zum Hauptinhalt
Am Ende unglücklich: Felix Neureuther nach seinem Aus im zweiten Lauf.

© dpa

Update

Ski Alpin bei Olympia: Felix Neureuther, der Unvollendete

Eingefädelt. Aus. Vorbei. Felix Neureuther hat die erhoffte Medaille im Slalom verpasst. Er schied am Samstag im zweiten Durchgang aus. Der Österreicher Mario Matt gewann vor seinem Landsmann Marcel Hirscher.

Felix Neureuther fuhr mutig, fuhr schnell – und fädelte ein. Aus! Wieder einmal war es nichts mit einer olympischen Medaille für ihn. Vor vier Jahren in Vancouver schied Neureuther im ersten Lauf des Slaloms aus, diesmal auf der Piste von Rosa Chutor passierte ihm der Fehler im zweiten Durchgang im grellen Flutlicht. Olympia und Felix Neureuther, das kommt irgendwie nicht zusammen. Und wird wohl auch nicht mehr zusammenkommen: Im März wird er 30 Jahre alt, wahrscheinlich wird er bei den Winterspielen in Südkorea nicht mehr an den Start gehen.

Es war eine merkwürdige Woche für Felix Neureuther. Erst der Autounfall in München, Schleudertrauma und Rippenprellung, dann die verspätete Anreise nach Sotschi, dort Probleme im Training und schließlich doch ein Start im Riesenslalom, den der Deutsche mit einem achten Platz achtbar zu Ende fuhr. Das machte plötzlich Hoffnung auf den Slalom am Sonnabend. Seine Disziplin, seine womöglich letzte Chance auf die olympische Medaille, die alle Welt von einem erwartet, wenn die Eltern Rosi Mittermaier und Christian Neureuther heißen und dann auch noch auf der Tribüne sitzen. Felix Neureuther hatte gesagt: „Mein Körper hält, das ist brutal wichtig für mich.“ Und dann hatte er sogar mal sehr optimistisch das Wort „Gold“ erwähnt. Viele trauten dem Deutschen das auch zu. Riesenslalom-Olympiasieger Ted Ligety hatte etwa gesagt, er sei sich sicher, dass Neureuther am Sonnabend auf dem Siegerpodest stehen werde.

WM-Silber hatte Neureuther im Slalom vergangene Saison gewinnen können, im Weltcup ist der Bayer schon 21 Mal unter die ersten Drei gefahren und hat den Slalom sechsmal gewonnen. Aber das ist natürlich alles nichts gegen die eine Medaille bei Olympia. Es hätte alles eine fantastische Geschichte werden können, mit einem großen glücklichen Ende. Doch dann wurde es ein trauriger Abgang von der olympischen Bühne, den Felix Neureuther bemüht gefasst wirkend, aber mit hängendem Kopf hinter sich brachte. Er sagte: „Es war die unglücklichste Woche, die ich in meiner Karriere erlebt habe.“

Nach dem ersten Lauf hatte Neureuther noch Medaillenchancen

Nach dem ersten Lauf hatte Felix Neureuther als Siebter nur 12 Hundertstelsekunden hinter Rang drei gelegen, die Goldmedaille war damit schon so gut wie weg. Mario Matt, der Führende, lag satte 87 Hundertstelsekunden vor dem Deutschen. „Es war ziemlich unruhig oben“, hatte Neureuther nach seiner ersten Fahrt gesagt. „Ich habe einen großen Fehler gemacht, der hat mich Geschwindigkeit gekostet.“ Nur wenige Sekunden nach dem Start hatte er einen Fahrfehler noch gerade so korrigieren können. Aber noch war alles möglich – bis zu der Stange im zweiten Durchgang, die der Mann aus Partenkirchen dann nicht umfahren konnte. „Dann machte es bing, und dann war es vorbei“, sagte er.

Es gewann schließlich der Gewinner des ersten Laufes, der Österreicher Mario Matt, im Ziel 28 Hundertstel schneller als sein Landsmann Marcel Hirscher, der wie Neureuther als großer Favorit auf Gold galt. Hirscher hatte einen hervorragenden zweiten Lauf hinter sich gebracht, sieben Ränge gut gemacht und dann rettete Matt mit einem routiniert ruhigem Vortrag den schmelzenden Vorsprung ins Ziel. Bronze ging an den Norweger Henrik Kristoffersen.

Auch Dopfer war enttäuscht – nur Platz vier

Fritz Dopfer vom SC Garmisch teilte sich den unglücklichen vierten Platz mit dem Italiener Stefano Gross – sie waren beide fünf Hundertstelsekunden langsamer als Kristoffersen. Felix Dopfer war nach dem Rennen ähnlich frustriert wie Neureuther. Der gebürtige Innsbrucker war von Platz 14 im ersten Durchgang auf dem sehr anspruchsvollen Kurs noch erstaunlich weit nach vorne gefahren, aber nicht weit genug, um sich schließlich darüber freuen zu können.

Der Sieger des letzten alpinen Wettbewerbes der Winterspiele von Sotschi war zugleich der älteste alpine Olympiasieger aller Zeiten – mit 34 Jahren. Zudem war es für den Slalom-Weltmeister von 2001 die erste olympische Medaille überhaupt. Der reife Auftritt des Tirolers könnte Felix Neureuther vielleicht noch Mut machen für die Spiele von Pyeongchang. Dann wäre er gerade noch 33 und könnte zwar den Altersrekord des Österreichers nicht überbieten, aber zumindest sich selbst erlösen – davon, dass er seine Karriere nicht ohne olympische Medaille beenden muss. Aber genau danach sieht es wohl aus – nach einer unvollendeten Karriere von Felix Neureuther.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false