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Sport: So weit sein

Hertha BSC will international spielen – und den selbst gemachten Druck aushalten

Berlin – Endlich durften es die Spieler auch vor den Mikrofonen kundtun. „Wir sind auf Kurs“, sagte Kapitän Arne Friedrich. Und Yildiray Bastürk fügte hinzu: „Unser internes Saisonziel ist jetzt auch offiziell: Wir wollen in den Uefa-Cup.“ So hatten es die Verantwortlichen von Hertha BSC, die vor der Saison einen „einstelligen Tabellenplatz“ erreichen wollten, für den Fall eines Sieges bereits vor dem Spiel gegen Arminia Bielefeld angekündigt.

Das war der erste Schritt, den zweiten machten dann die Spieler. Nach dem nicht einmal überzeugenden 3:0 gegen Bielefeld vermittelten sie den Eindruck, dass sie sich sogar darüber freuen, von jetzt an mit ihren eigenen Ambitionen auch von außen konfrontiert zu werden. „Das Selbstvertrauen, sich zu ihren Zielen zu bekennen, hat sich die Mannschaft nach und nach erarbeitet“, sagt Trainer Falko Götz. „Im psychischen Bereich gab es große Reserven, wenn man sich den Umgang mit dem Druck im Abstiegskampf vor einem Jahr ansieht.“

Das ist lange her. Erst ein Mal, beim 0:1 in Stuttgart am 22. Spieltag, haben die Berliner in der Rückrunde in der Bundesliga verloren. Hertha spielt in dieser Saison auch deshalb wieder oben mit, weil die Mannschaft anders auftritt – und nicht umgekehrt. Für den Trainer ist dies ein Teil der schrittweisen Weiterentwicklung des Teams. „Es war wichtig für die Mannschaft, dass der Druck von außen nicht so früh aufgebaut wurde“, sagt Manager Dieter Hoeneß. Jetzt ist es offensichtlich so weit, den nächsten Schritt in der Entwicklung zu gehen. „Klares Bekenntnis, klare Konzentration“, sagt Falko Götz.

Diese Konzentration auf ein eindeutiges Ziel entspricht auch der Spielweise der Mannschaft, die gegen Bielefeld einmal mehr mit wenigen Chancen durch die beiden Treffer von Thorben Marx und den von Bastürk ein optimales Ergebnis erzielte. „Die Mannschaft hat gelernt, zweckmäßig und zielorientiert zu spielen“, sagt Falko Götz. Und auch so zu denken, denn in den Köpfen der Spieler waren die negativen Seiten des Sieges schnell abgehakt. „Nach einem 3:0 muss man auch nicht immer das Haar in der Suppe suchen“, sagte Manager Dieter Hoeneß. Lange reden wollte über das mühsame Spiel gegen eine lange Zeit bessere Bielefelder Mannschaft keiner mehr, alle sprachen schnell nur noch von den positiven Aspekten, den drei Punkten und dem neuen offiziellen Saisonziel.

In den ausstehenden acht Bundesligaspielen werden Herthas Spieler und Verantwortliche ständig an der eigenen Vorgabe gemessen werden. Und sie wollen diese dauerhafte Auseinandersetzung mit ihren großen Zielen nicht nur aushalten, sondern zu ihrem Vorteil nutzen. „Das kann uns sogar helfen, wenn wir es schaffen, positiven Druck aufzubauen“, sagt Falko Götz. Es ist eng in der Bundesligatabelle rund um Hertha auf den Rängen drei bis sieben, und wenn man genau hinhört, lässt sich erkennen, dass bei dem Tabellenfünften aus Berlin tatsächlich ein gesundes Selbstvertrauen vorhanden ist. Denn das offizielle Ziel Uefa-Cup-Platz scheint auch das Erreichen des dritten Platzes, über den man sich für die Champions League qualifizieren kann, nicht auszuschließen. „Wir müssen von einem Platz für den Uefa-Cup ausgehen. Aber alles, was darüber hinausgeht, nehmen wir natürlich gerne mit“, sagt Yildiray Bastürk. „So weit wie möglich nach oben“ soll es laut Arne Friedrich gehen. Auch der Trainer denkt ähnlich. „Es liegt an uns, welche Anstrengungen wir unternehmen, um das eine oder andere unerwartete Ding zu landen“ sagt Götz.

Hertha befindet sich in der eigenen Wahrnehmung also schon fast wieder zwischen zwei Schritten in der eigenen Entwicklung. Das „klare Bekenntnis“ zum Verteidigen des Uefa-Cup-Platzes geht mit den verklausulierten Gedanken an das Erreichen der Champions-League-Qualifikation einher. Wahrscheinlich ist es das, was Falko Götz unter positivem Druck versteht.

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