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Freier Fall. Der Kanadier Erik Guay kam am besten mit der WM-Abfahrt zurecht, die teilweise mehr als 92 Prozent Steigung hat.

© dpa

Ski-WM: Weiche Angelegenheit

Spektakuläre Stürze gab es bei der Abfahrt der Ski-WM nur nach dem Ziel – es siegte der Kanadier Erik Guay vor Didier Cuche. Super-G-Weltmeister Christof Innerhofer aus Italien wurde Dritter.

Manchmal lauert die Gefahr erst nach der Gefahr, so wie am Samstagvormittag auf der Kandahar-Abfahrtsstrecke in Garmisch-Partenkirchen. Als die Skirennfahrer den bis zu 92 Prozent steilen Sprung am Freien Fall hinter sich gelassen hatten, mit ihrer Oberschenkelmuskulatur knapp zwei Minuten lang unaufhörlich Schläge abgefedert hatten, die Ziellinie erschöpft, aber heil überquert hatten – dann fing die Schwierigkeit erst an. „Ich war erschöpft und der Auslauf war auch unruhig“, sagte Didier Cuche, „daher war es sehr schwierig zu bremsen.“ Der Schweizer stürzte wie manch anderer Fahrer im Auslauf und knallte in die aufblasbare Werbebande. Glücklicherweise war da die Zeit schon ausgelöst worden.

Didier Cuche ist bei der Männerabfahrt seiner Favoritenrolle gerecht geworden und hat die Silbermedaille gewonnen. „Ich bin überglücklich, dass ich eine Medaille geschafft habe“, sagte der Schweizer, „das war nicht selbstverständlich.“ 32 Hundertstelsekunden schneller raste lediglich der Kanadier Erik Guay, der eine Glückssträhne in Garmisch-Partenkirchen hat. Der erste Weltcupsieg vor vier Jahren, der erste Gesamtweltcupsieg im Super-G im vergangenen Jahr und nun der erste WM-Titel in der Abfahrt – all das widerfuhr ihm in Garmisch-Partenkirchen. Kein Wunder, dass der neue Weltmeister sagt: „Ich liebe Garmisch.“ Auf Platz drei fuhr der neue Super-G-Weltmeister Christof Innerhofer aus Italien. Ihm waren vor allem auf eisigem Geläuf gute Chancen zugesprochen worden, doch nun zeigte er eine neue Qualität. „Ich konnte zeigen, dass ich auch auf weichem Schnee schnell fahren kann“, sagte der Südtiroler.

Tatsächlich war der Schnee auf der Kandahar-Abfahrt in den vergangenen beiden Tagen weicher geworden – und verlor mit zunehmendem Rennverlauf weiter an Konsistenz. Somit waren jene Fahrer begünstigt, die eine vordere Startnummer gezogen hatten. Der Kanadier Erik Guay erhielt die Nummer zehn – noch so ein glücklicher Umstand. „Es war mit meiner Nummer 18 etwas schwieriger als mit der zehn“, bestätigte Didier Cuche.

Der Schweizer Sportler des Jahres 2009 hat in den vergangenen Jahren die Speedwettbewerbe der Männer dominiert. Er gewann seine insgesamt vierte Medaille bei einer WM, auch im Riesenslalom rechnet er sich, wenn auch kleinere, Chancen aus. Trotz seiner 36 Jahre weiß er noch nicht, wann er aufhören will. „Darüber mache ich mir im Frühling Gedanken“, sagte er.

Der muskelbepackte Rennfahrer beschwerte sich trotz seiner Medaille noch einmal über die Präparierung der Kandahar-Abfahrt. „Ich beklage mich nicht, dass es im Training eisig war“, sagte er. „Ich beklage mich, dass es innerhalb von 20 Metern 18 Schläge gibt." Er habe von den Veranstaltern und vom Renndirektor Günter Hujara wissen wollen, warum das so sei. Aber er habe keine Antwort bekommen. „Wenn das bewusst gemacht wurde, ist das nicht fair“, sagte er, „vielleicht wollten einige dass es mehr Spektakel gibt, aber man hatte Glück, dass nicht mehr passiert ist.“

Die weiche Piste trug zur Gefahrenentschärfung bei. So blieb die Abfahrt der Männer von Stürzen weitestgehend verschont. Allerdings fuhr der deutsche Junioren-Weltmeister Andreas Sander durch ein Tor hindurch, stürzte und bangt nun um sein Knie. „Es ist instabil, ich muss mich durchchecken lassen“, sagte er. Tobias Stechert hingegen schaffte es mit Rang 31 immerhin das Rennen heil zu überstehen – und den Auslauf auch.

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