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Auf Ballsuche. Peter Niemeyer (l.) war zuletzt angeschlagen, am Mittwoch stieg er wieder ins Training bei Hertha BSC ein.

© dpa

Siegen bis zur Sprachlosigkeit: Herthas Schweigen erhöht den Druck

Nach dem selbst auferlegten öffentlichen Schweigen wird das fußballerisches Tun der Hertha-Spieler am Freitag gegen den FSV Frankfurt umso kritischer betrachtet.

Berlin - Das Schweigen, das sich die Herren Fußballprofis von Hertha BSC selbst auferlegt haben, dauert nun schon ein ganzes Weilchen an. Doch mit jedem weiterem Tag wächst auf sie der Druck. Der Druck nämlich, einen besonders ausdrucksstarken Auftritt hinzulegen am Freitag, wenn der führende Zweitligist den FSV Frankfurt im Olympiastadion empfängt. Dabei wollten die Herthaprofis mit ihrer Aktion das vermutlich nun überhaupt nicht bezwecken, aber genau so wird es kommen: Ihr fußballerisches Tun wird umso kritischer betrachtet werden. Schließlich hatten sie ihre Aktion auch damit begründet, sich so besser konzentrieren zu können auf das selbstgesteckte Ziel Wiederaufstieg. 35 000 Zuschauer erwartet Hertha am Freitag, und die werden genau hinsehen.

„Wir müssen es in die Köpfe der Spieler kriegen, dass jedes einzelne Spiel in dieser Saison verdammt wichtig ist“, sagt Michael Preetz. Herthas Manager ist neben Trainer Markus Babbel der einzige im Hertha-Tross, der sich in diesen Tagen gegenüber der Presse äußert. Das Schweigen der Spieler befürworten beide uneingeschränkt. Ihrer Meinung nach zeige dies, wie sehr die Mannschaft zusammenstehe und wie sehr sie sich auf anstehende Aufgaben konzentriere. Auslöser des Schweigens sei die Art und Weise der Kritik gewesen, die insbesondere Torwart Maikel Aerts nach dem wackeligen Spiel gegen Cottbus getroffen hatte.

Dieses Spiel war vielen Fans ein Alarmsignal. Nachdem schon das wohl wichtigste Saisonspiel – das Derby gegen den 1. FC Union – im eigenen Haus verloren wurde, konnte Hertha auch nicht im vielleicht zweitwichtigsten Spiel gegen Cottbus vor eigenem Publikum überzeugen. Der Anhang fürchtete, den Aufstieg womöglich im heimischen Olympiastadion zu verspielen. Denn dem gegenüber stehen die vielfach überzeugenden Auftritte in der Rückrunde auf fremden Plätzen, etwa das 6:2 in Karlsruhe oder zuletzt das 5:0 in Aachen. So richtig kann niemand die Leistungsschwankungen zwischen Heim- und Auswärtsspielen erklären. Die Erklärungsansätze reichen vom zu großen Druck vor heimischer Kulisse bis hin zu der defensiven Spielweise der Gegner im Olympiastadion, mit der sich das eigene Team schwer tue. Doch hier irren Babbel und Preetz. Hertha hatte vor allem dann Schwierigkeiten im Olympiastadion, wenn der Gegner mutig und engagiert spielte, wenn Hertha auf einen gut organisierten Gegner traf, der eine klare Spielidee besaß, schnell und entschlossen nach vorne spielte. „Na so schlecht sind wir zu Hause nun auch wieder nicht“, entgegnet Preetz und verweist darauf, dass Hertha in dieser Disziplin ligaweit an dritter Stelle liegt. Nur Aue und Düsseldorf sind heimstärker. Von den noch ausstehenden zehn Saisonspielen hat Hertha noch fünf vor eigenem Publikum zu bestreiten. Preetz möchte sie allzu gern gewonnen sehen.

„Wir müssen jetzt die Punkte holen, damit es hintenraus vielleicht ein bisschen bequemer wird“, sagt Markus Babbel. Entgegen der jüngsten Befürchtungen werden die beiden zuletzt angeschlagenen Spieler, Peter Niemeyer und Raffael, spielfähig sein. Ob Raffael, dessen Fehlen in Aachen nicht weiter ins Gewicht fiel, gegen Frankfurt auch zum Einsatz kommen werde, wolle der Trainer kurzfristig entscheiden: „Ich kann mir alles vorstellen, ich habe eine große Fantasie.“

Der eigene Anhang würde sich im Zweifelsfall auch schon mit einem fantasielosen Heimsieg zufrieden sein. Andernfalls wäre jedes Wort der Herthaprofis vermutlich eins zu viel.

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