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Sport: Sieg ohne Matchball

Die Französin Mauresmo gewinnt in Melbourne

Melbourne - Amelie Mauresmo lächelte ein bisschen verlegen. Dabei hatte sie eigentlich Grund, ausgelassen zu jubeln. Denn nach vielen Jahren voller Zweifel, Ängsten und Anfeindungen hatte die französische Weltklasse-Tennisspielerin ihr erstes Grand-Slam-Turnier gewonnen, die Australian Open in Melbourne. Aber sie wollte triumphieren, sie wollte nicht durch Aufgabe gewinnen. Doch ihre Gegnerin Justine Henin-Hardenne musste im Finale nach 52 Minuten wegen Magenproblemen aufgeben. Zu diesem Zeitpunkt führte Mauresmo 6:2, 2:0.

Die Belgierin kämpfte mit den Tränen, als sie darauf wartete, dass man der Siegerin die Trophäe überreicht. Zuvor war sie von Mauresmo getröstet worden, die als Erste erfuhr, dass Henin-Hardennes Magenprobleme durch Medikamente ausgelöst worden waren, welche die Belgierin für ihre schmerzende Schulter eingenommen hatte.

In der Nacht vor dem Finale habe sie vor Schmerzen kaum geschlafen, sagte Henin-Hardenne. Lange versuchte sie, die Tränen zurückzuhalten. Aber als ein Reporter noch einmal fragte, wie sie sich fühle, begann sie zu schluchzen. 2004 hatte sie in Melbourne gewonnen, 2005 fehlte sie wegen einer Krankheit, und jetzt wieder eine Verletzung.

Ob ihre Gegnerin Mauresmo nun endlich den Ruf der unendlich talentierten Versagerin los wird, bleibt fraglich. Seit sie als 19-Jährige schon mal ins Finale in Melbourne eingezogen war, hat die athletische Spielerin 13 Mal das Viertel- oder sogar Halbfinale bei Grand-Slam- Turnieren erreicht, aber gewonnen hatte sie nie, obwohl sie zwischenzeitlich die Nummer eins war. Noch auf dem Platz bedankte sie sich bei denen, die „immer noch“ an mich geglaubt haben. Deren Zahl hat immer mehr abgenommen. „Choker“ wird in Tenniskreisen ein Spieler genannt, den die Angst so würgt, dass er im entscheidenden Moment versagt.

Mauresmo war in den vergangenen Jahren dieser unehrenhafte Titel mehr als nur einmal verliehen worden, Verletzungen taten ein Übriges, um sie immer wieder zu stoppen. Tatsache bleibt, dass Mauresmo die letzten beiden großen Titel gewonnen hat, Melbourne und davor den Titel bei der WTA-WM im November. Aber vermutlich wird erst ein Grand-Slam-Titel die Kritiker verstummen lassen, bei dem sie einen Matchball im Endspiel tatsächlich auch verwandeln muss.

Alexander Hofmann

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