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Slalom-Weltcup: Druckabfall am Gudiberg

Kein Grund zur Traurigkeit: Kurz vor der WM erlöst Maria Riesch als Slalom-Zweite sich und ihre angespannten Trainer. Anschließend gibt sie und ihre Fans ein Fest für die Siegerin Lindsey Vonn.

Auch ein zweiter Platz zählt manchmal wie ein Sieg, und so verwandelte sich der Gudiberg von Partenkirchen gestern Nachmittag zu Ehren von Maria Riesch doch noch in ein großes Volksfest. 300 Riesch-Jünger des Fanklubs samt Blaskapelle aus dem Schwarzwald, 5000 Zuschauer samt Ikone Rosi Mittermaier – alle feierten ihre heimische Heldin, die mit einer Aufholjagd im packenden Finale des Weltcup-Slaloms noch aufs Podest gefahren war. Dass bei der Siegerehrung die US-amerikanische Hymne für Lindsey Vonn erklang, konnte auch Riesch leicht verschmerzen: Wenn sie schon selbst nicht gewinnt und ihre eindrucksvolle Serie von zuletzt vier Slalom-Erfolgen schon reißen muss, dann lässt sie als gute Gastgeberin am liebsten ihrer besten Freundin den Vortritt. Vonn gewann mit respektablem Vorsprung von 0,90 Sekunden vor Riesch und der Slowenin Marusa Ferk.

Das Ergebnis kam erst durch unfreiwillige Hilfe der österreichischen Nachbarn zustande, weil die beiden Führenden Kathrin Zettel und Michaela Kirchgasser Nerven zeigten und nicht ins Ziel fanden. „Natürlich hätte ich hier zuhause gerne gewonnen“, sagte Riesch, so wie Martina Ertl als letzte Deutsche am Gudiberg 1995, und gerne hätte sie auch „den fünften Sieg draufgepackt“. So eine Serie schafften bisher im Slalom nur die Schweizerin Vreni Schneider und die Kroatin Janica Kostelic. Riesch schrieb ihre Chancen gestern fast schon nach dem ersten Durchgang ab, den sie mit „leicht verbremster Fahrt“ nur als Sechste beendete. „Da war noch die Handbremse drin.“ Im zweiten Lauf löste sie die Bremse. „Dann musste ich voll attackieren.“

Am Ende überwog die Erleichterung, dem heimischen Publikum in diesem „besonders aufregenden Rennen“ eine große Show geboten zu haben. „Der Druck war schon groß, jeder hat viel erwartet, ich selbst natürlich auch.“ Vor allem nach zuletzt drei Ausfällen in Zauchensee und Cortina d’Ampezzo und dem Verlust der Führung im Gesamtweltcup beruhigt Riesch das Gefühl, wieder aufs Podest fahren zu können.

Zum Riesch-Festival am Gudiberg trug auch Marias Schwester Susanne bei. Im zweiten Durchgang schlug sie nicht nur die ältere Schwester, ihre Laufbestzeit hielt sogar bis zum Schluss, womit Susanne noch von Rang 30 auf sieben fuhr. Was dem Rennsprecher und Maria-Riesch-Fanklub-Vorsitzenden Wolfgang Hostmann ein zweifelhaftes Vergnügen ersparte. Der hatte noch öffentlich angekündigt: „Wenn die Susi Sechste wird, trinke ich eine Maß Eierlikör.“ Das war knapp. Mit den Rieschs, Kathrin Hölzl (Bischofshofen/11.), Marianne Mair (Reichersbeuren/16.) und Nina Perner (Karlsruhe/23.) landeten fünf der gestarteten zehn deutschen Damen unter den Top 30. Von einer „extremen Erleichterung für das ganze Team“ sprach Alpindirektor Wolfgang Maier, und vom „richtigen Ergebnis zur richtigen Zeit. Es war extrem wichtig, dass so etwas beim Heimrennen passiert.“

Bei der am Dienstag beginnenden WM dürfte Ähnliches passieren. Maria und Susi Riesch sowie Hölzl sind für den Slalom qualifiziert, über die vierte Starterin wird noch beraten. Maria Riesch hat sich viel vorgenommen für die Titelkämpfe in Val d’Isere: „Natürlich will ich um Medaillen mitkämpfen.“ Als Mitfavoritin gilt sie in der Kombination sowie im Slalom. Wenn es nicht klappt, darf sie sich wenigstens mit Kristall trösten. Den Slalom-Weltcup führt Riesch weiter an, 140 Punkte vor Vonn, bei noch zwei ausstehenden Rennen: „Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn ich diese Kugel nicht gewinne.“

Jörg Köhle[Garmisch-Partenkirchen]

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