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Sport: Silberner Sieg

Katrin Apel wird Zweite im Biathlon-Massenrennen

Oberhof. Am Schießstand hatte Katrin Apel in den letzten Tagen kein Glück gehabt. Teils hatte sie mit Windböen gekämpft, teils mit ihren Nerven. Beim Sprint wurde sie mit vier Fehlschüssen 13., im Verfolgungsrennen mit zehn Fehlschüssen 17. Und beim Staffelrennen verausgabte sie sich in der Loipe so sehr, dass am Schießstand ihre Beine stark zitterten und sie kaum mehr traf. Eine Strafrunde war die Folge, auch deshalb reichte es für die Deutschen nur zu Bronze. Doch gestern war alles Ungemach vergessen. Katrin Apel aus Gräfenroda in Thüringen gewann im Massenstartrennen über 12,5 Kilometer Silber mit 1:23,9 Minuten Rückstand auf die Norwegerin Liv Grete Poirée, die sich ihr viertes Gold bei dieser WM sicherte. Dritte wurde die Französin Sandrine Bailly mit sechs Sekunden Vorsprung vor Simone Denkinger. Durch je zwei Schießfehler bei den letzten beiden Übungen im Stehendschießen brachte Denkinger sich um eine Medaille, riss im Ziel aber dennoch glücklich beide Arme hoch. Trotz eines Sturzes hatte sie lange auf dem Bronzerang gelegen, war nach dem letzten Schießen aber sogar auf den sechsten Platz zurückgefallen. Uschi Disl wurde Neunte, Kati Wilhelm Zehnte, die zweifache Medaillengewinnerin Martina Glagow 26. – auch, weil die von ihrem Vater gewachsten Skier zu langsam waren.

Apel hatte in Oberhof mit dem Massenstart schlechte Erfahrungen gemacht, beim Weltcup vor einem Jahr „bin ich fast Letzte geworden. Für die WM hatte ich mir in Sprint und Verfolgung einiges vorgenommen. Den Massenstart habe ich so mitgenommen, da habe ich nicht mit einer Medaille gerechnet.“ „Das ist ein Traum“, erzählte Apel, „ich hatte heute mehr Angst vor dem Laufen als vor dem Schießen. Die Strafrunde kannte ich ja inzwischen zur Genüge.“ Gestern blieb sie bis zur letzten Schießübung fehlerfrei, erst zum Abschluss traf sie zweimal die Scheibe nicht. „Da war ich fertig vom Rennen“, sagte Apel, nachdem sie mit einer großen Deutschlandfahne ins Ziel gelaufen war. Ärgern musste sie sich nicht – auch ohne Fehlschüsse hätte sie keine Chance gehabt, Liv Grete Poirée zu schlagen Die läuferische Überlegenheit der Norwegerin hatte sich besonders nach dem dritten Schießen gezeigt. Poirée musste zwei Strafrunden laufen, sie lag nur noch 7,3 Sekunden vor Apel. Doch in der Loipe baute sie den Vorsprung schnell wieder aus.

Uschi Disl hatte die ersten Tage der WM krank im Bett verbracht und vor zu hohen Erwartungen gewarnt: „Wenn ich beim Rennen merke, dass es doch nicht geht, höre ich auf. Für eine Medaille bin ich nicht fit genug.“ Doch bei etwas weniger Pech hätte sie durchaus weiter nach vorne laufen können. Kurz nach dem Start stürzte sie in der steilen Wolfsschlucht und rutschte über den glatten Schnee. „Da wollte ich schon aufgeben“, erzählte die 33-Jährige. Beim ersten Schießen hatte sie Probleme mit ihrem Gewehr und musste drei Strafrunden drehen. Dennoch kämpfte sie noch auf den neunten Platz vor. Nach Disl stürzten noch mehrere andere Biathletinnen, „wir haben bei der Mannschaftssitzung Zweifel angemeldet, ob die Wolfsschlucht für den Massenstart geeignet ist“, sagte Apel, „da waren 30 Frauen, die sich mit einem Gewehr auf dem Rücken runtergestürzt haben. Das war sehr schwierig.“ Mehr hatte aber auch Apel nicht zu bemängeln

Helen Ruwald

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