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Vancouver 2010 - Ski alpin

© dpa

Ski Alpin: Riesch holt Gold in der Kombination

Nur einen Tag nach ihrem achten Platz in der Abfahrt gewinnt Maria Riesch ihre erste olympische Goldmedaille – ihre größte Konkurrentin Lindsey Vonn scheidet im Slalom aus.

Den Moment, in dem sie Olympiasiegerin wurde, bekam Maria Riesch nicht mit. Während die führende US-Amerikanerin Lindsey Vonn durch den Slalomkurs kurvte, ordnete die deutsche Skirennläuferin im Zielraum ihre Kleidung. Erst zog Maria Riesch eine schwarz-rot-goldene Mütze auf, dann hängte sie sich die Skibrille um den Hals und drehte sie nach vorne. In diesem Moment hörte sie ein Aufstöhnen der Zuschauer – und als sie wieder auf die Videowand blickte, hatte sie die olympischen Superkombination gewonnen. Lindsey Vonn war gestürzt.

Verhalten nahm Maria Riesch zunächst die Nachricht vom ersten Olympiasieg ihrer Karriere hin. Womöglich konnte sie ihr Glück noch gar nicht fassen, dass sie nur einen Tag nach dem enttäuschenden achten Platz in der Abfahrt eine Goldmedaille gewonnen hat. Platz zwei mit 94 Hundertstelsekunden Rückstand belegte die Amerikanerin Julia Mancuso, die am Vortag bereits Silber gewonnen hatte.

Anja Pärson holt einen Tag nach ihrem schweren Sturz Bronze

Mit 1,05 Sekunden Rückstand und Platz drei ist Anja Pärson ein noch größeres Comeback gelungen als Maria Riesch. Die Schwedin war in der Abfahrt am Vortag schwer gestürzt, die entsetzten Zuschauer wähnten sie auf dem Weg ins Krankenhaus. Stattdessen fuhr Anja Pärson am nächsten Tag zu Bronze, ihrer insgesamt sechsten Olympiamedaille.

Das deutsche Alpinteam hingegen feierte die erste Medaille, seit Martina Ertl in Salt Lake City 2002 in der Kombination Bronze gewann. „Das ist der Hammer, Gold, das ist der Hammer“, sagte Maria Riesch. „Ich wusste, dass ich gut drauf bin. Das war kein Vergleich zum Vortag.“ Den Grundstein für ihre Goldmedaille hatte Riesch bereits in der Kombinationsabfahrt gelegt. Die Strecke „Franz’ Run“ bezwang sie mit der zweitbesten Zeit, obwohl sie im oberen Streckenabschnitt eine Bodenwelle übersehen hatte, die sie einige Meter durch die Luft fliegen und für mehrere Zehntelsekunden von der Strecke abkommen ließ. „Natürlich erschrickt man da“, sagte sie zwischen den Läufen. Im unteren Abschnitt aber machte sie Zeit sogar auf die überragende Abfahrerin Lindsey Vonn gut – und staunte im Ziel zunächst über ihre Zeit. Trotz ihres Fehlers fehlten ihr nur 33 Hundertstelsekunden auf die Erstplatzierte Vonn. Dann klatschte sie ihre größte Rivalin und beste Freundin ab.

Gina Stechert riskiert im Slalom zu viel

„Ich bin froh, dass ich heute wieder auf dem Level bin“, sagte Maria Riesch nach der Kombinationsabfahrt, „nur drei Zehntel hinten, ich glaube, es war schon eine starke Wiederauferstehung.“ Auch ihre Teamkollegin Gina Stechert überzeugte im ersten Lauf mit Platz sechs auf einer entschärften Abfahrtspiste, im Slalom aber schied sie im oberen Teil aus. Die Abfahrt war nach zahlreichen Stürzen am Vortag deutliche entschärft worden. „Wir werden den Abfahrtslauf für die Slalomfahrerinnen so leicht wie möglich machen“, hatte Rennleiter Atle Skardal nach dem olympischen Abfahrtslauf am Mittwoch gesagt. Die Schwedin Anja Pärson war nach einem 58 Meter weiten Sprung spektakulär auf die eisige Strecke geknallt. „Ich habe die ganze Zeit Schmerzen gehabt, vor allem bei den Sprüngen“, sagte Anja Pärson. Sie hatte schmerzhafte Prellungen an Schultern, Rücken und Gesäß erlitten. Umso beeindruckender war ihre Fahrt zur Bronzemedaille nur einen Tag später.

Vor der Kombinationsabfahrt ist der Zielsprung, auf dem die Fahrerinnen von den zahlreichen Wellen durchgeschüttelt und entkräftet ankommen, abgetragen worden. Zudem starteten die Fahrerinnen vom tiefer gelegenen Ersatzstart. Vor ihrem Slalomlauf zur Goldmedaille hätte Maria Riesch an der Talstation in Whistler Creekside beinahe den nächsten Fehler begangen. Als Riesch gerade ihre langen Abfahrtsski gegen die kurzen Slalomski getauscht hatte, stapfte sie in Richtung Creekside-Gondel. Unmittelbar vor der Gondelkabine hielt sie inne – und drehte in letzter Minute noch um in Richtung Vierersessellift, in Richtung Slalomhang. Es war tatsächlich der Tag, an dem Maria Riesch alle ihre Fehler wieder gut gemacht hat.

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