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Vancouver 2010 - Ski alpin

© dpa

Ski Alpin: Vonn gewinnt Abfahrt - Riesch weit zurück

Topfavoritin Lindsey Vonn aus den USA hat nach einem überragenden Lauf Gold in der Damen-Abfahrt gewonnen. Maria Riesch war chancenlos - auch weil die Schwedin Anja Pärson direkt vor ihr schwer stürzte.

Anja Pärson ruderte mit den Armen, doch es half ihr nichts mehr. Die Wucht der Landung nach einem Flug über 58 Meter war zu viel für ihren Körper. Zum Entsetzen der Zuschauer, vor deren Augen sich der Unfall unmittelbar abspielte, knallte die Schwedin mit voller Wucht in den Schnee, ihre Skier lösten sich von den Schuhen, regungslos rutschte sie über die Ziellinie. „Es war ein verrückter Sturz“, sagt die Schweizerin Nadia Styger, „sie kann glücklich sein, wenn sie nach diesem Sturz unverletzt geblieben ist.“ Anschließend musste sich Maria Riesch auf Piste wagen.

Die olympische Frauenabfahrt war eine Buckelpistenfahrt mit 110 Stundenkilometern. 8 von 45 Skirennfahrerinnen kamen nicht ins Ziel; am schwersten stürzt die Rumänin Edith Miklos, die das Fangnetz durchschlug und mit dem Hubschrauber abtransportiert werden musste. Über ihren und Pärsons Gesundheitszustand war bis Redaktionsschluss nicht bekannt. „Es war ein Kampf von oben bis unten“, sagte Lindsey Vonn, „die Sprünge waren höher und weiter als erwartet.“ Die US-Amerikanerin bewältigte den anspruchsvollen Kurs am Besten, nach 1:44,19 Minuten raste sie durch das Ziel und warf beide Arme jubelnd in die Höhe. Sie hatte ihre Landsfrau Julia Mancuso um 0,56 Sekunden abgehängt, die drittplatzierte Österreicherin Elisabeth Görgl folgte gar mit 1:46 Minuten Abstand. „Es ist das coolste Gefühl, das ich je hatte, jetzt hier mit Julia als Erste und Zweite zu stehen“, sagte Lindsey Vonn. Julia Mancuso, die in Turin den Riesenslalom gewonnen hatte, weinte Freudentränen. „Ich bin ein Mädchen, also weine ich“, sagte sie. Maria Riesch hingegen trauerte.

Mit Startnummer 22 war sie mit 2,07 Minuten Rückstand lediglich auf Rang acht gefahren, Gina Stechert überraschte mit einem guten zehnten Platz. Vor Maria Riesch waren bereits fünf Läuferinnen gestürzt, das Rennen musste jeweils unterbrochen werden. „Es sind ein paar Sachen zusammengekommen“, sagte Maria Riesch, „viele sind vor mir gestürzt, aber ich bin auch nicht ganz so gut gefahren.“ Schon im oberen Streckenabschnitt hatte sie viel Zeit verloren. „Grundsätzlich habe ich es selbst verbockt“, sagte sie. Zwar hatte sie die letzte Weltcupabfahrt gewonnen, doch Lindsey Vonn war am Mittwochvormittag bei traumhaft sonnigem Winterwetter eine Klasse für sich.

Acht Damen stürzen

Schon einen Tag vor Beginn der Spiele hatte die 25 Jahre alte US-Amerikanerin die Schlagzeilen bestimmt. Sie gab auf einer Pressekonferenz bekannt, dass eine schmerzhafte Schienbeinprellung ihre Olympiahoffnungen bedrohen könnte. Die Aufregung war groß in den US-amerikanischen Medien. Die anschließende wetterbedingte Verschiebung der Super-Kombination kam der Amerikanerin deshalb sehr gelegen. „Ich glaube nicht, dass ihre Verletzung so schlimm ist“, sagte Maria Riesch, die Lindsey Vonn in enger Freundschaft verbunden ist. Auch die kanadische Skirennfahrerin Kelly Vanderbeek hielt die Aufregung für eine PR-Aktion. „Sie weiß, wie sie mit den Medien spielen kann, und macht das auch sehr gut.“ Der Erfolg von Whistler scheint diese These zu bestätigen.

Lindsey Vonns erste olympische Goldmedaille wird wohl nicht ihre letzte bleiben. Die Weltcupführende kann die überragende Athletin dieser Olympischen Winterspiele werden, vier weitere Wettbewerbe stehen ja noch bevor. Ihr Gefühl für die Geschwindigkeit hat sie am Mittwoch unter Beweis gestellt, lediglich in den technischen Disziplinen Slalom und Riesenslalom könnten die Chancen ihrer Konkurrentinnen besser sein. „Vielleicht geht da noch was“, sagte Maria Riesch.

Für acht Fahrerinnen ging da auf „Franz’s Run“ gar nichts, sie wurden von der buckligen Piste abgeworfen. Die Französin Marion Rolland hatte allerdings nach drei Sekunden einen Anfängerfehler gemacht, geriet aus dem Gleichgewicht und stürzte peinlich. Alle anderen Läuferinnen aber waren Opfer der buckligen Abfahrt mit zahlreichen Sprüngen. „Es war nicht zu schnell, aber sehr bucklig, da braucht man viel Kraft“, sagte Nadia Styger, „es ist eines der kräftezehrendsten Rennen, die ich kenne.“ Ihre Teamkollegin Dominique Gisin stürzte wie Anja Pärson beim Zielsprung. „Der Sprung ist etwas seltsam“, sagte sie, „der Absprung ist nicht regelmäßig und du hast so ein hohes Tempo, dass du nicht auswählen kannst, wo du abspringst.“ Wirkliche Beschwerden über den Kurs aber gab es nicht. Die meisten dachten wohl wie die Britin Chemmy Alcott, die Dreizehnte wurde. „Es ist der perfekte Frauenkurs“, sagte sie. „Da kann man jede der Frauen fragen, alle wollen die Herausforderung haben.“

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