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Erfolgsbringer. Trainer Roland Dzubasz mit Limario. Das Pferd gewann den Preis des Winterfavoriten. Foto: Imago

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Sport: Silvesterparty in Hoppegarten

Der Berliner Roland Dzubasz liegt im spannenden Galopper-Duell knapp vorn und kann am Sonntag in Dortmund das Trainer-Championat gewinnen.

Berlin - „Alles, was vier Beine hat und galoppieren kann, wird er wohl aufbieten, um mich noch abzufangen“, sagt Roland Dzubasz. Er meint den Kollegen Christian von der Recke, den einzig verbliebenen Kontrahenten im Kampf um das Trainer-Championat. Vor dem letzten Renntag des Jahres am Sonntag auf der Sandbahn in Dortmund hat dieser bereits angekündigt: „Hoffentlich gibt es genügend Transporter für meine Pferde, die ich an den Start bringe.“ Für die neun Rennen hatte von der Recke am Donnerstag noch elf Vollblüter im vorläufigen Feld, Dzubasz nur zwei. „Am liebsten würde ich in diesem Jahr überhaupt nicht mehr starten“, sagt der 44-Jährige aus Hoppegarten, der mit 58 Saisonerfolgen und knapp einer halben Million Euro Gewinnsumme deutlich vor von der Recke liegt (53 Siege, 165 000 Euro). Am zweiten Weihnachtsfeiertag fehlten auf der Sandbahn in Neuss bereits die Dzubasz-Pferde, sein Kontrahent war ihm mit zwei Siegen dennoch kaum näher gekommen. Die ganz große Form weisen die Cracks im Stall des zum westfälischen Uradel gehörenden Trainers auch nicht mehr auf.

Roland Dzubasz ist jedoch keiner jener Zocker, die das Galopp-Metier magisch anzieht. Dafür ist ihm das Championat viel zu wichtig. Persönlich, aber auch für den Standort Hoppegarten. Vor allem in diesem Jahr, in dem er fast ebenso oft bei Ärzten wie bei seinen Pferden war. Im Februar hatte ihn die Stute Neumark im Training abgeworfen, Dzubasz zog sich einen komplizierten Knöcheltrümmerbruch zu. Erst in der vergangenen Woche wurden stützende Schrauben und Metallplatten entfernt. Momentan ruht der Fuß erneut in einer Gipsschale. Noch ist nicht klar, ob das Gelenk sogar versteift werden muss. „Die letzten Monate waren Wahnsinn“, sagt Dzubasz, „ich konnte in die Trainingsarbeit nicht richtig eingreifen, meine Frau hat ein Baby bekommen und bei den Rennen war ich auch nur sporadisch dabei.“ Und trotzdem so erfolgreich wie nie zuvor. Mit Limario im Preis des Winterfavoriten und Flamingo Star im Herzog-von-Ratibor-Rennen wertete er seine Bilanz zum Saisonende noch einmal auf.

Seit 1996 besitzt Dzubasz den Trainerschein, danach hatte er mit dem Aufbau eines eigenen Rennstalls begonnen. „Zu Beginn war für mich das einzige Monatsziel, den Futtermittelhändler bezahlen zu können“, sagt er. In einem schwierigen Umfeld, dem das erste Championat für einen ostdeutschen Trainer einen weiteren Aufschwung bescheren könnte.

Bis 1945 war der Trainer-Champion regelmäßig aus der damals riesigen Hoppegartener Trainingszentrale gekommen. Mittlerweile liegt der Pferdebestand zwar nur noch bei knapp über einhundert Tieren, aber die Rennbahn selbst verweist 2012 auf Zuwächse. Lag sie in der Saison 2008 in Deutschland in der Gunst der Wetter noch auf Platz sieben, wird sie heute auf Platz drei geführt. Um neun Prozent legte der Wettumsatz pro Rennen gegenüber dem Vorjahr zu, im Vergleich zu 2008, der ersten Saison nach der Privatisierung der Rennbahn, beträgt die Steigerung 47 Prozent. An den Hoppegartener Wettschaltern wurden in diesem Jahr 2,1 Millionen Euro umgesetzt, 74 000 Besucher wurden an den zehn Renntagen gezählt.

Für Dzubasz wiegen diese Zahlen den Standortnachteil gegenüber jenen Quartieren auf, von denen aus es nicht weit „zum großen Geld“ ist. Und dann hat Hoppegarten auch noch familiäre Atmosphäre zu bieten. Am Sonntag werden sie von dort aus die Rennen in Dortmund verfolgen. Wenn es mit dem Großangriff von der Reckes nicht klappt, hieße dies: Championats- Feier für den erfolgreichsten deutschen Trainer 2012. Hartmut Moheit

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