zum Hauptinhalt
262533_0_6212888f.jpg

© dpa

Slalom-Gesamtweltcup für Maria Riesch: Wie einst Rosi Mittermaier

Maria Riesch gewinnt nach dem WM-Titel auch den Slalom-Gesamtweltcup. So wie Rosi Mittermaier 1976 – auch wenn Slalom und Schnee heute ganz anders sind als damals.

Berlin - Siegfried Riesch versuchte es gestern dreimal, immer vergeblich. Er bekam keine Verbindung mit dem Handy seiner Tochter. Maria Riesch ist gerade in Ofterschwang im deutschen Mannschaftshotel, offenbar ist dort das Netz so schlecht, dass nichts geht. Er hätte ihr gerne ausführlich gratuliert zu ihrem Erfolg: Gesamtsiegerin im Slalom-Weltcup. Maria Riesch landete beim Weltcup-Slalom in Ofterschwang zwar nur auf Rang fünf, aber zum Gewinn der Slalom-Kristallkugel reichte das.

Mit Herzklappen-Entzündung auf die Piste

Aber Siegfried Riesch hätte ihr auch gerne noch gesagt, sie solle doch bitte kurz vor dem Saisonende noch auf sich aufpassen. Die leichte Herzklappen-Entzündung, die Ärzte am Donnerstagabend bei ihr diagnostizierten, ist schließlich nicht bloß ein Wehwehchen wie ein Schnupfen. Die Mediziner pumpten die Weltmeisterin mit Antibiotika voll, damit sie überhaupt auf die Piste konnte. Und Fieber hatte Maria Riesch am Freitag dann auch noch. Trotzdem reichte es zum großen Erfolg, 33 Jahre nach dem Triumph von Rosi Mittermaier aus Reit im Winkel. Die hatte 1976 auch WM-Titel und Slalom-Gesamtweltcup in einer Saison gewonnen.

Man kann natürlich Vergleiche zwischen Rosi Mittermaier und Maria Riesch herstellen. Das ist dann so, als würde man einen aufgemotzten Tourenwagen mit einem hoch modernen Formel-1-Rennwagen vergleichen. Schon die Technik war damals ganz anders. Es gab keine Carving-Ski, ein perfekter Umsteigeschwung war das Maß aller Dinge. Die Hoch-Tief-Bewegungen waren viel ausgeprägter, teilweise hüpften die Fahrerinnen regelrecht um die Stangen.

Pisten aus blankem Eis

Vor allem aber fuhren Stars in der Ära Mittermaier noch auf klassischem Naturschnee. Heute jagen die Fahrerinnen auf beinhartem Kunstschnee ins Ziel; ohne extremen Kanteneinsatz fliegt man raus. „Die Pisten sind aus blankem Eis. Als normalsterblicher Fahrer bringen Sie da keinen einzigen Schwung zustande“, sagt Christian Neureuther, der Mann von Rosi Mittermaier, früher selbst ein Weltklassefahrer und Vater des deutschen Slalom-Stars Felix Neureuther. Heute wird Wasser unter die Piste gedrückt, damit die Strecke richtig hart und anspruchsvoll ist. Und auf Carving-Ski fährt man eine ganz andere Technik. Die Beine arbeiten viel mehr als früher, der Oberkörper dagegen viel weniger.

Und natürlich hetzten einem früher nicht ständig Reporter und Fotografen hinterher. Die stressige Tour von Fernsehstudio zu Fernsehstudio musste Rosi Mittermaier vor allem nach den Olympischen Winterspielen 1976 in Innsbruck absolvieren. Da gewann sie Gold im Slalom und in der Abfahrt sowie Silber im Riesenslalom. Da wurde die unkomplizierte Frau mit dem herzlichen Lachen zur Legende.

Siegfried Riesch ist mit ihr und mit ihrem Mann eng befreundet, die Familien sind quasi Nachbarn. Vater Riesch feierte gestern im Übrigen doch noch einen kleinen Erfolg: Eine SMS an seine Tochter ging durch.

Zur Startseite