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Sport: Skilanglauf: Glückwunsch an den früheren Erzfeind

Vor kaum einem halben Jahr haben sie sich nicht einmal angesehen, geschweige denn ein Wort miteinander geredet. Am Sonnabend jedoch nach dem Weltcup-Rennen über 15 km im klassischen Stil auf der Olympia-Loipe von 2002 in Soldier Hollow reichten sich Johann Mühlegg und René Sommerfeldt die Hand.

Vor kaum einem halben Jahr haben sie sich nicht einmal angesehen, geschweige denn ein Wort miteinander geredet. Am Sonnabend jedoch nach dem Weltcup-Rennen über 15 km im klassischen Stil auf der Olympia-Loipe von 2002 in Soldier Hollow reichten sich Johann Mühlegg und René Sommerfeldt die Hand. Der nach Spanien gewechselte Allgäuer hatte drei Tage nach seinem Sieg über 30 km in freier Technik die Konkurrenz noch deutlicher hinter sich gelassen und übernahm die Führung in der Gesamt-Weltcupwertung (412 Punkte). Seinem früheren Erzfeind aus Oberwiesenthal beglückwünschte Mühlegg zum überraschenden vierten Rang. Sommerfeldt war damit wie schon über die doppelte Freistil- Distanz, als er Dritter wurde, schnellster Deutscher. Axel Teichmann (Lobenstein) kam als 13., Jens Filbrich (Oberhof) als 21. ein.

Ihr Verhältnis sei jetzt so, als hätte es niemals eine Mauer des Schweigens gegeben, sagte der Skijäger aus dem Erzgebirge zum freundlichen Umgang miteinander. Nach der Trennung vor drei Jahren vom Deutschen Ski-Verband (DSV) wegen seiner so genannten "Geisteraffäre" hatte Mühlegg alle einstigen Mannschaftskameraden mit Missachtung gestraft. "Seit August ist das jedoch vorbei. Der Zufall wollte es so", verrät Sommerfeldt. Beim Wettkampf im Otepabä (Estland) konnte der blonde Spanier dem 26 Jahre alten Sportsoldaten nicht aus dem Wege gehen. Da sie die einzigen Aktiven aus ihren Ländern waren, mussten sie fünf Tage zusammen ein Hotelzimmer teilen.

"Im ersten Moment war uns beiden nicht wohl", so Sommerfeldt. Doch dann verstanden sie sich "prima wie gute Kumpels. Am letzten Tag sind wir ausgegangen und haben die Puppen tanzen lassen", erzählte der Elfte des Gesamt-Weltcups (196) mit einem süffisanten Lächeln. Von Mühleggs Spiritismus habe er nichts gespürt. "Er hatte weder Kerzenständer noch Weihwasser dabei", bekräftigte Sommerfeldt, der in einem Monat beim WM-Championat in Lathi um Medaillen mitlaufen möchte.

Ob Mühlegg geläutert ist, erscheint fraglich. Seiner selbst ernannten portugiesischen Heilsdame Justina Agostinho hält der Weltcup-Titelverteidiger, der sich in der Form seines Lebens" wähnt, noch immer die Treue, wie bei einigen Weltcuprennen zu sehen war. Über sein Mysterium redet der besessene Selfmademan, der sich als "Trainingsmaschine" bezeichnet, nach wie vor mit niemandem. Auch nicht mit Sommerfeldt. Und auch auf geschickt verklausulierte Fragestellungen amerikanischer Journalisten antwortete der 30-Jährige wie gewohnt mit Schulterheben und Schweigen.

Bevor er mit den deutschem Sportlern den Versöhnungskurs einschlug, hat Mühlegg bereits im vorigen Frühjahr bei Jochen Behle vorgesprochen und gefragt, ob er nicht wieder ins alte Team zurückkommen kann. Der Weltcup-Koordinator des DSV wäre einer Rehabilitierung der Reizfigur keinesfalls abgeneigt. Der Herausforderung, diesen Individualisten wieder zu integrieren, würde er sich gern stellen. "Doch es ist offenbar zu viel kaputt gemacht worden", bedauerte der Teamchef. Denn ein Comeback, hat DSV-Sportdirektor Thomas Pfüller klar gestellt, werde es nie geben.

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