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Drin? Nicht drin? Baris Özbek klärt im letzten Moment – zumindest scheint es so. Die Fernsehbilder zeigten, dass der Ball hinter der Linie war, doch das Tor zählte nicht.

© Matthias Koch

Sieggarant für Union: Baris Özbek - im Mittelpunkt

Union Berlins Mittelfeldspieler Baris Özbek glänzt auf seiner neuen Position vor der Abwehr und führt die Köpenicker bei Dynamo Dresden zum ersten Saisonsieg. Seine wichtigste Tat vollbringt er aber auf der Torlinie.

Grell leuchteten die Schuhe von Baris Özbek. Der Mittelfeldspieler des 1. FC Union hatte für das Spiel bei Dynamo Dresden ein neongelbes Modell gewählt, das vorn in einen Rot-Ton übergeht. Die Schuhe kamen besonders gut zur Geltung, weil Union in den wenig farbenfrohen grauen Auswärtstrikots auflief. Özbek stach an diesem regnerischen Abend in Dresden aus der Mannschaft der Berliner heraus – und das nicht nur wegen seiner extravaganten Treter.

Der 26-Jährige zeigte beim 3:1 (3:0)-Sieg in Dresden eine seiner besten Leistungen seit seinem Wechsel zum 1. FC Union im Januar. Vor dem 2:0 von Torsten Mattuschka fing er energisch einen Pass des Dresdeners Anthony Losilla ab, das 3:0 durch Damir Kreilach leitete er ebenfalls mit ein. Es gab so gut wie keine entscheidende Szene, an der Özbek nicht beteiligt war. Das galt für die Offensive wie für die Defensive. Einen Kopfball von Romain Bregerie lenkte er per Kopf an die Unterkante der Latte. Schiedsrichter Peter Sippel bewertete die Rettungsaktion als geglückt, doch im Fernsehen war später erkennbar, dass der Ball die Linie knapp überschritten hatte. Glück für Union. Schließlich war es Özbek, der zu Beginn der zweiten Halbzeit rüde von Cheikh Gueye nahe der Mittellinie gefoult wurde. Dresdens Verteidiger sah daraufhin zurecht die Rote Karte.

Baris Özbek stand in Dresden stets im Mittelpunkt, was auch mit seiner Position zusammenhing. Nachdem der türkischstämmige Fußballer in den ersten zwei Spielen auf der rechten Außenposition spielen musste, durfte er am Freitagabend gemeinsam mit Damir Kreilach vor der Abwehr ran. „Meine Hauptposition ist die der Sechs. Man sieht da schon einen Unterschied, gemessen an dem, was ich ausmachen kann“, sagt Özbek. Intern, verrät der Mittelfeldspieler, „war das schon ein Thema bei uns“.

Worte, die Uwe Neuhaus nicht gerne hört. Das ungewöhnlich offene Werben Özbeks um seine Wunschrolle wies der Trainer des 1. FC Union zurück. „Baris muss verstehen, dass die Position gar nicht so unterschiedlich von der ist, die er vorher gespielt hat“, sagt Neuhaus. Seine Umstellung wollte er in gewohnter Art nicht überbewerten. „Wenn man gewinnt, ist immer alles richtig“, so Neuhaus. Jedoch war es eben diese taktische Änderung, die seiner Mannschaft vermeintlich mehr Sicherheit gab. Vor allem Damir Kreilach fühlte sich sichtlich wohler mit Özbek an seiner Seite. Der Kroate hatte nach einer starken Vorbereitung zuletzt geschwächelt, die Rolle als einziger defensiver Mittelfeldspieler vor der Abwehr schien ihm nicht immer zu behagen. Aus Kroatien war er es gewohnt, mit einem weiteren Defensivmann neben sich zu spielen. Durch Özbeks Hinzunahme war Kreilach die Last, das Spiel allein aufbauen zu müssen, genommen.

„Ich habe schon länger darüber nachgedacht, so zu spielen“, sagte Neuhaus. Restlos glücklich zeigte sich Unions Trainer mit dem neuen System trotz der phasenweise überragenden Vorstellung und dem ersten Saisonsieg seiner Mannschaft aber nicht. „Wer sich auskennt weiß, dass man für den zusätzlichen Sechser einen zweiten Stürmer zurückholt. Es ist ein sehr defensives System. Ich weiß nicht, ob das für ein Heimspiel das Richtige ist. Heute war es perfekt, aber wir müssen von Mal zu Mal entscheiden“, sagte Neuhaus. Auch gefiel ihm die Ausrichtung mit Adam Nemec als einziger Spitze und Torsten Mattuschka hängend dahinter nicht immer. „Sie haben phasenweise beide zu weit weg vom Tor gestanden. Das war ja fast schon wie bei Barcelona“, sagte Neuhaus. Gut möglich, dass er beim kommenden Heimspiel gegen Düsseldorf wieder auf nur einen Sechser setzt.

Özbek müsste dann wieder nach rechtsaußen rücken. Dort spielte in Dresden Sören Brandy – und das sehr erfolgreich. Der 28 Jahre alte Neuzugang erzielte per Kopf die 1:0-Führung. Wie Özbek zeigte auch Brandy eine starke Leistung. Nur beim Thema Ausrüstung konnte er nicht mit Özbeks mithalten. Brandys komplett rote Schuhe wirkten gegen das Neonmodell seines Kollegen fast schon spießig.

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