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Skate-Marathon: Rollen wie Cecilia

Für Kinder in Kolumbien ist die Skaterin Cecilia Baena ein Idol – den Marathon will sie zum dritten Mal gewinnen.

Im Supermarkt kann Cecilia Baena sich selbst begegnen, sie muss nur am Nudelregal vorbeigehen. Eine große Pastafirma druckt ihr Gesicht auf die Packungen, das hilft in Kolumbien beim Verkaufen, so schnell skaten wie Cecilia Baena wollen schließlich viele. Auch auf Eisenbahnwaggons ist das Bild der 22-Jährigen zu sehen, die Nudelfirma hat es aufdrucken lassen, und das passt noch besser, denn die Skater rollen wie Züge durch die Städte, sie ziehen sich gegenseitig. Aber am Ende rollt meist Cecilia Baena lächelnd als Erste ins Ziel.

Wer am Samstag beim Berlin-Marathon gewinnen will, muss erst einmal an der zierlichen Läuferin vorbeirollen; auch 2008 und 2004 hat die Kolumbianerin schon in Berlin gewonnen. Das Rennen ist ihr so wichtig, dass sie dafür auf die Weltmeisterschaften in China verzichtet, die ebenfalls an diesem Wochenende beginnen.

Cecilia Baena will aber nicht nur für sich selbst laufen. „Ich kann den Menschen in Kolumbien Illusionen schenken“, sagt sie und erzählt so schnell, als müssten ihre Sätze in einer bestimmten Zeit ankommen, dass Erfolg von ihr und anderen Skatern die Kinder in Kolumbien motiviere, keine schlimmen Dinge anzustellen, sondern lieber mit den Rollen unter den Schuhen durch die Straßen zu gleiten. „Die wirtschaftliche Situation in Kolumbien ist schwierig, aber Skaten ist ein Weg zum Erfolg“, sagt sie, „die Kinder wollen so sein wie ich.“ Dafür ist Baena inzwischen Unicef-Botschafterin in ihrem Land geworden, und mit einer Stiftung bezahlt sie Kindern Ausrüstung und Training.

Im großen Weltmarkt Sport hat Kolumbien die Nische Skaten fest besetzt. Die Weltmeister in den vergangenen Jahren kamen aus Kolumbien, allein Cecilia Baena hat schon 22 Weltmeistertitel gesammelt. Hinter Fußball ist Skaten nun die Nummer zwei. „Bei uns haben schon Schulen Skaterbahnen“, erzählt Baena und schätzt, dass 8000 Kolumbianer Skaten als ernsthaften Sport betreiben, 100 davon als richtige Profis.

In diesem Jahr ist sie für einige Monate in einer anderen Welt zu Hause, in Groß-Gerau bei Frankfurt am Main, dort wird sie nicht auf der Straße erkannt wie in ihrer Heimat Bogota. Seit April trainiert sie in Hessen, um nicht so lange reisen zu müssen zu den Stationen der Weltserie. Anstatt auf Bahnen ist sie auf Fahrradwegen unterwegs, „hier trainiert man mehr in der Landschaft“. Fünf andere Läufer ihres Ausrüsterteams sind mit ihr in Groß-Gerau. Manchmal kommt der Franzose Yann Guyader vorbei, der Führende im Weltcup, das freut Baena besonders. Denn seit einem Monat sind die beiden ein Paar.

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