zum Hauptinhalt

Sport: So viel der Ehre

Stefan Hermanns über einen Nachmittag voll bewegender Momente Der bewegendste Moment der 40. FußballBundesligasaison ereignete sich, als die 40.

Stefan Hermanns über einen Nachmittag voll bewegender Momente

Der bewegendste Moment der 40. FußballBundesligasaison ereignete sich, als die 40. Fußball-Bundesligasaison bereits eine Viertelstunde beendet war. Um kurz nach halb sechs hatten die Fans von Borussia Mönchengladbach ein neues Ziel ihrer swingenden Nicht-Abstiegsfeierlichkeiten entdeckt. „Wir woll’n Hans Meyer seh’n“, sangen sie. Hans Meyer zierte sich zunächst ein bisschen, erhob sich schließlich von seinem Platz auf der Tribüne und ging die Stufen zum Spielfeld herunter. Jenseits des Zauns wartete Ewald Lienen, der Trainer von Borussia Mönchengladbach. Meyer umarmte Lienen oder umgekehrt, so genau war das nicht auszumachen, und dann schoben sie gemeinsam mit den Fans die Welle an.

Bis zum 1. März hat Hans Meyer selbst noch die Profis von Borussia Mönchengladbach trainiert. Als er damals, genervt vom Abstiegskampf und seinen medialen Begleiterscheinungen, seinen Rücktritt erklärte, lag die Mannschaft auf Platz 16. Lienen wurde sein Nachfolger, rettete die Mannschaft am letzten Spieltag vor dem Sturz in die Zweite Liga und sagte nach seiner geglückten Rettungsaktion, dass Hans Meyer „den verdienten Lohn bekommen hat“. Zum ersten Mal seit seinem Rücktritt war Meyer wieder im Stadion, und schon vorher hatte er gewusst, „dass ich sicher nicht mit Steinen beschmissen werde“. Meyer wird in Mönchengladbach verehrt, immer noch und vielleicht für immer, doch was am Samstag auf dem Bökelberg passiert ist, hat es in der Bundesligageschichte noch nicht gegeben. Ewald Lienen wurde „ganz wehmütig ums Herz“, und am liebsten wäre er wohl für immer auf dem Rasen und im Stadion stehen geblieben.

Die Ehrerbietung des Publikums war nur der bewegendste vieler bewegender Momente an diesem Nachmittag. Als die Gladbacher Spieler mit einem Zug durchs Stadion ihren Verbleib in der Liga feierten, jubelten selbst die Bremer Fans mit, deren Mannschaft gerade die Qualifikation für den Uefa- Cup verspielt hatte. Arie van Lent trug Mikael Forssell auf den Schultern in die Nordkurve. Van Lent hat in dieser Saison kein Tor geschossen, weil er fast ein Dreivierteljahr verletzt war. Forssell kam als Leihgabe im Winter, schoss sieben Tore zum Klassenverbleib und kehrt jetzt wohl zum FC Chelsea zurück. Die Gladbacher würden den Finnen gerne behalten, können ihn aber nicht bezahlen. Forssell selbst weiß noch nicht, wo er demnächst arbeiten wird. Bei seiner Entscheidung „können auch Gefühle eine Rolle spielen“, sagte er, „aber professionell muss man auch sein“. An diesem Nachmittag hätte man das glatt vergessen können.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false