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Tina Maze.

© dpa

Ski-WM in Vail: Tina Maze: Zu viel Gold macht satt

Tina Maze hat bei der Ski-WM schon zwei Titel gewonnen. Doch statt weiterer Triumphe plant die slowenische Vielfahrerin ihren Abschied - sie will Lehrerin werden.

Beinahe wäre die Weltmeisterin kurz weggenickt. Alle Energie war aus Tina Mazes Körper gewichen. Eine halbe Stunde zuvor hatte sie im Zielraum noch mit letzter Kraft ein Rad geschlagen. Diese Übung ist ein Markenzeichen der Slowenin, aber selten einmal fiel es ihr so schwer. Am soeben absolvierten Slalomlauf der alpinen Kombination bei den Ski-Weltmeisterschaften im Beaver Creek Resort von Vail/Colorado allein kann es nicht gelegen haben, dass Tina Maze am Ende eines erfolgreichen Tages Mühe hatte, sich auf den Beinen zu halten.

Es ist das Leid der Vielfahrerin, denn als einzige Skirennläuferin der absoluten Weltspitze absolviert sie jedes Rennen, schon im Weltcup, und jetzt auch bei der WM. Die Kombination war bereits ihr dritter Start in Vail, insgesamt tritt sie fünfmal an, nur den Mannschaftswettbewerb am Dienstag ließ sie aus. In der vergangenen Saison war Maria Höfl-Riesch die einzige Mitstreiterin Mazes, und auch die mittlerweile zurückgetretene Deutsche hatte manchmal über die Belastung als Allrounderin geklagt.

„Du spürst nicht jeden Tag diesen hundertprozentigen Hunger zu gewinnen“, gibt Maze zu. „Und heute war so ein Tag.“ Sie musste ihre letzten Kräfte im Slalom mobilisieren, um wenigstens noch 0,22 Sekunden von ihrem komfortablen Vorsprung aus der Abfahrt vor der Österreicherin Nicole Hosp ins Ziel zu retten. Diese Goldmedaille hatte für Maze eine besondere Bedeutung. Sie habe bei den letzten Großereignissen immer zu den Favoritinnen in diesem Wettbewerb gezählt, „aber ich habe es nie geschafft. Heute hatte ich Gefühl, dass ich es machen muss, sonst wäre es komisch.“

Tina Maze hat ihrer ohnehin schon famosen Karriere in Colorado noch weitere Glanzpunkte hinzugefügt. Das Gold am Montag war das zweite nach dem in der Abfahrt, im Super G hatte sie Silber gewonnen. Noch kann sie in jedem WM-Wettbewerb eine Medaille holen und es damit dem Norweger Lasse Kjus nachmachen, der dieses Kunststück bei den Titelkämpfen ebenfalls in Vail vor 16 Jahren geschafft hatte. „Aber vorher brauche ich eine Pause.“ Zwei Tage bleiben ihr bis zum Riesenslalom am Donnerstag, um sich zu erholen.

Was passieren kann, wenn sie die Signale ihres Körpers überhört, hat Tina Maze im vergangenen Winter erfahren müssen. Sie und Andrea Massi, ihr Lebenspartner und Chef ihres kleinen Teams, hatten sich kaum eine Pause gegönnt nach ihrer Rekordsaison, in der sie mit 2414 Punkten den Gesamtweltcup gewonnen hatte und in 35 Rennen 24 mal auf dem Podest gelandet war. Sie wirkte kraftlos, als die Saison begann, und es fiel ihr schwer, sich zu motivieren. „Ich bin die Weltcup-Rennen nicht mit der gleichen Leidenschaft angegangen wie zuvor“, gibt sie zu. Sie konzentrierte sich dann auf Olympia, und damit dort alles gut gehe, entschieden sie und ihr Lebensgefährte, den Trainer zu wechseln. „Die Fahrerin kann ich ja nicht austauschen“, hat Andrea Massi damals gesagt. Die Wende klappte. Tina Maze kehrte mit zwei Goldmedaillen aus Sotschi heim und rettete so eine mittelmäßige Saison. Nach dem Winter strukturierte sie das Team wieder neu und holte den erfahrenen Trainer Valerio Ghirardi. Andrea Massi kümmert sich noch um das Konditionstraining und die Organisation des Teams. „Manchmal muss man neue Reize setzen“, sagt Maze.

Vielleicht waren es die letzten Reize. Tina Maze wird im Mai 32, sie ist seit 16 Jahren im Weltcup dabei, und egal, wie viele Medaillen in Vail herausspringen werden – sie hat Meilensteine gesetzt. Es kann nicht mehr viel kommen, deshalb will sie im Frühjahr entscheiden, ob sie überhaupt weitermacht. Die Karriere nach der Karriere hat sie jedenfalls schon vorbereitet. Tina Maze will Lehrerin werden, die Prüfungen bestand sie bereits im vergangenen Sommer, nun muss sie nur noch ihre Diplomarbeit abgeben. Im Frühjahr, wenn die Saison vorbei ist.

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