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Sport: Sir David von Wembley

Beckham feiert starkes Comeback gegen Brasilien

Von Markus Hesselmann

Das letzte Länderspiel im alten Wembleystadion hatte den Engländern ein Deutscher verdorben. Dietmar Hamann schoss im Jahr 2000 das Tor zum 1:0-Sieg der deutschen Nationalelf. Beim ersten Länderspiel im neuen Wembleystadion ärgerte am Freitagabend zwar kein Deutscher, aber ein Spieler aus der Bundesliga die englischen Fans. In der Nachspielzeit erzielte Werder Bremens Spielmacher Diego das 1:1 für Brasilien. Nur um Sekunden entging den Engländern der Triumph, den fünfmaligen Weltmeister zur Wembley-Premiere und zum Comeback ihres Superstars David Beckham zu schlagen.

Beckham war da schon nicht mehr auf dem Platz. Trainer Steve McClaren hatte ihn ausgewechselt. So konnte Beckham die Standing Ovations der fast 90 000 Zuschauer auskosten. Mit den Händen über dem Kopf klatschte Beckham den Fans seinerseits Beifall. Er war wieder zu Hause – in Neu-Wembley und in der Nationalelf, aus deren Kader ihn McClaren nach der WM 2006 gestrichen hatte. Und er hatte sich gut eingeführt. An fast allen viel versprechenden Aktionen war Beckham von seiner Position im rechten Mittelfeld aus beteiligt. In der 68. Minute trat Beckham halbrechts zu einem seiner berühmten Freistöße an. Vom Fuß des Künstlers flog der Ball in weitem Bogen auf den langen Pfosten über den hochgewachsenen Bremer Verteidiger Naldo hinweg auf den Kopf von John Terry. Der Verteidiger des FC Chelsea – in der Nationalelf auch Beckhams Nachfolger als Kapitän – traf zum 1:0.

Einige Male brachte Beckham auch Michael Owen gut ins Spiel. Dem Stürmer von Newcastle United, der sich bei der WM in Deutschland schwer verletzt hatte, gelang ein ordentliches Comeback. Beckham aber brachte Führungsstärke zurück ins englische Team, die während seiner erzwungenen Auszeit gefehlt hatte. Der gefeierte Star blieb bescheiden. „Ich habe nie angenommen, dass ich ein Recht auf einen Platz im Team hätte“, sagte Beckham.

McClaren, der wegen der vielen schlechten Leistungen seines Teams kritisiert worden war, versuchte, seinen Sinneswandel zu erklären. Er habe Beckham bei Real Madrid seit dem Jahreswechsel beobachtet. „David hat sich seine Rückkehr erarbeitet“, sagte McClaren. Trocken fügte Brasiliens Nationaltrainer Dunga hinzu: „Beckham war gut. Vor allem in Standardsituationen. Das kann er am besten.“ Dunga hatte ein halbes Bundesliga-Team aufgeboten, zu dem neben Naldo und dem eingewechselten Diego auch die Herthaner Mineiro und Gilberto sowie der Leverkusener Juan gehörten.

95-mal hat David Beckham für England gespielt. Das Hunderterjubiläum ist für den 32-Jährigen nun realistisch. Auch wenn das nicht einfach wird, wenn Beckham im Sommer in die USA wechselt. Fußball auf höchstem Niveau spielt Beckham bei Los Angeles Galaxy sicher nicht. Und wegen der kurzen Saison bleibt er für Monate ohne Spielpraxis. Wenn aber drüben Saison ist, dann will sein neuer Arbeitgeber den ganzen Beckham und gibt ihn ungern länger für Trainingslager und Testspiele frei. McClaren mag darüber noch nicht sinnieren: „Für mich zählt nur das Spiel am Mittwoch“, sagt der Nationaltrainer. Da braucht sein Team in der EM-Qualifikation in Estland einen Sieg, um in der Gruppe E noch gute Chancen auf Platz zwei und die EM-Teilnahme zu haben.

Wenn Beckham in Tallinn wieder stark spielt, dürfte sich eine andere Debatte für ihn zum Guten wenden. Und aus Mister Beckham könnte bald Sir David werden. Wegen seines Wechsels in die USA und des zwischenzeitlichen Endes seiner Karriere im Nationalteam hatten sich angeblich einige englische Politiker gegen den Ritterschlag ausgesprochen. Nun darf auch Beckhams Frau wieder auf einen Titel hoffen. „Lady Victoria – das wäre doch wunderbar kitschig“, hatte sie dem Sender BBC vor einiger Zeit schon gesagt.

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