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Sport: Soldat mit Humor

Basketballer Jurica Golemac tritt selbstbewusst bei Alba Berlin an. Vor Trainer Luka Pavicevic hat er viel Respekt – aber keine Ehrfurcht

Berlin - Der Neue traut sich was. Nein, Luka Pavicevic war früher nicht sein Vorbild. Sondern Drazen Petrovic, der kroatische NBA-Star, der 1993 tödlich verunglückte. „Ich habe ihn bewundert. Seinetwegen haben die Kinder angefangen Basketball zu spielen“, sagt Alba Berlins Neuzugang Jurica Golemac und fügt lachend hinzu: „Ich glaube nicht, dass wegen Luka jemand angefangen hat zu spielen. Aber er war ein wichtiger Spieler.“ Das könnte man in der Tat so sagen: Pavicevic, seit gestern Golemacs Trainer, gewann als Spielmacher der legendären Mannschaft von Jugoplastika Split dreimal die Basketball-Europaliga.

Geschwärmt hat Golemac nie von Pavicevic, überzeugt ist er aber durchaus von ihm: Der 32 Jahre alte Power Forward, Nachfolger des wegen mangelnder Integrationsbereitschaft verabschiedeten Kenan Bajramovic, sah vor der Vertragsunterschrift keine Notwendigkeit, mit dem Trainer mal zu telefonieren. Aussagen anderer Profis über den Coach reichten ihm. „Ich bin der Soldat, er ist der General“, erklärte Golemac gestern gut gelaunt bei seiner Vorstellung. Erst nach dem Medientermin lernte er Pavicevic und einige seiner Teamkollegen kennen, die ihn mittags in einem ersten Crashkurs in Albas Spielsysteme einweihten.

„Ich weiß alles über Alba, ich habe bestimmt schon zehnmal gegen Berlin gespielt“, erzählte Golemac, der vor zehn Tagen vom Interesse des Bundesligisten erfuhr. Mit Union Ljubljana hat er ebenso gegen Alba gekämpft wie mit Efes Istanbul und Hapoel Jerusalem. Zuletzt stand er einige Wochen beim Europaligasieger Panathinaikos Athen unter Vertrag, bei dem mehrere Spieler verletzt ausfielen. Als sie wieder fit waren und ihm nur der Platz auf der Ersatzbank blieb, zog es Golemac zur nächsten Station seiner Europareise. Deutschland ist bereits das achte Land, in den es den 2,09 Meter großen Profi verschlägt, der in der vergangenen Saison für Panellinios Athen und Lottomatica Rom auflief. „Er hat schon früher während der Saison den Verein gewechselt, ist spielintelligent, erfahren und hat einen guten Wurf“, sagt Alba Berlins Sportdirektor Henning Harnisch. Golemac, der am Sonntag in der Bundesliga gegen Braunschweig sein Debüt geben könnte, reizt an Alba, „dass ich hier um Pokale spielen kann“.

Berlin kennt er, 2006 war er mit Freunden bei der Fußball-WM und sah im Olympiastadion Kroatiens Niederlage gegen Brasilien. Golemac hat die kroatische und die slowenische Staatsangehörigkeit und legt Wert darauf, „dass die kroatische die richtige ist, die basketballerische ist die slowenische“. Seit neun Jahren spielt er für Slowenien und nahm auch an der EM 2009 in Polen teil.

Vor dem nächsten Einsatz ist aber erst einmal Alba dran. „Ich werde versuchen, es besser zu machen“, kündigte Golemac in Anspielung auf die Probleme mit seinem Vorgänger an. Ein bisschen Frotzelei in Richtung seines neuen Trainers muss trotzdem sein.

Helen Ruwald

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