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© AFP

Slalom der Männer: Zu viel Schwung

Giuliano Razzoli holt im Slalom das erste Olympia-Gold für Italiens Skirennnfahrer seit Alberto Tomba 1992. Für die deutsche Hoffnung Felix Neureuther endet der Wettkampf hingegen vorzeitig.

Whistler - Wie es aussieht, sind die Olympischen Winterspiele in der Familie Neureuther alleine die Domäne der Mutter. Rosi Mittermaier kehrte einst mit zwei Gold- und einer Silbermedaille behangen aus Innsbruck zurück, Vater Christian fiel im Slalom ohnehin eher durch Stürze auf, und der Sohn Felix Neureuther hat sich mit den Winterspielen auch noch nicht richtig angefreundet. In Turin war er in Riesenslalom und Slalom ausgeschieden. Am Samstag in Whistler Creekside war erneut nach 27 Sekunden alles vorbei.

„Im ersten Moment kann man gar nicht glauben, dass es vorbei ist“, sagte Felix Neureuther, „ich hatte oben ein sehr gutes Gefühl.“ Doch dann kam er mit zu viel Schwung an eine Stange und bekam die Kurve nicht mehr. „Ich wollte den Ski in das Flache reinlaufen lassen“, sagte der 25 Jahre Slalomspezialist, „das war ein Tick zu viel, ich habe mich hinten reingesetzt, und dann war es vorbei.“ Es siegte Giuliano Razzoli, der das erste Olympia-Gold für Italiens Skirennfahrer seit Alberto Tomba 1992 gewann, vor dem Kroaten Ivica Kostelic auf Platz zwei und dem Schweden André Myhrer.

Neureuther hatte insgeheim mit einer Medaille geliebäugelt

Felix Neureuther gab hinterher zu, dass er im Slalom entgegen seiner ursprünglichen Aussagen doch mit einer Medaille geliebäugelt hatte. „Man nimmt sich das Größte vor“, sagte er, „aber im Slalom ist das so eine Sache, ich habe mir eine Disziplin ausgesucht, die nicht den kleinsten Fehler verzeiht.“ Allerdings kommen diese Fehler bei ihm häufiger vor als bei anderen. „Das Leben geht weiter“, sagte Neureuther, „jetzt muss ich vier Jahre warten und es noch einmal probieren.“

Sein bestes olympisches Ergebnis bleibt der Riesenslalom in Whistler, bei dem er auf Rang acht gefahren ist. „Im Riesenslalom habe ich gezeigt, was ich drauf habe“, sagte er, „ich weiß, dass ich im Slalom zu den besten der Welt gehöre.“ Seine schönsten olympischen Momente erlebte er jedoch als Partygast bei den Erfolgen der deutschen Frauenmannschaft, die mit drei Goldmedaillen nach Hause fährt. „Ich habe die Momente sehr genossen, wir wohnen ja im selben Haus“, sagte Neureuther, „ich wollte einen drauf setzen, das hat leider nicht funktioniert.“ Als nächstes wichtiges Ziel wartet nun auf ihn die Heim-Weltmeisterschaft 2011 in Garmisch-Partenkirchen. „Es kommen noch viele Jahre“, sagt er, „ich bin erst 25 Jahre alt und nicht 35 oder 40.“ Er sei bereits gefragt worden, ob er weitermache. „Da habe ich mir gedacht: Habt ihr eigentlich einen Dachschaden?“ Im Zielraum hat er dann noch ein Familienmitglied getroffen. Es war Vater Christian. „Scheiße, hat er gesagt“, berichtet Felix Neureuther, „was soll er sonst sagen?“

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