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Traumabewältigung: Der Österreicher Klaus Kröll ist enttäuscht über seinen vierten Platz.

© dpa

Ski-WM in Schladming: Österreich wartet auf die Medaille

Seit 2007 gab es bei Großereignissen nicht einmal mehr eine Medaille für Österreich in der Königsdisziplin, der Männer-Abfahrt. Auch in Schladming geht das Leiden des Gastgebers weiter.

Die ausgelassene Stimmung im Skistadion von Schladming endete abrupt. Plötzlich wehten nur noch wenige rotweißrote Fahnen, die Musik verstummte für einen Moment. Klaus Kröll war der letzte der vier österreichischen Starter bei der WM-Abfahrt gewesen, die letzte Hoffnung auf den Sieg oder wenigstens eine Medaille. Aber ihm unterlief kurz vor dem Ziel ein Fehler. Kröll kam weit ab von der Linie und zu spät ins Ziel, zu spät für eine Medaille. Gold gewann Aksel Lund Svindal, der Norweger, vor Dominik Paris aus Italien und dem französischen Überraschungsdritten David Poisson. Kröll stand ein paar Sekunden wie ein schwer geschlagener Matador im Zielraum, dann schleppte er sich langsam hinaus, als ob er innerhalb der vergangenen gut zwei Minuten ein 30-Kilogramm-Paket aufgeschultert bekommen hätte.

Keine Medaille in der Männer-Abfahrt, schon wieder nicht. Der letzte Goldmedaillengewinner der rotweißroten Skination hieß Michael Walchhofer, er siegte vor zehn Jahren in St. Moritz. Seit 2007 gab es bei Großereignissen nicht einmal mehr eine Medaille in der Königsdisziplin für Österreich. Kröll verpasste das Edelmetall um 0,38 Sekunden. „Ich habe mich sehr schwer getan und unten ist mir die Kraft ausgegangen“, sagte der 32-Jährige aus dem nur knapp 30 Kilometer von Schladming entfernten Öblarn. Es habe ihn gewundert, dass es noch für so weit vorne gereicht habe. Trotzdem: „Vierter will man hier nicht werden“, sagte er, hier bei der Heim-WM. Den Platz hat Österreich allerdings bisher fest gebucht in Schladming: Anna Fenninger und Hannes Reichelt im Super-G, am Freitag dann Michaela Kirchgasser in der Superkombination. Aber sie war wenigstens nicht Beste ihres Teams. Nicole Hosp landete einen Platz vor ihr und holte damit wenigstens die erste Medaille für Österreich.

Allerdings zählt in Österreich in erster Linie Edelmetall in der Männerabfahrt, in zweiter Linie erst in allen anderen Disziplinen. „Die Glückseligkeit hängt am Abfahrtsgold“, titelte „Die Presse“ am Samstag. Die Schussfahrer aus dem Land der Berge gehörten bei der WM aber nicht unbedingt zu den Topfavoriten, der einzige Sieg in dieser Saison war Hannes Reichelt gelungen. Eine Medaille, bitteschön, hätte es allerdings schon sein dürfen. Reichelt schied aber nach einem Beinahe-Sturz aus, Matthias Mayer, der sich im letzten Training für den letzten freien Platz qualifiziert hatte, landete auf Rang 13. Der vierte Starter, Max Franz, fuhr mit einer kleinen Knieblessur auf den 23. Platz, direkt vor dem einzigen Deutschen, Stephan Keppler, der sich bei seiner Fahrt allerdings eine Kreuzbandzerrung und eine Verletzung am Knorpel zuzog.

In Österreich ist der Skirennsport eine Herzensangelegenheit. Die Pistenhelden werden verehrt wie andernorts Fußballspieler – manchmal auch ohne jede Distanz. Wenn ein österreichischer Abfahrer gewinnt, gewinnt ganz Österreich.

Noch ist nicht einmal die Hälfte aller Wettbewerbe vorbei, aber beim Gastgeber macht sich Tristesse breit. Immerhin, schrieben die „Salzburger Nachrichten“ nach dem dritten Platz von Nicole Hosp, tauche man jetzt schon im Medaillenspiegel auf. Die Österreicher ziehen schon Vergleiche mit der WM in Schladming vor 31 Jahren. Damals hatten die skiverrückten Gastgeber vor dem letzten Wettbewerb nur eine Medaille gewonnen, Bronze von Anton Steiner in der Kombination.

Die WM hatte schließlich Harti Weirather mit seinem Gold in der Abfahrt am letzten Tag gerettet. Dieses Mal beendet der Slalom die Titelkämpfe am kommenden Sonntag. Da haben die Österreicher in Marcel Hirscher immerhin den Topfavoriten am Start.

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