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Sport: Skepsis vor Investoren in Jena

Aus dem Ernst-Abbe-Sportfeld dröhnt die letzte Runde eines Laufwettbewerbs. Durch den Lärm versteht man kaum etwas im VIP-Zelt nebenan.

Aus dem Ernst-Abbe-Sportfeld dröhnt die letzte Runde eines Laufwettbewerbs. Durch den Lärm versteht man kaum etwas im VIP-Zelt nebenan. Dort geht der Präsident des FC Carl Zeiss Jena ebenfalls in die letzte Runde. Leider ohne Mikrofon – dafür gibt es frisch gezapftes Bier und belegte Brötchen.

Zipfel versucht am Freitagabend etwa 100 Mitgliedern des FC Carl Zeiss Jena zu erklären, was es mit den neuen russischen Investoren auf sich hat. Jena will den Profispielbereich der Fußballabteilung in eine Spielbetriebs-GmbH ausgliedern. 51 Prozent der GmbH bleiben beim Verein, der damit weiter die Geschäfte führen wird. Die restlichen 49 Prozent sollen für rund 1,5 Millionen Euro an den russischen Investor „Alpha Group Invest Corporation“ gehen, der zudem in fünf Jahren mindestens 20 Millionen Euro zur Verfügung stellt. Die Verträge sind fertig, nur noch die Deutsche Fußball-Liga und die Mitglieder müssen zustimmen. „Ohne eure Zustimmung lassen wir die Investoren nicht ins Boot“, versichert der Präsident den Mitgliedern. Die Gründung der GmbH sei überfällig, um in der Zweiten Liga professionell arbeiten zu können. In der vergangenen Saison wäre Jena fast abgestiegen.

Aber wer ist dieser Investor? Die Firma ist in der Baustoff- und Immobilienbranche tätig und arbeitet auch mit deutschen Betrieben zusammen. Seit sechs Jahren habe man versucht, einen Investor in der Region zu finden, sagt Jenas Schatzmeister Gerald Glöckner. Leider habe sich etwa die Carl Zeiss AG vor zwei Jahren ganz aus dem Sportsponsoring zurückgezogen. „Wir stehen mit zwei Vertretern seit zehn Monaten in gutem Kontakt. Wir haben aber noch keinen Wodka getrunken, sondern nur Tee“, sagt Zipfel. Die beiden Vertreter wollten jedoch eher im Hintergrund bleiben und angeblich wenig Einfluss nehmen. In fünf Jahren soll Jena in der Bundesliga spielen, dann könnten die Investoren ihr Engagement noch um drei weitere Jahre verlängern.

Die Frage ist, wie die Russen gerade auf Jena kommen. Zipfel gibt zu bedenken, dass man für diesen Preis kaum einen anderen zweitklassigen Verein bekäme, schon gar nicht in Russland. Die Investoren wollten sich im Osten Deutschlands engagieren, so Zipfel, „hier haben wir ja zumindest in der Schule noch Russisch gelernt“.

Die Mitglieder bleiben skeptisch. Zu tief sitzen die schlechten Erfahrungen mit Sponsoren, von denen sich Jena gerade erst erholt hat. Zipfel betont den Unterschied: „Die Russen sind keine Sponsoren. Sie wollen nicht aufs Trikot. Die haben lediglich zu viel Geld und wissen nicht, wohin damit.“ Daran mag niemand der Anwesenden so richtig glauben. Sie befürchten, dass die Russen mehr Einfluss nehmen wollen. „Wir haben jetzt sehr intensiv geprüft, aber 100 Prozent sicher kann man nie sein.“ Zipfel appelliert an das Vertrauen der Anwesenden. Die Mitglieder entscheiden am 29. September, 75 Prozent müssen zustimmen.

Ein Antrieb der Russen könnte auch die Vermittlung osteuropäischer Spieler nach Deutschland sein. In der vergangenen Saison wurden die georgischen Nationalspieler Mikheil Ashvetia und Georgi Lomaia über die russischen Investoren vermittelt. Ihre Leistungen waren gut.

Von der Bundesliga spricht derzeit ohnehin niemand. Jena liegt nach vier Spielen mit nur einem Punkt auf Rang 15. Im Falle des Abstiegs aus der Zweiten Liga können die Russen am Ende der Saison sofort wieder aussteigen.

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