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Vancouver 2010 - Ski alpin

© dpa

Ski Alpin: Bode Miller is back

Früher fiel Bode Miller durch Alkohol, Thesen zur Freigabe von Doping und schlechtes Benehmen auf. Im Sommer hatte er schon mit dem Skisport aufgehört, doch nun will er zum ersten Mal Gold gewinnen

Neulich hat ein Reporter Bode Miller in Whistler im Suppenladen „Soup Boutique“ entdeckt. Der exzentrische Skistar aus den USA stand an der Theke und trank eine Apfelschorle. Das ist insofern interessant, als die Reporter vor vier Jahren bei den Olympischen Spielen in Turin Bode Miller zumeist nachts in einer Diskothek mit einem alkoholischen Getränk in der Hand angetroffen haben. Dem entsprach dann auch seine sportliche Leistung. Meint er es diesmal etwa ernster?

„Meine Form stimmt, ich bin bereit, hier zu gewinnen“, sagt Bode Miller vor der olympischen Abfahrt der Männer am Samstag in Whistler Creekside (20.45 Uhr, live in der ARD). Im zweiten Training auf der 3105 Meter langen Strecke landete er auf Rang acht, der Österreicher Michael Walchhofer fuhr die schnellste Zeit. Bode Miller will in Vancouver zum ersten Mal in seiner Karriere eine olympische Goldmedaille gewinnen, zwei Silbermedaillen aus Riesenslalom und Kombination in Salt Lake City hat er schon. Beziehungsweise: Sie sind ihm überreicht worden. Denn ob er sie noch besitzt, ist eine andere Frage: Der 32 Jahre alte Skirennfahrer neigt dazu, seine Medaillen zu verlieren. Die Goldmedaille von der Skiweltmeisterschaft 2003 hat er sogar dazu benutzt, um einen Toilettensitz in seinem Haus zu befestigen.

Karriereende schien schon beschlossene Sache

Bei Bode Miller ist selten klar, was er will. Im vergangenen Jahr schien es, als wolle er seine Karriere beenden. Den Sommer ließ er ohne Ski-Training verstreichen, trotzdem entschied er sich im Herbst weiterzumachen. Die Olympischen Spiele seien ein Anreiz gewesen, sagt Miller. Wichtig sei ihm aber auch sein Erbe für die Nachwelt: Spaß am schnellen Fahren zu vermitteln. „Man will gewinnen, aber man will so gewinnen, dass man stolz darauf sein kann“, sagt Bode Miller. So erklärt sich auch sein draufgängerischer Stil, der Schuld daran ist, dass der Sohn eines Hippie-Pärchens aus Maine so oft ausscheidet. Im Januar allerdings gewann der zweimalige Weltcupgesamtsieger mit der Superkombination in Wengen erstmals seit zwei Jahren wieder ein Weltcup-Rennen. „Ich werde immer stärker, ich bin genau da, wo ich während der Spiele sein wollte“, hat Bode Miller festgestellt.

Vor Jahren sorgte er mit seinen öffentlichen Thesen zur Dopingfreigabe und Alkohol beim Skifahren für Schlagzeilen, inzwischen meidet er die Journalisten. Bode Miller fühlt sich missverstanden. In Whistler reagiert er ungehalten auf die Frage, was er von Lindsey Vonns Schienbein-Verletzung halte – seine US-amerikanische Teamkollegin war zuletzt schon wieder auf dem Weg der Besserung. „Ich habe davon nur von Euch Reportern gehört, und das ist ja normalerweise nicht die beste Quelle für Informationen“, sagte Miller.

Goldmedaille fehlt noch in Millers Sammlung

Es ist schon jetzt sicher, dass Bode Miller in die Sportgeschichte eingehen wird als einer der exzentrischsten Menschen, die je den alpinen Skisport betrieben haben. Die amerikanische Ski-Legende Phil Mahre erzählt, er habe neulich mit einem Helfer der Winterspiele in Turin gesprochen. „Sie können dort in Turin keinen Sieger der alpinen Wettbewerbe nennen, aber an Bode Miller können sie sich erinnern“, sagt Phil Mare, „und es sind keine guten Erinnerungen.“ Sollte Bode Miller, der sich in allen fünf Wettbewerben Medaillenchancen ausrechnet, in Vancouver eine Goldmedaille gewinnen, dürfte das sein Image auch nicht mehr entscheidend ändern. „Das ist so wie es ist“, sagt Phil Mare.

Vielleicht aber kann Bode Miller sein Image an einem anderen Ort verbessern. Zuletzt hat er verkündet, sich für die US Open qualifizieren zu wollen – im Tennis. Ab April gibt es in den USA bei regionalen Turnieren die Chance, sich für die Qualifikation des New Yorker Grand- Slam-Turniers zu qualifizieren. Als ehemaliger High-School-Meister von Maine dürfte das Unterfangen nicht völlig aussichtslos sein. Seine Familie besitzt auch ein Tenniscamp. Es könnte allerdings auch passieren, dass er es sich wieder anders überlegt.

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