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Kann wieder lächeln. Ronnie O'Sullivan verteidigt seinen WM-Pokal.

© AFP

Snooker: Weltmeister O’Sullivan gibt sein Comeback bekannt

Erlösung für die Snooker-Welt: Ronnie O'Sullivan beendet seine selbst auferlegte Auszeit vom Sport und wird im April seinen Weltmeistertitel in Sheffield verteidigen.

Berlin - Erholt sah er aus. Und die aufgetürmte Haifischflossenfrisur von Ronnie O’Sullivan signalisierte schon vor der Pressekonferenz in London, dass der gut gelaunte Mann Erfreuliches zu verkünden hatte: nicht weniger als die Erlösung für die professionelle Snooker-Welt. Der Weltmeister bricht sein Sabbatjahr ab und kehrt im April bei der Weltmeisterschaft an den Tisch zurück, um seinen Titel zu verteidigen. An sich hatte der 37-Jährige aus den West Midlands die Saison für sich für beendet erklärt. Und es war schwammig, ob der Mann mit dem martialischen Spitznamen „The Rocket“ überhaupt noch mal die Queues als Profi in die Hand nehmen würde. Am Dienstag sagte O’Sullivan nun: „Mir wurde langweilig. Ich habe eine Pause gebraucht, aber nun ist es an der Zeit zurückzukommen und das zu machen, was ich die meiste Zeit meines Lebens gemacht habe.“

Sicher, es wäre angesichts der vielen neuen Märkte in Asien und in Europa in der expandierenden Snookerszene langfristig auch ohne Ronnie O’Sullivan gegangen. Doch mit dem viermaligen Weltmeister ist es besser: Denn wie kaum eine andere Sportart lebt die telegene Billardvariante von den Geschichten hinter den Köpfen. Wenn die Spieler stundenlang an den Tischen stehen, ist eben auch spannend, für was die Männer abseits ihres Sports stehen. Und da hatte das Snooker – abgesehen von dem viel zu früh gestorbenen Paul Hunter – seit Jahren niemanden, der für so viele Geschichten steht wie O’Sullivan. Er hat Skandale überlebt, seine Drogensucht wohl besiegt und Depressionen immer wieder bekämpft. Familiäre Tragödien, sein Vater saß wegen Totschlags im Gefängnis, seine Mutter wurde wegen Steuerhinterziehung verurteilt, haben ihn – auch wenn sie schon aus den Neunzigerjahren sind – immer begleitet.

Vor gut einem Jahr gewann O’Sullivan die German Masters in Berlin. Die Atmosphäre im Tempodrom war, gemessen an den britisch korrekten Gepflogenheiten bei dieser Sportart, rustikal. Laute „Ronniiiieeeee“-Rufe begleiteten das Finale von O’Sullivan gegen Stephen Maguire aus Schottland. O’Sullivan hatte bereits 3:6 zurückgelegen, siegte aber noch 9:7. Nach dem Triumph hielt er gerührt eine lange Rede vor den Zuschauern und erzählte, wie viel Spaß ihm sein Sport wieder bereite. Im April 2012 ließ er dann in Sheffield seinen vierten Weltmeistertitel folgen, bevor er die Szene vor dem Start der neuen Saison mit der Verkündung seiner Auszeit überraschte. Es hieß, er wolle persönliche Angelegenheiten regeln. Das sah unter anderem so aus: Das Boulevardblatt „The Sun“ zeigte O’Sullivan dabei, wie er auf einem Bauernhof in Essex einen Schweinestall ausmistete.

Ronnie O’Sullivan wird bei seinem Comeback als WM-Titelverteidiger als Nummer eins gesetzt, obwohl er aus den Top 16 der Welt herausgefallen ist. Der größte Star des Snooker gab seine Entscheidung zwei Tage vor dem Meldeschluss für die WM bekannt. Seine Erfolgschancen sieht Ronnie O’Sullivan trotz mangelnder Matchpraxis – Anfang der Saison hatte er ein einziges Turnier gespielt – als gut an. „Ich habe nie meine Kraft verloren“, sagte er am Dienstag. Nun sei er erholt und Snooker habe er ohnehin nie als physisch oder mental anstrengend empfunden. Nun also heißt es es auf Wiedersehen Langeweile. Ronnie O’Sullivan sagte: „Ich saß zu Hause und habe darüber nachgedacht, dass es besser ist, ein Spiel in Sheffield 0:10 zu verlieren, als mich weiter im Tagesrhythmus mit Mittagessen, Abendessen und Ausruhen zu bewegen.“ Claus Vetter

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