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Ski alpin: Diplom-Physiker als Cheftrainer

Der neue Trainer der Herren-Skimannschaft, Christian Scholz, erwartet keine Wunderdinge von seinem Team. Er steht für die Politik der kleinen, aber konstanten Schritte vorwärts. Mit der österreichschen Mannschaft hat er bereits bewiesen, dass er sehr erfolgreich arbeitet.

Mit dem Weltcup der alpinen Skirennfahrer betritt der neue Herren-Cheftrainer Christian Scholz eine fremde Bühne, auf der sein Ensemble nicht die ganz großen Rollen übernehmen dürfte. "Ich werde mich an kleinen Erfolgen erfreuen können. Man kann keine Wunder erwarten, dafür sind die Lücken zu groß. Aber ich möchte eine deutliche Steigerung erreichen", sagt der 46-Jährige. Bei der Führung seiner neuen Mitarbeiter baut der frühere Vertriebsleiter auch auf seine Erfahrungen in anderen Branchen. "Es ist nicht viel anders, als Verkäufer dazu zu bringen, möglichst viel zu verkaufen."

Mit dem Diplom-Physiker Scholz, der beim Auftakt des alpinen Winters am Wochenende in Sölden in seine erste Saison geht und damit die Nachfolge des Österreichers Werner Margreiter antritt, geht der Deutsche Skiverband (DSV) einen neuen Weg. Der joviale Margreiter, der mit der dominierenden Ski-Nation Österreich in den 90er Jahren herausragende Erfolge als Chef feierte, zählte zu den großen Namen im Weltcup-Zirkus. Nachwuchstrainer Scholz war dagegen nur Insidern bekannt.

Akribie statt Aufsehen

"Ich wollte keinen Reißer kaufen, keinen Hitzfeld. Ich wollte weg von den Namen und hin zu einem Konzept, in dem Leute arbeiten, die das Ziel haben, guten alpinen Skisport zu bieten", erläutert Alpin-Direktor Wolfgang Maier seine Entscheidung. Für das geforderte konzeptionelle Arbeiten glaubt er in Scholz den richtigen Mann gefunden zu haben - teamfähig und akribisch: "Wenn du ein System zusammenbringen willst, brauchst du Leute, die noch arbeiten wollen und auch die kleinen Dinge tun."

Scholz, der neben seinem Job in der IT-Branche als Skilehrer-Ausbilder, Regionaltrainer oder bei der C-Mannschaft der Damen auch im Sport arbeitete, soll als eine Art Manager fungieren und das Miteinander im Herren-Bereich von alt bis jung fördern, was zuletzt nicht immer gegeben war. "Das hatte nicht unbedingt etwas mit meinem Vorgänger zu tun, sondern eher mit Nachwuchstrainern, die sich selbst als kleine Fürsten produzierten", schildert Scholz, der die "Leistungsorientierung von Aktiven und Trainern verbessern will".

Vorbild Skandinavien

Gerade die Lücken im Europacup will er so schnell wie möglich schließen. "Scholz wird vom Weltcup bis in die Jugendjahrgänge die Funktion eines Bindegliedes und Managers einnehmen", ließ der Verband verlauten. Scholz will dem Beispiel der Schweden, Norweger oder Amerikaner folgen, die ebenfalls keine gewaltige Breite im Nachwuchs haben, aber immer gute Skifahrer.

Die Aufgabe ist für Scholz eine "große Herausforderung", aber ein dankbarer Job sieht angesichts des kleinen Teams anders aus. Seine öffentliche Wertschätzung dürfte mit den Erfolgen von Vorzeigefahrer Felix Neureuther stehen und fallen. "Wenn er nicht fit ist, dann sieht die Bilanz deutlich schlechter aus", weiß der Cheftrainer.

Mit einer Portion Neugierde blickt Scholz dem Weltcup-Debüt entgegen. "Ich kenne die Weltcup-Rennen auch bloß aus dem Fernsehen, aber ich kann mich auf ein kompetentes Trainerteam verlassen", betont der Traunsteiner. Alpin-Direktor Maier beruhigt seinen neuen Mann: "Es ist kein Unterschied, ob du Weltcup oder Europacup fährst. Die Stangen und Tore sind blau und rot, der Schnee ist weiß. Und du musst möglichst schnell von oben nach unten kommen." (mit dpa)

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