zum Hauptinhalt

Sport: So weit die Knie tragen

Nadal widersetzt sich noch mal seinem Körper

Vor dem Eingang auf der Rückseite des Center Courts, der lediglich den erlauchten Mitgliedern des All England Clubs vorbehalten ist, hatten sich einige tausend Fans an den langen Absperrzaun gedrängt. Nicht einmal für Queen Elizabeth II., die dem bedeutendsten Turnier der Welt in der ersten Woche nach 33 Jahren Abstinenz eine Stippvisite gewährte, hatten dort so viele Menschen ausgeharrt. Sie hofften, einen Blick auf den neuen Champion erhaschen zu können. Und dann kam Rafael Nadal die Treppe hinunter, den goldenen Challenge Cup in Händen. Applaus brandete auf, und das Gekreische hallte wie wohl sonst nur bei Boygroup-Konzerten.

Nadal nahm sich Zeit, schritt den Zaun entlang, gab Autogramm um Autogramm und posierte geduldig für Fotos. Es schien, als würde der 24 Jahre alte Spanier diese besondere Zuneigung zutiefst genießen, als hätte er etwas nachzuholen. Etwas, das er vor einem Jahr nicht bekommen hatte.

„Als ich im vergangenen Jahr verletzt fehlte, war dies der schwierigste Moment meiner Karriere“, hatte Nadal noch kurz zuvor auf dem Center Court gesagt. „Als ich Freitag hier gegen den Lokalmatadoren Murray spielte, sind mir die Zuschauer mit sehr viel Respekt begegnet. Das wäre nicht auf allen Plätzen der Welt so, und dafür möchte ich mich bedanken.“

Doch zunächst sah es gegen Murray nicht danach aus, als würde Nadal auf dem Rasenbelag triumphieren. Doch er schaffte es nun vier Mal in Folge ins Endspiel von Wimbledon. Von Platz eins der Weltrangliste hatte er Roger Federer schon länger gestoßen, nun übernahm Nadal auch dessen Zepter als Regent von Wimbledon.

Noch vor einen halben Jahr deutete wenig darauf hin. Nach einer Zwangspause wegen entzündeter Knie kam er nur langsam in Tritt. In der Winterpause legte er Muskeln zu, was seinen Knien jedoch nicht bekam. Im Halbfinale der Australian Open musste Nadal aufgeben und pausierte fünf Wochen. Zu Beginn der Sandplatzsaison schmerzte das linke Knie so stark, dass eine Behandlung nötig wurde. Dennoch gewann Nadal drei Masters-Titel und triumphierte bei den French Open. In der ersten Woche von Wimbledon plagte ihn das rechte Knie. Seine Teilnahme am Davis Cup sagte Nadal ab: „Ich habe viel Arbeit vor mir, wenn ich für die Hartplatzsaison bereit sein will.“

Nie war Nadal in seiner Karriere fit in New York angekommen, in Flushing Meadows ging ihm stets vorzeitig die Puste aus. Nadal betreibt Raubbau an seinem Körper. Dass die Konkurrenten hungriger denn je geworden sind, macht es Nadal nicht leichter, seine aktuelle Vormachtstellung zu verteidigen. „Die US Open zu gewinnen“, sagt der Spanier, „wird eines der Ziele sein für den Rest meiner Karriere.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false