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© AFP

Snowboard: Mister McTwist

Snowboard-Superstar Shaun White zeigt bei seinem Olympiasieg in der Halfpipe, dass er der Konkurrenz immer noch einiges voraus hat.

Die Begleitmusik passt schon einmal. „TNT“ von AC/DC donnert am unteren Ende der Halfpipe aus den Boxen, als Shaun White am oberen Ende steht und sich zu seinem letzten Lauf bereit macht. 4400 Zuschauer haben sich zu seinen Füßen versammelt und wollen nun sehen, wie der Mann, der anders ist als alle anderen Halfpiper, sein Dynamit zündet.

Olympisches Gold hatte er bereits 2006 gewonnen. In Cypress Mountain steht er als letzter Starter im zweiten Durchgang bereits als Sieger fest. Weil jeweils der bessere der beiden Finalläufe zählt und keiner von den Konkurrenten die Wertung des Amerikaners aus dem ersten Lauf erreicht hat. Also beginnt nun die Flugschau – und Shaun White bietet der Halfpipegemeinde, was sie sehen will: Einen Sprung, den an diesem eisigen Abend keiner der zwölf Finalisten gezeigt hat – und keiner zeigen kann. Den atemberaubenden Double Cork, einen Doppelsalto mit Schraube, haben einige der White-Jäger inzwischen ebenfalls drauf. Mit seinem abschließenden Double McTwist 1260 aber ist White allen voraus. Wieder einmal. Christophe Schmidt, einziger deutscher Starter und am Ende 20., sagt ganz ungeniert: „Er legt vor, die anderen legen nach.“

Weil das alles so ist, wird Shaun White von seinen Kollegen einerseits bewundert, andererseits umwabert ihn die Aura des unausstehlichen Genies. „Es gibt eine Menge Dummschwätzer da draußen, aber ich respektiere ihn“, sagt Scott Lago, der hinter seinem überragenden Landsmann und dem Finnen Peetu Piiroinen Dritter wurde. Respekt, auch für die Darbietung des Double McTwist als dem Highlight des olympischen Wettbewerbs.

Eine Uraufführung erlebten die Zuschauer aber nicht. Bei den Winter-X-Games Ende Januar in Aspen hatte sich White schon einmal an das neueste Zuckerstück gewagt. Beim ersten Versuch knallte er da mit dem Kopf gegen die obere Halfpipekante, sein Helm flog durch die Luft, White schlitterte benommen dem Ziel entgegen. Eine kurze Untersuchung beim Doktor, dann startete er eine Stunde später im Finale, landete den Double McTwist sicher – und hatte gewonnen.

Am Mittwoch stand er jubelnd in der monströsen Anlage , die groß wie ein zehnstöckiges Haus in der Landschaft steht. Er schmiss sein Brett durch die Luft und tanzte mit Lago durch den Schnee. „Als ich da oben stand“, erzählte er später über den Sprung des Abends, „sagte mein Coach zu mir: Mach’ es nicht – es sei denn, du stehst ihn.“ White, der sich mit seinem Snowboard so unfassbar hoch in die Luft schrauben kann, stand den Double McTwist – und sagte: „Ich wollte nicht den weiten Weg nach Vancouver gekommen sein ohne hier die großen Waffen ausgepackt zu haben.“

Und was bleibt ihm nach so einem Tag? „Keine Ahnung“, sagt Shaun White erst, überlegt kurz und verkündet dann: „Schlafen. Und danach die Welt erobern.“

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