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© DDP

Ski alpin: Garmisch leuchtet

Zu Hause gewinnt Neureuther den Slalom und Maria Riesch die Kristallkugel.

Berlin - Die Busse haben sie jeweils auf beiden Seiten mit riesigen Köpfen beklebt. Links eine lächelnde Maria Riesch, rechts ein grinsender Felix Neureuther. Das ist das Pflichtprogramm. Neureuther und Riesch wohnen in Garmisch-Partenkirchen, logisch, dass Busse mit ihren Porträts durch die Stadt kurven, wenn vor Ort, am berühmten Gudiberg, das Weltcup-Finale im Ski alpin stattfindet. Aber dass tausende Fans begeistert jubeln, dass sich viele in die Arme fallen, dass nicht bloß Rosi Mittermaier und Christian Neureuther, die Eltern von Felix Neureuther, Tränen in den Augen haben und dass ihr Sohn begeistert schreit: „Heute Abend wird Garmisch brennen“, das hatte niemand als Pflichtstoff betrachtet, das war der emotionale Höhepunkt dieses Saisonfinales.

Erst gewann Felix Neureuther seinen zweiten Weltcup-Slalom. Dann sicherte sich Maria Riesch den Gesamt-Weltcup im Slalom. Neureuther gewann auf jener Strecke, auf der sein Vater am 5. Januar 1974 schon triumphiert hatte. Maria Riesch konnte als Dritte des Slaloms die kleine Kristallkugel erst nach einem dramatischen Finish greifen. Auf dem Gudiberg finden in einem Jahr die alpinen Weltmeisterschaften statt: Diese gesamte Dramaturgie hätte sich ein PR-Manager ausdenken können. Aber so lief es wirklich ab, der Alltag braucht manchmal keine Reißbrett-Entwürfe.

Für Neureuther hatte dieser Sieg eine enorme symbolische Bedeutung. Der Slalom-Spezialist löst sich vom Bild des ewigen Talents, das nur durch Zufall auch mal gewinnt. Im Januar hatte der 25-Jährige den Slalom von Kitzbühel gewonnen, da haben ihn alle gefeiert. Natürlich, Kitzbühel ist ein Klassiker. Aber ganz schnell hatten auch alle Kritiker vorgerechnet, wie oft er in dieser Saison ausgeschieden ist, dass er in Alta Badia 25. und in Zagreb Neunter geworden ist. Im Dezember hatte er sogar ans Aufhören gedacht.

Und dann Whistler, die Olympischen Spiele. Der Slalom – ausgeschieden natürlich. Aber zuvor hatte Neureuther unerwartet Platz acht im Riesenslalom belegt, für den Slalom-Spezialisten eine enorme Genugtuung. Trainer, Medien und andere Beobachter warteten gespannt, ob er auch unter größerem Druck, im Slalom, Nervenstärke besitzt. Garmisch war die Antwort. „Vieles ist nicht so gelaufen, wie ich mir das vorgestellt habe“, sagte Neureuther. „So entschädigt zu werden, ist traumhaft.“

Dass Maria Riesch nervenstark ist, das weiß jeder. Aber ob sie nach den beiden Goldmedaillen in Whistler auch den Slalom-Gesamtweltcup gewinnen würde, das wusste niemand. Und die Antwort gab es erst, nachdem Marlies Schild als letzte Fahrerin des Rennens durchs Ziel gefahren war. Die Österreicherin gewann, und damit fehlten ihrer Landsfrau Kathrin Zettel drei Punkte zum Weltcup-Sieg. Zettel kam in Garmisch auf Rang zwei, Maria Riesch belegte Platz drei. Die 25-Jährige verkündete: „Dass ich hier gewonnen habe, das ist der Wahnsinn. Ein Wintermärchen. Aber ich hatte auch Riesenglück.“

Anders gesagt: Sie profitierte vom Riesenpech ihrer Schwester Susanne. Die war nach dem ersten Lauf Dritte gewesen, sie hätte ihrer Schwester entscheidende Punkte im Gesamtklassement nehmen können. Aber dann fädelte Susanne Riesch ein. „Ihr Ausfall tut mir leid, aber das sicherte mir wohl die entscheidenden Punkte“, sagte Maria Riesch.

Es hat gebrannt in Garmisch am Samstagabend. Und mitgefeiert hat auch Susanne Riesch. Das gehört zum Pflichtprogramm.

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