratege Lincoln die Stürmer im passenden Augenblick mit präzisen Steilvorlagen Richtung Tor schickte. Dass die Bremer im Ergebnis glimpflich davongekommen sind, verdanken sie Tim Wiese, ihrem besten Mann. Der Schlussmann bereinigte allerlei Versäumnisse einer schlecht abgestimmten Verteidigungsreihe. Wenn seine Vorderleute ausgespielt waren, versperrte er den gegnerischen Stürmern oft weit vor dem eigenen Tor den Weg und verhinderte ein Debakel. Die gefühlte Niederlage indes fiel deutlicher aus, als die Treffer von Kevin Kuranyi (7. Minute) und Hamit Altintop (72.) anzeigen. „Schalke hat uns zeitweise vorgeführt“, sagte Wiese. Der Torwart machte alles richtig, profitierte aber auch davon, dass die Schalker Stürmer im Abschluss wieder viel falsch machten.

Es mag nicht der Abend gewesen sein, die allgemeine Gelsenkirchener Freude zu vermiesen, aber einen Kritikpunkt konnte und wollte Mirko Slomka nicht aussparen: die vielen vergebenen Chancen erster Güte. „Das war so ziemlich die einzige Schwäche, die ich entdecken konnte.“

Mit Blick auf Spielverlauf und Ergebnis war diese Schwäche verzeihlich. Schalke hatte die Arena in eine reale Traumwelt verwandelt. An solchen Abenden klappt es auch bei Kevin Kuranyi. Der Nationalspieler außer Diensten, bedankte sich für das Vertrauen Slomkas, der ihn vor der Partie aus pädagogischen Gründen in Frage gestellt und dann dennoch in der Mannschaft gelassen hatte. Der Mittelstürmer machte eines seiner besten Spiele, seit er in Königsblau kickt: Kuranyi gut, alles gut.

Bleibt nur die Frage, wie lange das Hoch über Gelsenkirchen sich hält. Lincoln baute schon für die nächste Schlechtwetterfront vor. „Wir können nicht jedes Wochenende so spielen wie gegen Bremen.“ Das kann niemand. Andererseits ist für Manager Andreas Müller die Grenze der Spielkunst noch nicht erreicht. „Wir können es noch besser.“

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