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Skispringen

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Skispringen: Nicht vom Himmel gefallen

Vor zehn Tagen schien festzustehen, dass am Ende der Vierschanzentournee die Österreicher als Sieger hervorgehen würden. Dann kam der Regen von Bischofshofen und wirbelte das Klassement durcheinander. Das sorgt bei den Deutschen für eine überraschende Wendung.

Der österreichische Skisprungtrainer Alexander Pointner brachte kurzzeitig den deutschen Bundestrainer aus dem Konzept. „Jetzt habe ich den Faden verloren“, sagte Peter Rohwein und blickte hilfesuchend in die Runde, „wo waren wir gerade stehen geblieben?“ Rohwein wirkte überrascht, weil Pointner ihm die Hand geschüttelt und gesagt hatte: „Die österreichische Mannschaft gratuliert auch der deutschen.“ Das war bis zuletzt nicht zu erwarten gewesen. Nur umgekehrt.

Vor zehn Tagen schien festzustehen, dass am Ende der Vierschanzentournee die Österreicher als Sieger hervorgehen würden. Dann kam der Regen von Bischofshofen und wirbelte das Klassement durcheinander. Und plötzlich zählte die deutsche Mannschaft neben Rekordtourneesieger Janne Ahonen zu den Gewinnern. „Das ist ein Happy End“, sagte Peter Rohwein, „das hätten wir so nicht erwartet.“ Im Gesamtklassement landete Michael Neumayer auf dem dritten Platz, Martin Schmitt wurde Achter. „Ich hätte mich auch über einen sechsten Platz gefreut“, sagte Neumayer. Mehr Deutsche als Österreicher sprangen unter die besten zehn im Gesamtklassement der Tournee. Was dem bisherigen Saisonverlauf vollkommen widerspricht.

Allein dem Regen wollte Rohwein die unerwarteten Erfolge nicht zuschreiben. „Es war natürlich schwierig“, sagte er, „aber wir haben zum richtigen Zeitpunkt den perfekten Sprung gemacht.“ Neumayer konnte wie Ahonen und Thomas Morgenstern den widrigen Bedingungen trotzen, andere Favoriten schafften es nicht einmal in die Finalrunde der besten 30. „Das darf nicht die Leistung derjenigen schmälern, die das ein bisschen besser gemeistert haben“, sagte Rohwein. Neumayer zeigte etwas mehr Mitgefühl mit den unerwartet Ausgeschiedenen. „Es kann immer mal sein, dass es schneit, regnet oder windet, das gleicht sich normalerweise in der Saison aus“, sagte er, „aber jetzt ist es schade, weil es um die Gesamtwertung der Tournee ging.“

Der Bundestrainer hat allen Grund, sich den Erfolg der Vierschanzentournee nicht klein reden zu lassen. Vor zehn Tagen war sein Job noch akut gefährdet gewesen, nun kann er beruhigt in das Gespräch am Mittwoch mit Sportdirektor Thomas Pfüller und den Stützpunktleitern gehen. Von diesen hatte Heinz Küttin vor der Tournee kritisiert, es sei keine Zusammenarbeit mit Rohwein möglich, er gebe dem Nachwuchs keine Chance. Nach dem 20. Platz des 19 Jahre alten Severin Freund im Regenspringen von Bischofshofen schlug Rohwein zurück. „Severin Freund hat gezeigt, dass wir gute Leute im Jahrgang 88 bis 91 haben, es war eben nicht immer nur leeres Geschwätz, das ich gehalten habe“, sagte er, „die jungen Leute werden zum richtigen Zeitpunkt ihre Chance erhalten und müssen sie dann auch nutzen.“

Im Weltcup vertraut er allerdings weiterhin auf das Kernteam, zu dem auch Georg Späth (22.) und Michael Uhrmann (46.) zählen. Letzterer muss in den nächsten Wochen Sondertrainingseinheiten absolvieren. „Ich erwarte, dass sich der Rest der Mannschaft an den Erfolgen hochziehen kann“, sagte Rohwein. Mit der Skiflug-WM in Oberstdorf wartet im Februar noch ein letzter Höhepunkt auf die Skispringer. Rohwein aber wollte schon am Sonntag ein wenig feiern. „Wir werden noch ein Gläschen Sekt trinken“, sagte er. Und vielleicht noch einen Toast auf den Regen aussprechen.

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