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Hochgefühl. Mikaela Shiffrin krönt ihre Weltcupsaison mit einem WM-Titel.

© afp

Ski-WM: Gold für die Jüngste

Die 17 Jahre alte Mikaela Shiffrin siegt im WM-Slalom und hat noch mehr vor.

Es war eine rührselige Angelegenheit, dieses finale Frauenrennen bei der Ski-WM in Schladming. Die junge Mikaela Shiffrin hielt im Zielraum des Skistadions noch einmal inne, ehe sie begann, den Triumph zu genießen. Sie ging vor den Augen von mehr als 30 000 Zuschauern in die Hocke, senkte den Kopf auf die Knie, und als sie ein, zwei Minuten später wieder aufstand, hatte sie feuchte Augen. Der Erfolg im Slalom, die Goldmedaille, war zwar nach der bisherigen Saison keine große Überraschung. Aber mit 17 Jahren bei einem Großereignis tatsächlich die Nerven zu behalten, ist eine ganz andere, besondere Sache.

„Ich kann es einfach nicht glauben“, sagte Mikaela Shiffrin. Oben auf der Tribüne hatten die Eltern mitgefiebert, und als feststand, dass die Tochter Weltmeisterin ist, den Slalom vor der Österreicherin Michaela Kirchgasser und Frida Hansdotter aus Schweden gewonnen hatte, brachen alle Dämme. Die Mama vergrub das Gesicht heulend in den Armen ihres Mannes. Jeff Shiffrin blieb auch nicht unberührt und wischte sich ebenfalls ein paar Tränen aus den Augen.

Am Rande der Feierlichkeiten war auch Maria Höfl-Riesch nahe daran zu weinen – allerdings vor Wut. Die Kombinationsweltmeisterin war auf dem Weg zur ihrer vierten Medaille in Schladming, als sie ein paar Tore vor dem Ziel einfädelte. „Das schmerzt schon“, sagte die 28-Jährige vom SC Partenkirchen. Im Ziel versetzte Höfl-Riesch zuerst der Bande einen Schlag, später kam Susanne Riesch, die Schwester, herbeigeeilt, um sie zu trösten. Die WM endete für Doppel-Olympiasiegerin so, wie sie eineinhalb Wochen zuvor begonnen hatte: Mit einer Enttäuschung. „Aber trotzdem kann ich erhobenen Hauptes nach Hause fahren. Ich habe mehr geschafft, als ich selbst und die anderen von mir erwartet haben.“

Für Shiffrin war der Riesenslalom vor zwei Tagen so etwas wie ein WM- Schnupperkurs. Sie landete auf dem sechsten Platz und durfte schon einmal dabei sein bei der Siegerehrung am Abend. Am Samstagabend aber sollte sie selbst ganz oben stehen, um Gold umgehängt zu bekommen.

Es ist der vorläufige krönende Abschluss einer unglaublichen Saison der US-Amerikanerin. Es ist gerade einmal 14 Monate her, dass Mikaela Shiffrin im Weltcup zum ersten Mal für Aufmerksamkeit sorgte. In Lienz war sie Dritte im Slalom geworden und hatte mit ihren damals erst 16 Jahren weder scheu noch aufgeregt, sondern erstaunlich abgeklärt gewirkt. Vor zwei Monaten gewann sie ihr erstes Weltcuprennen, es folgten zwei weitere Siege und nun ist sie Weltmeisterin. „Ich bin 17 und dieser Aufstieg ging so schnell, aber für mich hat es sich angefühlt, als ob es ewig dauert“, sagte sie.

Schon lange wusste man in den USA, dass es dort in Vail ein Wunderkind auf Ski gibt. Als Mikaela Shiffrin 2011 in den Nationalkader aufgenommen wurde, staunte Lindsey Vonn nicht schlecht. Sie habe noch nie zuvor eine junge Skirennläuferin mit einem derartigen Talent gesehen, erzählte die Doppel-Olympiasiegerin danach.

Shiffrins Gruppentrainer Roland Pfeifer sieht dies allerdings etwas anders. Er habe schon einige Jugendliche betreut, die genauso begabt gewesen seien. „Aber Mikaela geht mit ihrem Talent einfach anders um.“ Die Eltern, selbst begeisterte Skifahrer, haben sie auf dem Weg nach oben begleitet, aber nicht als überehrgeizige Karriereplaner. „Sie wurde so erzogen, dass man für den Erfolg hart arbeiten muss“, sagte Pfeifer. „Mikaela weiß, dass man nichts geschenkt bekommt. Sie arbeitet deshalb mehr als jede andere.“

Die Mutter begleitet die nun jüngste Slalom-Weltmeisterin seit Hanni Wenzel 1974 bei den Weltcuprennen in Europa – und passt auf, dass die Tochter für die Schule lernt. In diesem Sommer will Mikaela Shiffrin ihren Abschluss machen – und sich dann erst einmal ganz aufs Skifahren konzentrieren. Slalom und Riesenslalom sind längst nicht mehr genug, sie drängt in die schnellen Disziplinen. „Ihr Ziel ist es, Gesamtweltcupsiegerin zu werden“, sagt Pfeifer. „So schnell wie möglich.“ Die junge Dame aus den Vereinigten Staaten hat es eilig, und das nicht nur zwischen Torstangen.

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