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Weiß auf Weiß. Höfl-Riesch fuhr in St. Moritz zu verhalten und wurde Elfte.Foto: AFP

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Ski Alpin: Der Weltcup pudert sich

Maria Höfl-Riesch hält in dieser alpinen Skisaison als einzige Etablierte mit der neuen Generation mit. Beim Weltcup-Rennen in St. Moritz kam sie allerdings nur auf Platz elf.

Die Attraktion des Weltcup-Wochenendes im Engadin passte auf den ersten Blick nicht so richtig in die Region der Schönen und Reichen. Sie war grau, trug den Schriftzug einer Schweizer Sportladenkette und stand mitten im Zielraum, dort, wo die Skirennläuferinnen ihre Anoraks und Schuhe deponiert hatten. Es handelte sich um einen Container, der eine seltsame Anziehungskraft auf einige junge Damen in Rennanzügen ausübte. Dort warteten nicht nur Getränke, sondern auch Visagisten mit Puder, Lipgloss und Lidschatten. Die hatte der Veranstalter in St. Moritz extra angestellt, auf Bitten einiger Skirennläuferinnen, wie es hieß. Die würden sich im Ziel oft vorkommen „wie gerupfte Hühner“, sagte Andri Schmellentin vom Organisationskomitee.

Maria Höfl-Riesch fand es witzig, sie habe auch mal „kurz nachgepudert“. Aber lange aufgehalten hat sie sich damit nicht. Es war ja auch wichtiger, auf der Piste gut auszusehen. Das Bild, das sie beim Weltcup in St. Moritz abgab, hätte jedoch noch etwas Schminke vertragen. Etwas ernüchtert stieg sie am Sonntagnachmittag in den Hubschrauber, der sie und ein paar andere Läuferinnen nach Courchevel brachte, wo am Dienstag ein Slalom stattfindet. „Es ist nicht so richtig geflutscht“, sagte Maria Höfl-Riesch.

Nach zwei schweren Fehlern reichte es am Samstag im Super-G nur zum achten Platz. Einen Tag später im Riesenslalom verbremste sie den ersten Lauf und klagte: „Ich kam einfach nichts ins Fahren.“ Im Finaldurchgang fuhr sie solide, mehr aber auch nicht. Höfl-Riesch landete auf Platz elf. „Es fehlte ihr das gewisse Zutrauen, um frecher und engagierter zu sein“, fand der Sportdirektor des Deutschen Skiverbandes, Wolfgang Maier. „Maria ist hier auf Platzierung gefahren, nicht am Limit.“

Die Tage von St. Moritz spiegeln aber den Eindruck, den Maria Höfl-Riesch in diesem Winter auch bei den Trainern hinterlässt, nicht ganz wider. Sie wirkt im Schlussspurt ihrer Karriere extrem fokussiert. „Ihre Priorität liegt wieder auf dem Sport“, findet Maier. Und zum ersten Mal seit zwei Jahren ist sie vor Weihnachten noch gut dabei im Kampf um den Gesamtweltcup. Einmal war Lindsey Vonn bereits nach den Überseerennen enteilt, in der vergangenen Saison setzte sich Tina Maze ab. Die Amerikanerin gibt aber nach ihrer Kreuzbandverletzung in diesem Winter nur Stippvisiten im Weltcup. Und Maze kommt nicht so richtig in Tritt. Der dritte Platz im Riesenslalom war erst ihre zweite Podestplatzierung.

Allein Maria Höfl-Riesch schafft es von den Etablierten, sich im Kreis einer Garde junger Wilder zu behaupten. Die vierfache Saisonsiegerin Lara Gut aus der Schweiz, die Liechtensteinerin Tina Weirather, Siegerin des Super-G-Rennens am Samstag, und Anna Fenninger aus Österreich drängen mächtig nach vorne und leiten einen Generationswechsel ein.

Ganz überraschend kommt es nicht, dass die Etablierten plötzlich Konkurrenz bekommen. Lara Guts Stern war bereits 2008 in St. Moritz aufgegangen, als sie mit 16 Jahre zum ersten Mal aufs Podest fuhr. Aber Verletzungen und Spannungen mit dem Schweizer Skiverband bremsten die Hochbegabte. Tina Weirather schien früh in die Fußstapfen ihrer berühmten Eltern, der Doppel-Olympiasiegerin von 1980, Hanni Wenzel, und des Abfahrtsweltmeisters von 1982, Harti Weirather, treten zu können. Aber dann spielten ihre Knie nicht mit. Mal war das eine kaputt, mal das andere und einmal sogar erwischte es beide gleichzeitig. Die 24-Jährige kämpfte sich stets zurück und ist nun so gut wie noch nie.

Lara Gut aber hat bei ihrem Heimrennen zum ersten Mal gespürt, was es bedeutet, Favoritin zu sein. „Das war nicht so einfach“, gab sie zu. „Daran muss ich mich erst einmal gewöhnen.“ Nach dem siebten Platz im Super-G schied sie am Sonntag aus, wie auch Weirather. Deshalb durfte sich Maria Höfl-Riesch doch als Gewinnerin des Wochenendes fühlen, denn sie verkürzte den Rückstand auf Gut und liegt im Gesamtklassement nur noch 21 Punkte zurück. „Es bringt nichts, im Dezember schon zu rechnen“, findet die Deutsche. Zumindest stehen die Chancen gut, dass es im neuen Jahren noch etwas zu rechnen gibt für sie.

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